Warum sich auch unsere EUliten nach einem Krieg sehnen

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Sparer-Schur 1915

- dafür aber keinesfalls haftbar gemacht werden wollen. Die Euro-Eliten glauben, sie könnten danach ihre Hände in Unschuld waschen und sich auf “Force majeure” ausreden. Auf höhere Gewalt, auf die Russen, die Amerikaner oder auch nur die Klimaerwärmung. Worauf genau ist eigentlich egal. Selbst ein Polsprung oder der Einschlag eines großen Kometen kämen gelegen, um die Verantwortung für das Scheitern heute praktizierten dysfunktionalen Finanzmodells abzuschieben.

Derlei liegt natürlich außerhalb des menschlichen Einflussbereichs und noch ein paar tausend oder gar zehntausend Jahre Zeit gibt es nicht. Die Sache drängt. Zentralbanken und Statistikämter haben das Ihre beigetragen, die Konsquenzen törichten politischen Handelns hinauszuzögern, sind aber am Ende ihres Lateins angelangt. Die “neue Normalität”, die sie ins Werk gesetzt haben, mag fünf oder zehn Jahre halten, Jahrzehnte aber sicher nicht mehr.

Die Gründe dafür sind so komplex, dass sie eigentlich nicht in das Format eines Postings passen. Sie sind im Großen und Ganzen aber jedem geläufig, der sich etwas mit unserem Geldsystem beschäftigt hat.

Nullzinsen wie heute können in einem inflationären System nur theoretisch und nur dann funktionieren, wenn sich Produktive dauerhaft ihrer Überschüsse berauben lassen (und wenn die geraubten Überschüsse dann produktiv verwendet werden). Effizient eingesetzte Überschüsse und die Liquidierung falscher Investitionen sind jedenfalls unabdingbar. Eine sinnvolle ökonomische Aktivität ist ohne volkswirtschaftliche Sparleistung (nachhaltig) unmöglich, wenn das reale Kapital für Investitionen, selbst Ersatzinvestitionen, fehlt.

Analoges gilt für die Alterssicherung. Es ist eine Binsenweisheit, dass es in einem Umlagesystem, das auf einer invertierten Alterspyramide beruht, keine einigermaßen adäquate Alterssicherung geben kann. Jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat – und der das nicht bestreiten muss, weil sein Lebensunterhalt oder seine ideologischen Scheuklappen daran hängen – gibt dies zu. Gleichzeitig hat man aber jenen Personen, die “privat vorsorgen” wollten – Besserverdienern, aber auch Millionen von kleinen Angestellten und einfachen Arbeitern – den Teppich unter den Füßen weggezogen, indem man alte Ersparnisse schleichend entwertet und neue gar nicht erst entstehen lässt. Auf einem solchen Modell lässt sich kein einigermaßen tragfähiges wirtschaftliches Fundament errichten.

Das Geschilderte ist aber weder auf eine Naturkatastrophe zurückzuführen, noch ist es die Schuld von Hitler, Stalin oder was es sonst noch an Dunkelmännern gibt. Das fällt zu hundert Prozent in den Verantwortungsbereich unserer demokratisch gewählten Politiker und ihrer Amtsvorgänger sowie der (nicht gewählten) Politikmacher in den Verbänden und Notenbanken. Ich erspare mir hier die Aufzählung konkreter Namen.

Diese Leute,  die in der Vergangenheit so oft mit dem “unvergleichlichen Reichtum” unserer Gesellschaft geprahlt (und die sich dabei auf unverschämte Weise mit fremden Federn geschmückt) haben, werden dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sich herausstellt, dass dieser Reichtum zu einem guten Teil gar nicht (mehr) existiert.

Das ist kein Hirngespinst, sondern die logische Folge des Umstands, dass wir in einem Schuldgeldsystem leben und damit die Verbindlichkeiten der einen das Finanzvermögen der anderen sind – übrigens nicht (nur) von “Rothschild & Konsorten”. Diese halten ihr (Equity-)Vermögen mittlerweile sowieso ganz woanders. hartgeld.com weiß wo.

Der Umstand, dass Anlagen kaum (keine) Zinsen mehr bringen, ist übrigens nur eine Spielart des primären Phänomens, der Entwertung der Finanzwerte.Statt plötzlich und mit einem Riesenkrach erodieren in einer schleichenden Inflation, bei negativen Realzinsen, die faulen Kredite/Vermögenswerte langsam und ohne dass die Opfer das merken. Der Effekt ist der gleiche.

Fragen Sie einmal einen Investmentbanker nach der “Discounted Cash flow-Methode”. Der wird ihnen erzählen, dass eine Firma, die keinen Mehrwert (Gewinne, Zinsen) abwirft, nichts wert ist. Wenn für dieses Unternehmen doch etwas bezahlt wird, ist dieses “nicht fair bewertet”.

Die heute im Vordergrund stehenden, demokratisch gewählten Täter mögen über die Natur des Systems, in dem sie operieren, noch nicht allzu lange im Bild sein – vielleicht erst seit 2007/08. Dennoch müssten sie heute, sechs Jahre später, schon auf spezielle Dummheit plädieren, wenn sie glaubhaft machen wollten, nichts gewusst zu haben.

So ein kleiner Krieg würde sie jedenfalls der Verlegenheit entheben, sich für ein Systemversagen rechtfertigen zu müssen. Alle Welt sieht, dass Kriege Zerstörungen verursachen und weiß, dass sie Vermögen vernichten. Auch und gerade die Europäer.

Und wenn diese es doch vergessen haben sollten, müssten die Kriegsanleihen in den Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg dafür sorgen, dass ihnen dies wieder in Erinnerung kommt.

Ein Krieg wäre eine perfekte Ausrede, wenn es gelänge, nicht als Schuldige für dessen Zustandekommen dazustehen. Auf diese motivationale Gemengelage lässt sich das seltsame Verhalten der europäischen Eliten in der heutigen Krisensituation zurückführen. Es ist ein Gebräu aus Kriegshetze und mehr oder weniger geschauspielerter Besorgnis.

Steinmeier
“Besorgte” Politiker; Screenshot orf.at

 Nachtrag

Um es klar auszusprechen: die größten Vorteile aus einem Krieg in Europa würden die Polit- und Finanzeliten in den USA ziehen. Die könnten mit einem solchen nicht nur zwei, sondern gleich sieben Fliegen mit einem Schlag erlegen. Die (gegenüber “ihren” Völkern) untreuen EU-Politiker sind so gesehen “nur” Helfer – kleine, doch wichtige Juniorpartner der Kriegspolitiker jenseits des großen Teichs. Was die Junior-Kriegstreiber von ihren amerikanischen “Kollegen” hauptsächlich unterscheidet, ist, dass ihr persönliches Risiko ein weitaus höheres ist.

Im Übrigen wollen auch die US-Politiker möglichst nicht direkt für einen Krieg verantwortlich gemacht werden. Dazu gibt es seit ein paar Jahren eine eigene politische Doktrin. Sie heißt “leading from behind”, “Führung aus dem Hintergrund”.  Damit bezeichnen US-Präsident Obama und seine Berater die Strategie, andere zu einer Politik anzustiften, die ausschließlich dem eigenen Vorteil dient. Wie beispielsweise 2011 in Libyen.

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Führen aus dem Hinterhalt – wie in Libyen; Screenshot New Yorker

Foto: Europeana 1914-1918, Wikimedia Commons

 

 

 

Unabhängiger Journalist

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