“Deutsche Kultur”: Abwählen statt entsorgen, geschätzte Nachbarn

Eine Angehörige der Berliner Bundesregierung hat im Mai erklärt, dass es ja gar keine spezifische deutsche Kultur gäbe – was selbst wenn es wahr wäre, eine echte Premiere darstellte. Wer kann sich vorstellen, dass ein Minister eines anderen, auch historisch viel jüngeren Kulturverbands so etwas sagt? Der Spitzenkandidat der AfD jedenfalls fühlte sich bemüßigt, noch nach Wochen auf den provokanten Mist einzugehen und leistete sich den Tagtraum, die Urheberin des Sagers, eine Deutschtürkin, in Anatolien zu entsorgen”. Dudu – so was sagt man nicht, schimpfen da die Medien. NB zum Putschismus der CDU/CSU.

Die Aussage der Özoguz ist, abstrakt gesehen, ja ganz interessant, weil die modernen Nationalstaaten durch die Bank aus einer Mischung (meist leicht) unterschiedlicher “Stammes-/Regionalkulturen bzw. regionalen Herrschaftsverbänden” entstanden sind – alle, nicht nur Deutschland.

Aber welches Regierungsmitglied eines heutigen Nationalstaats würde das zum Anlass nehmen zu behaupten, dass es gar keine eigene Kultur gebe?

Ein Minister der Volksrepublik China zum Beispiel oder ein Funktionsträger des Staates Israel?

Nein. So etwas hätte nicht einmal ein Mitglied der Regierung Obama behauptet, obwohl die US-Amerikaner ja nur 500 Jahre Zeit gehabt haben, eine spezifische eigene Kultur zu entwickeln.

Nicht einmal ein österreichischer Minister würde so etwas öffentlich sagen, obwohl wir Österreicher, weiß Gott, eine junge Nation sind und Zweifel an einer separaten Kultur eine gewisse Plausibilität hätten.

Kurz: Das Ganze ist akademisch bestenfalls eine “Halbwahrheit”, über die sich an langen Abenden diskutieren ließe, funktionalistisch dagegen der Versuch, von einer Regierungsbank aus die ideellen Grundlagen des “eigenen” Staats zu demontieren.

Welches der deutschen Mainstream-Medien hat vor drei Monaten nun diese ziemlich problematische Aussage der Berliner Integrationsministerin angemessen problematisiert?

Und wo waren damals die hart geführten Interviews, Talkrunden, Diskussionssendungen etc., in denen Özoguz ihre These verteidigen musste?

Was – die haben gar nicht stattgefunden!?

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Sehr wohl stattgefunden hat dafür jetzt eine “Hart, aber fair” genannte Fernsehdiskussion, in der vom AfD-Spitzenkandidaten für folgende Aussage Rechenschaft verlangt wurde:

Das sagt eine Deutschtürkin. Ladet sie mal ins Eichsfeld ein und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her und wir werden sie dann auch Gottseidank in Anatolien entsorgen können.”

Das stellte nach Meinung der Diskussionsteilnehmer etwas Ekelhaftes dar.

Nach der Meinung eines in die Sendung eingespielten Sprachwissenschafters hat Gauland der Politikerin “implizit das Menschsein abgesprochen” und ein pensionierter Höchstrichter ortete gar “Volksverhetzung”, siehe hier:

Gauland verteidigte sich, dass in einem Wahlkampf eben ein rauer Tonfall herrsche, bedauerte aber, den Begriff “entsorgen” gebraucht zu haben.

Inhaltlich sah er keinen Grund sich zu distanzieren, denn Leute wie Özoguz hätten “in diesem Land und in dieser Regierung nichts verloren”.

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Nun geht aus dem Redekontext Gaulands unmissveständlich hervor, dass mit “entsorgen” nicht “physisch vernichten” gemeint war, sondern dass sich die Frau eben in die Türkei zurückziehen solle (werde) – voller Scham, wie Gauland sich das offenbar ausmalt (ein Tagtraum eben).

Aber, zugegeben, entsorgen ist nicht grade die feinste Art sich auszudrücken und deswegen wäre ein anderer Begriff für die gleiche Sache angebracht, zum Beispiel absetzen oder noch besser: abwählen. Das wäre ein Zeichen von (vielleicht nicht spezifischer) deutscher Kultur.

Am 24. September böte sich eine Gelegenheit dafür und der EU-Schulz aus Würselen bietet derzeit alles auf, dass das wirklich stattfindet.

Das Problem ist nur, dass die Bemühungen des EU-Schulzen aus Würselen letztlich nicht gut genug sein könnten um die SP-Politiker zu ent… äh ….fernen und dass das deutsche politische System nach dem Giggl-Goggl-Prinzip funktioniert:Wird der Giggl schwächer, gewinnt der Goggl dazu und umgekehrt.

Das heißt, dass der Schulz so katastrophal agieren kann, wie er mag – die Gewinner davon werden Mutti, Horsti und der Rollstuhlfahrer sein.

Und die haben die gleiche Agenda wie die Özoguz.

Nachbemerkung, 30.8.2017: Daher müssten auch die Merkel und ihre Spießgesellen bei den Bundestagswahlen abgewählt werden.

Das ist freilich extrem unwahrscheinlich, weil der Mehrzahl der Deutschen die Einsicht fehlt, dass auch und gerade der “schwarze Teil” ihrer politischen Klasse wild entschlossen ist, das Grundgesetz zu brechen – völlig egal, wie “teuer” das den/die einzelne(n) Abgeordnete(n) zu stehen kommen mag.

Siehe die auf Hochtouren laufenden geheimen Vorbereitungshandlungen für die Fusion mit Frankreich vulgo “vertiefte EU“.

Die im Geheimen verhandelten “Maßnahmen” werden natürlich keinem Volks-Votum mehr unterworfen – ebensowenig wie damals die Einführung des Euro, der Vertrag von Lissabon und Dutzende Notstandsgesetze, die anlässlich der sogenannten Eurokrise verabschiedet wurden.

Das ist das Schaffen vollendeter, nicht mehr umkehrbarer Tatsachen bzw. Putschismus im Gewand einer repräsentativen Demokratie.

Unabhängiger Journalist

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