Thilo Sarrazin, Hassfigur des sich demokratisch nennenden Polit-Gesindels, hat nach sieben Jahren eine Paperback-Ausgabe seines 2014 erstmals erschienenen “Tugend-Terrors” herausgebracht – und wem’s ein Anliegen ist, kann aus 10 Jahren Abstand eine (so weit) unblutíge moderne Hexenjagd nachlesen – 3,5 Jahre nach deren Beginn und aus Sicht der verfolgten Hexe. Heute lässt sich dazu fest stellen, dass das erst die Anfangsphase war und dass derlei wohl noch 100 Jahre oder wenigstens Jahrzehnte andauert, legt man als Maßstab die historischen Geschehnisse an.
Auch für den freiheitsfeindlichen Paarflug von klassischer politischer Kakokratie und Journaille, den man bis vor zehn Jahren noch nicht für möglich gehalten hätte, wurde bei Erscheinen von Deutschland schafft sich ab Generalprobe abgehalten.
Das zweite Kapitel des bis auf das Vorwort unveränderten Texts ist eine Fallstudie jenes Exempels, das an Sarrazin statuiert wurde (werden sollte), weil dieser “Tabu-Tabus” verletzt hatte.
Zur Erläuterung: “Tabu-Tabus” setzen in einer Gesellschaft Schranken, die angeblich sonst keine Tabus kennt
- eine, in der man “ficken” sagen darf, nicht aber “Kopftuchmädchen”.
S. wird als Verletzer solcher Tabu-Tabus und böser Mensch wahrgenommen, der mit fast allem bekämpft werden darf, was “Anstand und Fairness” in minder schweren Fällen abweichender Meinung verbieten:
Ehrabschneiderei & Verleumdung, Verdrehungen. gefälschte Zitate und sonstige Lügen – oder auch gegen die Ehefrau gerichtete “Sippenhaft”.
Eine Koalition aus Politicos, Medienleuten und angefütterter Zivilgesellschaft habe ihn, Sarrazin, für “vogelfrei” erklärt
(freilich unter rechtsstaatlichen Bedingungen, wo z.B. die körperliche Integrität des Individuums garantiert ist – weswegen Sarrazin auch noch nicht “am Scheiterhaufen verbrannt worden ist”, AvdK);
Die gegen den Ex-SPD-Politiker gerichtete Wut, eine quasi-religiöse, geht in letzter Konsequenz auf dessen Verletzungen einer nicht hinterfragbaren “überwölbenden Norm” zurück, des hiesigen Tabu-Tabus der Gleichheit
- oder besser: auf die Verletzung einer ideologischen Version von Gleichheit.
Für Sarrazin stehen – wie für andere vor ihm – Freiheit und Gleichheit in einem Spannungsverhältnis zueinander, das nie ganz aufgelöst werden kann.
Der herrschende Gleichheitsbegriff habe sich aus einem säkularisierten Christentum und Rousseau entfaltet, sowie der
umgeleiteten Energie des seiner Wurzeln und Ziele beraubten marxistischen Denkens.”
Anstößig würden heute seine in Deutschland schafft sich ab vorgenommenen statistischen Abstufungen empfunden, etwa
- zwischen der unterschiedlichen Intelligenz, Bildung und Fruchtbarkeit von Deutschen und unterschiedlichen Migrantengruppen.
- Einwanderer aus dem Fernen Osten oder Juden erhöhten Qualifikationsniveau und Bildungsleistung etc. der aufnehmenden Gesellschaft – welche aus dem muslimischen Raum oder Afrika reduzierten diese dagegen – all das sei statistisch gesichert.
- Ein weiteres ideologisches No Go, sagt Sarrazin, sei auch seine Feststellung, dass Intelligenz vererbbar (aber eben nicht ausschließlich genetisch bedingt) sei.
- Unverdaulich auch die Aussage, dass sich unter den sozusagen autochthonen Deutschen diejenigen am stärksten fortpflanzten, die am wenigsten intelligent und gebildet seien und die über den niedrigsten sozioökonomischen Status verfügten.
Offenbar setzte die skizzierte Argumentationslinie einen Freiheitsgrad des Denkens voraus, den die Kritiker so nicht akzeptieren wollten. Vor vierhundert Jahren verteidigte die katholische Kirche ihr geozentrisches Weltbild mit den Mitteln der Inquisition und mit der Androhung des Scheiterhaufens, weil sie sich mit Argumenten nicht mehr zu helfen wusste. Das ist heute nicht mehr möglich. Heute bleibt nur noch der moralische Scheiterhaufen in den Medien, indem man die Integrität und den Anstand des ‘Sünders’ in Frage stellt.”
Es gebe nun einmal auch biologisch bedingte Unterschiede – selbst wenn die Gesellschaft diese nicht wahrhaben wolle und wenn sie Überbringer dieser Botschaft terrorisiere, sagt der Autor.
Das letzte Drittel seines Buchs füllen “14 Axiome des Tugendwahns im heutigen Deutschland”
– Setzungen, von denen viele etwas mit jenem Gleichheitsbegriff der Sarrazin umgebenden Gesellschaft zu tun haben, die dieser so nicht gelten lässt;
eines Gleichheitsbegriffs, der immer wieder in die angeblich weitgehende Unterschiedslosigkeit von Individuen, Geschlechtern, Völkern und Staaten ausufert.
Eine Problematisierung der Gleichheit vor dem Gesetz, der Chancengleichheit oder gar der gleichen “Würde” aller Exemplare der Gattung homo sapiens sapiens sucht man in Sarrazins Text dagegen vergeblich
***
Vielleicht war die Sarrazin-Affäre von 2010ff. die Premiere jenes hyperkonformistischen & pflichtvergessenen MS-Rudeljournalismus, der heute überall zu beobachten ist
- von “Klima-Katastrophe” bis Pseudo-Seuche, von EU-Frömmigkeit bis Staatsgläubigkeit;
einer Publizistik, die den Mächtigen, wenigstens der “richtigen Fraktion der Mächtigen” dient, statt diese zu kontrollieren.
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