Warten auf den Zusammenbruch von Obamas Gesundheitsreform?

Der neue US-Präsident hat letzte Woche bei der Reform der Gesundheitsreform Obamas eine (faktische) Abstimmungsniederlage einstecken müssen, der erste wirklich tiefgehende setback seiner Amtszeit. Der Abstimungs-Rückzieher zeigt hauptsächlich, dass das zugrunde liegende Problem nicht einfach und ohne Opfer zu produzieren gelöst werden kann. Das US-Gesundheitswesen ist noch verkorkster als die europäischen Systeme (und das will was heißen). Trump will Obamacare jetzt unter der eigenen Last zusammenbrechen lassen, “denn es gehört zu 100% Nanci Pelosi und Chuck Schumer (dem. Politikern).”

Medien – fake oder nicht   :mrgreen: – spekulieren inzwischen darüber, etwa zerohedge und Atlanta-Journal Constitution -, dass der Krach am 22. Mai erfolgen könnte. Als Grund dafür wird eine eventuell ausbleibende 7 bis 10 Mrd. Dollar ausmachende staatliche Geldspritze zur Förderung von Versicherungsprämien genannt.

Das im Hintergrund stehende Hin- und Her soll nicht interessieren – es zeigt die paradoxe Verkehrung der politischen Fronten durch die Amtsübernahme eines republikanischen Präsidenten.

Die Trump’sche Erwartung, dass Obamacare crasht, ist nicht so weit hergeholt – stehen doch im heurigen Jahr durch die Bank massive Prämienerhöhungen an, während sich gleichzeitig die Versicherungen immer mehr diesem verlustträchtigen Markt entziehen (wo sie keine Angebote machen, müssen sie auch keine versicherungsmäßigen Problemfälle übernehmen).

Es ist freilich nicht überzeugend, dass das Ausbleiben eines einstelligen Milliardenbetrags das Scheitern eines Systems auslöst, in das laut OECD-Datenbank pro Jahr 1.418 Mrd. Dollar Beiträge und Steuern fließen (nur “government schemes and compulsary contributory health care financing schemes”, 2014).

Von der Papierform her ist das US-Gesundheitswesen teurer als die (fast) exklusiv staatlichen Systeme in Europa – aber nicht, weil mehr Staat billiger wäre, sondern weil in den USA zusätzlich zu den staatlichen Ausgaben mehr privates Geld fließt (bei zweifelsohne besseren Resultaten für die Zuzahler).

Alles in allem wenden die Amerikaner 16,9 und die Deutschen 11,1 Prozent ihres BIP für Gesundheitsausgaben auf.

Hier ein erstaunlicher Vergleich zwischen den staatlichen Ausgaben (Steuern & Beiträge) in Deutschland und den USA. Bereinigt um Kaufkraft gibt der amerikanische Staat heute (2015) sogar ein wenig mehr für Gesundheit aus als der deutsche (per capita). 2007, also vor Obamacare, war das Differential noch viel größer.

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Und zu laufenden Preisen stand’s 2015 3.511 Euro zu 4.672 Dollar. Gemessen an den aktuellen Umrechnungskursen hätte der amerikanische Staat damit um einiges höhere Gesundheits-Prokopfausgaben als Berlin – wie schon 2007.

exp_cap_sine_pppScreenshots: OECD-Datenbank

Unabhängiger Journalist

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