Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont hat am Dienstag auf die Unabhängigkeitsrklärung Kataloniens verzichtet, um Verhandlungen mit Madrid  eine Chance zu geben. Der Schritt erfolgte, nachdem tagelang (unterschwellig) die zu erwartende Sezession kommuniziert worden war. Das erinnert an den griechischen Premier Alexis Tsipras, der im Juli 2015 versucht hatte, über ein Referendum seine Verhandlungsposition gegenüber Brüssel (und Berlin/Schäuble) zu stärken. NB: Rajoy setzt nach, lässt Art. 155 ankündigen. NB II zu persönlicher politischer Verantwortung.

Ohne besonderen Erfolg – obwohl die Griechen am 5. Juli 2015 die “Vorschläge” von EU & IWF mit 61 Prozent abgelehnt hatten.

Die nach dem Referendum fortgesetzten Verhandlungen um ein neues Bailout-Paket seien für Athen sogar schlimmer ausgegangen als vor dem Referendum schon ausverhandelt war, meinten etliche Kommentatoren.

Hier mein damaliger Eintrag nachdem sich herausgestellt hatte, dass nach dem 5. Juli auf der praktisch identischen Verhandlungsgrundlage weitergemacht wurde. Nach dem Referendum war in vielerlei Hinsicht vor dem Referendum.

Hat Puigdemont die Abstimmung vom 1. Oktober angesetzt und Erwartungen befeuert um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Madrid zu haben?

Bild: Generalitat de Catalunya, Kremlin.ru via Wikimedia Commons

Nachbemerkung, 10.10. 2017, 22.00 Uhr: El País: “Central government sources believe the speech by the Catalan premier to be a declaration of secession … Central government sources stated they would take action over what they saw as a unilateral declaration of independence, which could include Article 155: the suspension of the region’s autonomy.”

Nachbemerkung II, 11. 10. 2017, 10. 45 Uhr: Ist nicht herablassend gemeint. Ich bin heilfroh, nicht persönlich über Staatsbankrott oder Krieg entscheiden zu müssen.