Das Finanzsystem “manipuliert” Gold nach OBEN, zur Abwechslung

Dieser Blogger vertritt seit Jahren die These, dass das globale Finanzsystem die Edelmetallpreise im Keller hält, was speziell bei Gold ein Leichtes ist, weil die Zentralbanken einen erklecklichen Teil des oberirdischen Bestands halten (hielten), den sie nichtssagend verbuchen dürfen (“Gold und Goldforderungen”). So können Käufer, die “Physisches” verlangen, befriedigt werden. Kehrseite ist, dass die jüngste Hausse nicht zwingend große Nachfrage bzw. knappes Angebot bei Physischem bedeutet. Zur “Dialektik” von Manipulation und Markt.

Die Grenzen zwischen “Markt ” und “Manipulation” sind jedenfalls fließend – zum Beispiel, wenn eine (quasi)staatliche Nachfrage, die den Markt über lange Zeit wesentlich beeinflusst hat, plötzlich aussetzt. Wie ist das dann zu nennen: “Markt” oder “Manipulation”?

Etwa im Herbst 2011, als der Markt für italienische Staatsanleihen “verrückt spielte”.

Die Renditen für Spaghetti-Bonds schossen in die Höhe und beruhigten sich erst wieder, nachdem der italienische Premier Silvio Berlusconi zurückgetreten war. Das offizielle Narrativ war, dass

  • der Konsolidierungskurs des römischen Regierungschefs nicht glaubwürdig gewesen sei und dass sich
  • Berlusconi mit dem Gedanken getragen habe, dem Euro Adieu zu sagen.

Beide Erzählungen waren und sind nachvollziehbar, aber ohne “Mitwirkung” (= ohne den Rückzug) des Zentralbankenkartells (EZB/ESZB) wäre es wohl zu keinem solchen Auftrieb gekommen – Markt oder Manipulation?

Ähnlich dürfte die aktuelle Hausse bei Finanzgold liegen. Diese könnte eine Begleiterscheinung des Währungskriegs aller gegen alle sein – oder ein bewusster Versuch des westlichen Zentralbankenkartells durch einen höhern Preis den Abfluss von echtem Metall zu stoppen.

Es könnte sogar wirklichen, akuten Stress im Großhandel für physisches Aurum anzeigen, oder eine Flucht aus dem US-Dollar – entgegen allem USDX-Anschein.

In diesem Fall ist die gängige Sicht, dass egoistisch-rational agierende Finanzinvestoren vor den emerging markets flüchteten um im noch relativ sicheren Hafen der Weltleitwährung Zuflucht zu suchen (“Unter den Blinden ist der Einäugige König”).

Aber ist das tatsächlich der Fall und sollte das tatsächlich des Pudels Kern sein – wer sagt, dass dieses Kalkül stichhaltig ist?

Vor allem aber:

Was ist von einem Maßstab zu halten, der (fast) unendlich flexible Währungen in ein Verhältnis zueinander setzt – Währungen, die von den jeweiligen Zentralbanken unilateral vermehrt werden können, mit nur geringen – jedenfalls aber überwindbaren – Beschränkungen im Inneren des Währungsraums?

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Noch weniger aussagekräftig sind die auf Futures-Märkten grundgelegten “Papiergoldpreise.”

Um diese auch nur grob einschätzen zu können, benötigte man Einblick in den Großhandel von Physischem und/oder valide Informationen über das Ausmaß der Enthortung, die während der vergangenen 20 Jahre unter einem Regime nicht aussagekräftiger Bilanzierungsregeln stattgefunden hat.

(Papier)Silber ist über Computerprogramme mit Papiergold zwar vielfach “verschränkt”, aber offenbar ein Fall sui generis.

Anders als bei Gold halten Zentralbanken heute keine Währungsreserven aus Silber mehr und können daher auch “nicht Feuerwehr spielen”.

Zusammen mit der deutlich geringeren stock to flow ratio (bzw. dem höheren “industriellen Verbrauch”) macht das das Preismanagement wesentlich schwieriger – fast so schwierig wie bei Erdöl.

Unabhängiger Journalist

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