Warum EU und USA schwer vergleichbar sind – 8. Kapitel

 

Eiffelturm und Freiheitsstatue - als Replik
Eiffelturm und Freiheitsstatue – als Replik

Das 8. Kapitel erklärt, warum man Europa nicht mit Amerika vergleichen sollte; oder besser: warum man sich daraus keine besonderen Erkenntnisse erwarten kann. Die Frage, wieso die EU heute nicht das Gleiche tut wie die Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts, stellt sich nicht, weil die kulturellen Gegebenheiten und die historischen Umstände ganz andere sind.Dazu kommt, dass die politische Vereinigung der USA keine “Freifahrt” war. Sie hat ein Dreivierteljahrhundert gedauert und wurde mit einem brutalen Bürgerkrieg beendet, der einer Million Menschen das Leben gekostet hat.

Ein Bürgerkrieg zwischen Zentralgewalt und Teilstaaten, wie er in einem politisch geeinten ebenso möglich wäre. Denn in einem in einem Gesamtstaat zusammengefassten Europa wäre die Widersprüche zwischen Bund und Teilstaaten und die zwischen den Teilstaaten selbst wohl noch stärker ausgeprägt als in den USA der 1860er-Jahre.

Der zweite Teil des 8. Kapitels widmet sich der verbreiteten Behauptung, die politische Einigung des Kontinents habe eine Friedensfunktion. Das hat sie nicht, wenn man sich die Animositäten zwischen den Völkern durch erzwungene Austerität und die ebenso erzwungene Vergemeinschaftung der Schulden vergegenwärtigt.

Die Vereinigung in einem Bundesstaat würde bestenfalls das Wiederaufleben eines bestimmten Konflikttyps verhindern – den früherer Kriege zwischen Deutschland und Frankreich. Aber wohl keinen Bürgerkrieg und auch keine Kampfeinsätze verhindern, die “Vasallen des Westens” abverlangt würden. Im Gegenteil: Ein europäischer Gesamtstaat würde erst die Voraussetzungen dafür schaffen, sich die Rolle als regionale – und vielleicht weltweite – Ordnungsmacht anzumaßen. In den fanatischen Europäern von heute sind unschwer die fanatischen Kriegsherren von morgen zu erkennen.

Ein weiteres Unterkapitel widmet sich der “Friedensprojekt-Kampagne”, einem 2012/13 geführten PR-Feldzug, der helfen sollte, das Image der Union aufzupolieren: “Die EU kriegt einen Nobelpreis ! Es ist unfassbar!”

Statt den Ruf der Union zu verbessern, führte die Auszeichnung zu Politikersätzen, die im besseren Fall unfreiwillig komisch und im schlechteren gespenstisch wirken: „Europa ist ein Friedensprojekt – der vergangenes Jahr verliehene Friedensnobelpreis gibt uns weiterhin die Kraft und den Mut, den gemeinsamen Weg fortzusetzen.”

 Das 8. Kapitel ist als deutschsprachiges PDF ab heute über “Volltext” abzurufen.

Foto: Adrian Pingstone, Wikicommons

Unabhängiger Journalist

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