Wien: Riesenerfolg f. Establishment

512px-Kurz2017Die am Sonntag in Österreich abgehaltenen Parlamentswahlen haben einen riesigen Erfolg des politischen Establishments gebracht – primär dank des “türkisen” Spitzenkandidaten, der eine umgemodelte ÖVP zu einem triumphalen Sieg geführt hat. Ein Plus von sieben Prozentpunkten ist ein unglaubliches Ergebnis für eine Partei, die seit 31 Jahren an der Macht ist. Doch nicht einmal die skandalgebeutelte SPÖ hat Stimmen verloren. NB: Kartell sichert sich Super-Majorität.

Ich habe in diesem Blog mehrfach über den seit Jahrzehnten anhaltenden Verfall der ehemaligen Volksparteien ÖVP und SPÖ geschrieben und immer wieder festgestellt, dass diese seit den 1990er-Jahren gut 35 Prozentpunkte verloren haben.

Und dass diese Entwicklung nur ein einziges Mal aufgehalten wurde – 2002, als die damalige Haider-FPÖ bei vorgezogenen Nationalratswahlen regelrecht vernichtet wurde.

Der 15. Oktober 2017 hat nun eine zweite massive Gegenbewegung zu diesem Trend gebracht – wobei sich die Reihenfolge des Zieleinlaufs zwischen ÖVP und SPÖ verändert hat.

Am Wahlsonntag hat der innere Kern des traditionellen österreichischen Parteienkartells massiv dazugewonnen: von 51 Prozent im Jahr 2013 auf 58 Prozent heute.

Die FPÖ schnitt unerwartet schlecht ab – aber weil es an einem Wahlabend keine Verlierer geben darf, tröstete sich FPÖ-Generalsekretär Kickl damit, dass “60 Prozent der Österreicher ein freiheitliches Programm gewählt” hätten.

So kann man es natürlich auch sehen.

Die für die FPÖ bittere Wahrheit ist freilich: Vor der Wahl sah es lange so aus, als würden sich die Freiheitlichen aus einer bequemen Position aussuchen können, mit wem sie eine Regierung bilden.

Heute befindet sich der synthetische Politiker Sebastian Kurz in eben dieser komfortablen Lage.

PS: Auch wenn es schier unglaublich ist, dass die SPÖ keine Stimmen verloren hat – die Rede vom Wahlschwindel glaube ich erst, wenn sich eine substanzielle Zahl von Sprengelergebnissen als falsch herausgestellt hat.

Die FPÖ hatte praktisch in jedem Wahllokal ihre Beisitzer und Mit-Auszähler.

Bild: Dragan Tatic via Wikimedia Commons

Nachbemerkung, 15. 10. 2017, 23.00 Uhr: Vor dem Vorliegen des endgültigen Endergebnisses scheint es, als könnten sich ÖVP und SPÖ mithilfe der Oligarchen-Partei NEOS eine Super-Majorität im österreichischen Parlament sichern. Dazu brauchen sie weder die Grünen von Ulrike “Kosovo” Lunacek noch die Stimmen des zuvor grünen Giftpilzes.

Unabhängiger Journalist

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