Die große Griechenland-Rettungs-Verarsche 2: Die Kosten sind enorm

Nicht selten wird darauf hingewiesen, dass Griechenland nicht einmal drei Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone erbringt und dass das Problem daher leicht zu bewältigen sein müsse. Doch relativ gesehen hat die EU auf Attika viel mehr als jenen Betrag versenkt, den die Amerikaner in der Marshallplan-Hilfe für den Wiederaufbau Westeuropas locker gemacht haben.

Im morgen, Freitag freigeschalteten Unterabschnitt meines Buchs, wird diese Vergleichsrechnung im Detail erläutert. Die Parallele wäre schwer zu glauben, hätte nicht Kommissionspräsident Barroso selbst einen solchen Vergleich angestrengt: „Griechenland hat beinahe das Doppelte seines Volkseinkommens eines Jahres bekommen. Ein sichtbares Symbol der Solidarität im Herzen der Union!”

Barroso bezog sich in dieser Passage auf die Größe der unterstützten Volkswirtschaft. Während die Marshallplanhilfe im Durchschnitt etwa zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts der 17 Empfängerländer ausmachte, erreichte die Griechenlandhilfe fast 95 Prozent des griechischen BIP eines Jahres.

Auf das BIP des Gebers bezogen, summiert sich die aktuelle Griechenlandhilfe auf 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Helferländer, während der Marshallplan etwa 4,9 Prozent des US-amerikanischen Jahres-BIP ausmachte.

Nutznießer waren bei der “Griechenlandrettung” weder die Hellenische Republik, noch deren Staatsbürger. Oder besser: sie waren es nur so insoweit, als ein offener Staatsbankrott mit seinen sehr unangenehmen Folgen vermieden wurde. Die langfristrigen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung waren und sind aber kaum weniger gravierend als das ein ungeordneter Staatsbankrott gewesen wäre. Die humanitäre Rechnung zahlen die Hellenen, die monetäre Rechnung der Rest der Europäer.

 

Unabhängiger Journalist

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