Der neue Sarrazin: Viele Daten und ein falscher Buchtitel

feindliche_Übernahme_coverAcht Jahre nach dem Erscheinen seines Deutschland schafft sich ab, hat der vormalige SPD-Politiker Thilo Sarrazin ein neues Buch mit dem Titel Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht veröffentlicht. Von einem hostile takeover kann freilich keine Rede sein, weil das “Management” – die europäischen Regierungen und ihre Beratersich gegen die Übernahme nicht wehren, sondern diese befördern.

Thilo Sarrazin hat am Donnerstag eine Im Internet gestreamte Pressekonferenz zur Vorstellung seines neuen Buchs gegeben, die vom früheren Bürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky, eingeleitet wurde.

Buschkowsky bebilderte (und verschärfte) die Aussagen des “in einem anderen Verlag” erschienenen Sarrazin-Buchs durch “anekdotische Evidenz”, z.B. aus Berliner Schulen – ließ allerdings erkennen, dass er die Sarrazinsche Erwartung eines ungebrochenen Siegeslaufs eines fundamentalistiachen Islam nicht teile.

Der ehemalige Bundesbanker replizierte, er könne keine Anzeichen eines diesbezüglichen Trendbruchs erkennen.

Der sichtlich nervöse Autor, dessen Sache eher der schriftliche Ausdruck zu sein scheint, gab einen kurzen Einstieg in den Aufbau seines 450-Seiten-Wälzers.

Bei den Q&A wies er Fragen nach der nach Meinung einer Fragerin zweifelhaften Belastbarkeit seiner Zahlen zurück.

Bei deren Interpretation will er sich “eher zurückgehalten” haben.

Der umstrittene Autor verwies ferner darauf, dass die demographischen Projektionen seines ersten Buchs aus  2010 höchstens insoferne falsch gewesen seien, als sie von der Wirklichkeit in negativer Weise übertoffen worden seien.

Er wolle Mitglied der SPD bleiben, erklärte Sarrazin (es läuft ein zweites SPD-Ausschlussverfahren).

Persönlichen Mut habe er für das neue Buch keinen besonderen gebraucht:

“Es geht um politische Diskurse, die geführt werden müssen. Ich bin 73 Jahre und habe für den Rest meines Lebens ausgesorgt. Es könnte mir nichts gleichgültiger sein, als was einige über mich denken oder sagen”, erklärte er.

Unabhängiger Journalist

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