Debalzewo-Kessel: Evakuierung, Terror gegen Zivilisten befürchtet

Die Evakuierung der Zivilisten aus der von prorussischen Separatisten eingeschlossenen Stadt Debalzewo ist aufgenommen worden. Bis heute Nachmmittag läuft ein zu diesem Zweck vereinbarter Waffenstillstand. Die abtrünnige Republik Donezk befürchtet einen Anschlag “unter falscher Flagge” auf einen Flüchtlingstransport. Zwischen 6.000 und 8.000 Soldaten der ukrainischen Zentralregierung sollen in dem die Stadt umgebenden Kessel eingeschlossen sein.

Sollten diese Schätzungen nicht übertrieben sein und die eingeschlossenen Soldaten kapitulieren müssen, wäre die Situation für Kiew ziemlich ernst. Aus militärischer Sicht soll der Kessel geschlossen sein. Sicher ist wie bei den meisten Informationen aus der Ukraine aber nichts, weil beide Seiten einen Info/Desinfo-Krieg führen.

Klar ist nur, dass ein humanitärer Korridor vereinbart wurde und die Evakuierung am Freitagmorgen begonnen wurde. Nach einem Bericht von DWN befanden sich vor der Evakuierung nur noch 7.000 Zivilisten in der Stadt, 7.000 von ursprünglich 27.000. Die Evakuierung scheint bis jetzt ohne Zwischenfall erfolgt zu sein.

Die (neu)russische Seite befürchtet einen Anschlag auf einen Flüchtlingsbus, der dann den Separatisten in die Schuhe geschoben werden würde – mit dem Zweck, politischen Druck aufzubauen, der dazu verwendet werden kann, einen Abzug der eingeschlossenen Truppen zu verhandeln.

Der prorussische Blogger Vineyardsaker bezeichnete die Situation als “extrem gefährlich” und begründet das mit dem Satz: “Der einzige Faktor der die Junta-Kräfte noch beschützt, sind ebendiese (zu evakuierenden) Zivilisten.” In einer solchen Situation könnte Kiew leicht zu einem Terrorangriff “unter falscher Flagge” greifen.

Ein Sprecher der Republik Donezk hat sozusagen offiziell vor einem solchen Anschlag gewarnt.

Es ist von außen schwer zu beurteilen, wie realistisch das ist – frühere Warnungen dieser Art durch die Separatisten haben sich – Gott sei Dank – nicht bewahrheitet.

Das Risiko, 7.000 Soldaten zu verlieren, ist – wenn es besteht – allerdings ein schwerwiegender Faktor, der die Kalküle rund um die Situation beeinflussen könnte. Der Reise von Merkel und Hollande nach Kiew und Moskau könnte in diesem Fall eine schwerwiegendere Bedeutung zukommen als nach außen erkennbar.

Unabhängiger Journalist

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