Was Aristoteles und Machiavelli über den US-Präsidenten sagen

pol_phil_trump_coverGelehrte dies- und jenseits des Atlantik haben, beginnend mit Aristoteles, ihre Lieblingsdenker befragt, was diese zum 45. US-Präsidenten und dessen Wählern sagen. Wie erwartet, kam wenig Gutes dabei heraus. So erfahren wir, dass Trump vulgär und neurechts-nihilistisch ist sowie dass er eine tyrannische Seele hat. Seine Politik soll ein proto-faschistisches Fest für frusrtrierte Egos sein. Gewählt wurde er eigentlich nur, weil das Wahlvolk korrupt ist (im Sinn Machiavellis) .

Eigentlich wollte dieser Blogger nur wissen, was Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) über den Donald gesagt hat, aber das findet sich in Trump and Political Philosophy leider nicht.

Offenbar sind mit dem Verlags-Grafiker die sprichwörtlichen Gäule durchgegangen, oder dieser hat sich gedacht, dass der Mikrofon-bewehrte Trump besser mit der Silhouette eines alten Chinesen kontrastiert als mit der eines frühneuzeitlichen Eierkopfs mit Perücke.

Aber egal – in diesem Buch sind der Fantasie sowieso keine Grenzen gesetzt.

Ein Beitrag attestiert dem ständig als bully und Suprematisten Diffamierten Sklavenmoral (im Nietzscheanischen Sinn), ein anderer zieht zur Interpretation gar die Gebrüder Gracchus aus dem alten Rom heran (wie von Plutarch geschildert).

Die haben, wie man in der Sekundarstufe lernt, in der späten Republik das Amt des Volkstribunen bekleidet und wollten Reformen für den Plebs durchsetzen, wobei sie an der Adelspartei scheiterten (was für sie letal ausging).

Das passt so gar nicht zu dem, was üblicherweise über den Donald gesagt wird – aber die populares waren sicher auch populistisch, nicht wahr.

Volkstribunat und Kaisertum passen eigentlich gar nicht so schlecht zusammen – aber man sollte dabei besser an hundert Jahre danach denken, als sich Augustus öffentlichkeitswirksam zum Volkstribunen auf Lebenszeit machen ließ, also zum Beschützer der kleinen Leute.

Dieser Cäsar bezeichnete sich selbst natürlich nicht als König, sondern als Prinz, als erster Bürger, denn – listig wie er war – pflegte er hingebungsvoll den Gedanken an die restitutio rei publicae, die Wiederherstellung der Republik – was damals ausnahmslos alle hören wollten.

Das hinderte Octavian freilich nicht daran, in der Zwischenzeit seine Macht auszubauen und seine Gegner mehr oder minder geräuschlos aus dem Weg zu räumen.

Ein imperialer Präsident

Solchem Verdacht sieht sich nun auch der erste Bürger der Vereinigten Staaten ausgesetzt (und auch dieser Blogger hält solches Misstrauen nicht für ganz unbegründet.)

Hier ein paar Buchtitel, die in diese Richtung deuten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Henry A. Giroux, Public in Peril. Trump and the Menace of American Authoritarianism. 2018

Ranbir Sidhu, Hacking Trump. Or How POTUS Suckerpunched America, Torpedoed Democracy and left Us a Choice: Impeachment or Autocracy. 2018

Bandy X. Lee, The Dangerous Case of Donald Trump. 27 Psychiatrists and Mental Health Experts assess a President. 2017

T.J Coles, President Trump, Inc. How Big Business and Neoliberalism Empower Populism and Far Right. 2017

Die Buchautoren zeichnen Trump also als autoritären Demokratie-Gefährder, der mental nicht fit für das Amt ist bzw. im Sold neoliberaler Kapitalisten steht (jener Trump, der, wie bekannt, denselben Freihandel einschränken möchte, für den das neoliberale big business leidenschaftlich eintritt).

In vielerlei Hinsicht ist der Mann freilich nur Fortführer des säkulären Trends zur “imperialen Präsidentschaft”, die – je nachdem – von Republikanern und Demokraten gepusht worden ist. Der von John Denson herausgegebene Band Reassessing The Presidency. The Rise of the Executive State and the Decline of Freedom hat das schon 2001 minutiös nachgezeichnet.

Trotzdem ist Trump so gar nicht nach dem Geschmack der politisierenden Intellektuellen, von denen sich einige bereits fragen, ob es denn unbedingt notwendig sei, auch die reaktionären Hnterwäldler wählen zu lassen und ob diese Demokratie nicht überhaupt eine negative Auslese sei – eine Überlegung, die tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen, die aber gerade für Linke höchst problematisch ist.

Die extreme Rechte denkt schon lange ganz ähnlich und es könnte leicht sein, dass diese die zahlreicheren Waffen, mehr Opferbereitschaft und die bessere Kampfdisziplin hat.

Noch ein “lupenreiner Demokrat”?

Man mag Trump demokratiepolitisch eine Menge vorhalten und sich meinethalben über seine Vulgarität und Primitivität lustig machen – aber Gründe für ein Impeachment sind das keine.

Und die Suche nach der russian collusion hat bisher eher juristisches Pipifax produziert und vollmundige Ankündigungen in den MSM.

Demgegenüber sind die Hinweise auf eine gezielte Sabotage des 2016 gewählten Präsidenten durch malkontente “Staatsdiener” ebenso konkret wie dicht.

Man kann bisher auch nicht behaupten, dass dem Präsidenten die Prozeduren der Gewaltenteilung einerlei seien und dass er sich z.B. ständig über Kongress und Gerichte hinwegsetzen würde (siehe “Einreiseverbot für Moslems”).

Es stellt sich sogar die Frage, ob Trump jene außenpolitische Schlägertype ist, als die er gern gezeichnet wird.

In Syrien jedenfalls übte er sich gleich zweimal in symbolischer Raketenpolitik (“Kabuki warfare”), was von einigen republikanischen “Nevertrumpern” als Kapitulantentum kritisiert wird (siehe Frum, Trumpocracy, p. 172).

Das kann man natürlich als “ultimativen Beweis” für Trumps Verschwörung mit den Russen werten –

oder als Indiz dafür, dass Trump in geheimem Einverehmen mit den Russen und Chinesen das Dollar-Imperium der Clintons, Bushes und Obamas beenden und sich die Weltherrschaft mit Moskau und Peking teilen möchte (wie dieser Blogger mutmaßt).

Das wäre klarerweise auch ein Motiv für die Vehemenz, mit der die Trump-Feinde den “orangenen Jesus” aus dem Amt zu kippen trachten.

Unabhängiger Journalist

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