Paleo ist in und Selbstversorgung auch. Speziell junge Menschen finden beides cool. Noch cooler ist Paleo ohne Fleisch. Die echten Steinzeitmenschen hätten mit den Augen gerollt und sich an den Kopf gegriffen.
Die echten Steinzeitmenschen, die vor der sogenannten neolithischen Revolution (also vor dem Ackerbau und der Domestizierung von Nutztieren), lebten in unterschiedlich großen Horden als Jäger und Sammler.
Ab und zu, wenn es den Männern gelang Großwild zu erlegen, gab es Fleisch und tierisches Fett, das bevorzugt wieder an die Jäger verteilt wurde um diese in die Lage zu versetzen, weitere Beute zu machen.
Die Frauen und Kinder sammelten Beeren, Grünzeug und Insekten.
Eine Mischkost mit nur wenig Kohlehydraten.
Die jungsteinzeitliche Ackerbau-Revolution brachte (auch) eine Explosion bei den Kohlehydraten, primär wegen der neolithischen founder crops Emmer, Einkorn und Gerste.
Das war die sozusagen erste Karbon-Revolution der Menschheitsgeschichte.
Mit den Kohlehydraten (und den Fetten von Haustieren) war “plötzlich” viel mehr Treibstoff für die menschliche Muskelkraft vorhanden – und die Vorratshaltung entstand auch.
Folge: Binnen weniger Jahrhunderte verzwanzigfachte sich die Bevölkerungsdichte (nachdem sie sich über Zehntausende Jahre nicht wesentlich verändert hatte).
In den nächsten siebentausend Jahren bis zur Zeitenwende verdoppelte sich die Erdbevölkerung noch einmal, um sich bis etwa 1800 noch einmal (ungefähr) zu verdreifachen.
Um 1800, als Thomas Malthus seinen berühmten Essay on the Principle of Population schrieb, ging’s erst richtig los. Damals gab es auf der gesamten Welt nur etwa eine Milliarde Menschen, eine Zahl, die sich bis heute versiebenfacht hat.
Erfasst man diesen Anstieg in einer Liniengrafik, ergibt sich eine exponentielle Kurve, die dem Anstieg der den Endverbrauchern zur Verfügung stehenden Energie frappant ähnelt (siehe z.B. Hall 2017, Grafik S. 96).
Das reflektiert die Verbrennung der Kohlenstoffverbindungen Kohle, Öl und Gas – die zweite Karbon-Revolution, wie man sagen könnte.
Eine Kausalbeziehung ist damit nicht bewiesen – liegt aber nahe.
Über einen beträchtlichen Teil der heutigen Nahrungsmittel lässt sich jedenfalls aussagen, was ein Buchautor 2006 so zusammengefasst hat:
Unsere Steinzeit-Diätler, die in einer Gesellschaft groß geworden sind, in der 200 Menschen pro Quadratkilometer leben, ernähren sich also wie in einer Zeit, in der ein Mensch einen Quadratkilometer gebraucht hat.
Nur dass viele von ihnen halt kein Fleisch essen.
Bild: https://wellcomecollection.org/works?query=L0017659&wellcomeImagesUrl=GET%20/indexplus/image/L0017659.html%20HTTP/1.1 via Wikimedia Commons
Literatur: Charles A.S. Hall, Energy Return on Investment. A Unifying Principle for Biology, Economics and Sustainability. 2017
Nachbemerkung, 30.3.2018, 07.00 Uhr: Ich habe mich überzeugen lassen, dass Paleo essen einen heute noch verborgenen Überlebenssinn haben könnte und habe daher die beleidigende Anspielung auf den Villacher Fasching gelöscht.
Das (implizite) Fazit, dass nur eine ganz kleine Menge heutiger Menschen unter solchen Umständen übrig bleiben würde, ist davon leider unberührt.
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