Dieser Blogger, der wg. “biographischer Umstände” mit dem “Zeitalter der Reformation” in Deutschland und den diesbezüglichen Publikationen noch immer rudimentär vertraut ist, “kriegt spitze Ohren”, wenn, wie jüngst in Ö1 von einer einschlägigen Neuerscheinung die Rede ist – im konkreten Fall vom Buch einer australisch-britischen Historikerin, das vermutlich nicht sonderlich innovativ ist (konnte es noch nicht lesen), das aber den Publikationsreigen zu 500 Jahre Deutscher Bauernkrieg einzuläuten scheint. Kinder, wie die Zeit vergeht!
Der Grund, warum dieser Blogger in Neuerscheinungen dazu (auch anderer Historiker/innen) pauschal wenig Neues vermutet, hat mit der Forschungs- bzw. Publikationsgeschichte dieses und benachbarter Themen zu tun.
Wenn man annimmt, dass Friedrich Engels 1850 der Erste war, der über den “deutschen Bauernkrieg” geschrieben hat (was sicher zu kurz gegriffen ist), sind in der Zwischenzeit
- fünf bis sechs Generationen von Experten und -innen,
- Aberdutzende akademische Karrieren
- und wenigstens zwei totalitäre Regime durch’s Land gezogen, die sich alle irgendwie an Reformation und Bauernkrieg abgearbeitet haben (“Disclosure”: Dieser Blogger hat vor ca. 40 Jahren Nämliches getan)
Zum Schrifttum der Nazi-Fachleute zu diesem Thema sowie der regimetreuen DDR-Historiker, die beide zweifellos über einen tollen Archivzugang verfügten, gibt es übrigens eine erhellende Dissertation, gedruckt 2004.
Nun kann man, zugegeben, ein- und daselbe Ding höchst divers interpretieren und “unterschiedlichste Fragestellungen an einen überschaubaren Quellenbestand herantragen”
- aber irgendwann einmal ist Schluss mit lustig
und die einzige Möglichkeit einer nochmaligen Extension besteht in der Überschreitung von Sprachraumgrenzen,
in Gefilde, in denen es noch keine zehn Ordinarii, 20 Dozenten und 40 Assistenten gibt, die mit dem Großthema ihre akademischen Sporen verdient haben (und dies weiterhin tun).
In einem solchen Fall kann es schon mal vorkommen, dass die Übersetzung des Originals in einem deutschen Verlag um fünf Monate früher erscheint als das englischsprachige Original in einem US-amerikanischen Verlag, der freilich zu einer französischen Verlagsgruppe gehört.
Krawuzikapuzi, da soll sich noch wer auskennen!
Na Hauptsach’, die Vertreter(innen) unserer quasistaatlichen Journaille kennen sich aus.
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