“Die Einlagen sind sicher”

Norbert Blüm ist vor 30 Jahren mit dem Spruch bekannt geworden, dass die Rente “sichää” sei, was auch für die aktuellen europäischen Bank-Einlagen gelten soll, wie das dieser Tage von Scholz und Macron abwärts versichert wird. Das Problem ist “nur”, dass weder die Kaufkraft der Rente noch jene der Bankeinlagen sicher war/ist.

Wenn es einen größten gemeinsamen Nenner der US-Behörden im Fall der Silicon Valley Bank (und “Folgender”) sowie der Schweizer bei der Credit Suisse gibt, bezog sich der auf

  • das “bail in” der Aktionäre und bestimmter Anleihezeichner sowie
  • (fast) unbegrenzte Notenbankgarantien für alle Einleger.

Im Fall der “UBS-CS” (sollte diese tatsächlich zustandekommen) ist Letzteres am deutlichsten: Die SNB hat dem Konglomerat bis zu 100 Mrd Sfr Liquiditätshilfe versprochen

- auf welcher Kollateral-Basis ist schon weniger klar.

Das folgt im Wesentlichen dem von der Fed und dem US-Finanzministerium vor zwei Wochen ausgegebenen Kurs, nur halt ein bisserl weniger transparent.

Dieser Blogger hat bisher darauf verzichtet, arkanen Aussendungen der eidgenössischen Nationalbanker  nachzuspüren, geht aber davon aus, dass auch die SNB Liquidität für Anleihen “at par value” zur Verfügung stellt

(oder noch Schlimmeres – “Klopapier als Pfand”).

Ähnliches gilt wohl für die EZB, sonst würden unsere Euro-Eliten bis hinunter zum österreichischen Gouverneur nicht ständig “die Einlagen sind sicher” krähen.

Außerdem scheinen, wie schon in Zypern geprobt, bail outs im Stil von 2008 wirklich out zu sein.

Der auch in Europa gültige aktuelle bail out ist eigentlich ein bail in mit verstohlener Liquiditätsschwemme durch ohnedies schon blickdichte Zentralbanken.

Auf diese Weise wird nicht der “Steuerzahler”, sondern der “Währungsnutzer” (die -nutzerin) zur Kasse gebeten – der Fortschritt ist eben nicht aufzuhalten     :mrgreen:

Bis jetzt hat die bail in-Kaskade – anders als 2013 – die Einleger freilich noch nicht erreicht

(in Zypern waren die Opfer meiner Erinnerung nach “bloß” unter Generalverdacht stehende russische Oligarchen-Einleger, während heute kleine Westeuropäer wie du und ich drankämen).

Bei dieser Gelegenheit eine kleine Abschweifung zu den CoCo-Bond-Haltern der Credit Suisse,

die im Rahmen der (versuchten) Zwangsheirat von UBS und CS nicht einmal formell hineingebailt, sondern per Finma-Ukas einfach ausgelöscht wurden

(was für die Investoren ziemlich Blunze ist).

Nun mag sich die Frage stellen, ob im konkreten Fall die Hackordungen wirklich eingehalten wurden und ob sich die Anleger wirklich auf naives Vertrauen in eine geltende Gesetzes- bzw. Verordnungslage berufen können.

Das werden die nächsten Jahre zeigen, sollten die CoCo-Halter, wie angekündigt, wirklich klagen.

Nur:

dass die Zeichner von “eigenkapitalähnlichen Tier 1-Anleihen” (sg. sophisticated investors) nicht wussten, dass sie im Notfall als sagen wir: Zweite zur Schlachtbank geführt würden, kann den smarten Boys & Girls von Appaloosa & Royal Bank of Canada nicht geglaubt werden, sorry.

Besagte Hybridkapital-Instrumente wurden nach 2008 nämlich zu genau diesem Zweck (und mit diesem Risiko) geschaffen & genehmigt.

***

Wichtiger ist, ob sich die Bank-Runs in den USA und Europa fortsetzen und wenn ja, wie viel zusäzliches Cash dadurch nachfragewirksam in den Umlauf kommt.

Zusammen mit den bekannten supply-Schocks von Coronamaßnahmen bis “Sanktionen” könnte das nämlich ein nettes Inflationspotenzial ergeben.

Unabhängiger Journalist

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