Die ratlosen Märkte der Pinscher

Die USA haben den Atom-Deal mit dem Iran gekippt – woraufhin “an den Märkten” so gut wie nix passiert ist. Die konformistischen Medien sind aber programmiert, gemanagte Plattformen auf Lebenszeichen zu durchforsten – was sie in Erklärungsnot bringt, sobald die Hirnstromkurve (zunächst) keinen Ausschlag mehr zeigt (wie bei Toten üblich). Ihre Problemlösung besteht darin, den Corpus “nervös” und “ratlos” zu nennen.

Wahrscheinlich sollte man die Bloomies sowie ihre Kunden und Nachäffer im Gegenzug hirntot nennen.

Sowohl die überzeugten Freunde des Marktes als auch dessen eingeschworene Feinde haben jedenfalls allen Grund, das Schauspiel vom lebenden Leonid  so lange irgend möglich aufrechtzuerhalten, obwohl nicht einmal die primitivsten Reflexe der sterblichen Hülle mehr funktionieren und die Physis – für alle erkennbar – auf die Kreml-Balustrade geschoben werden muss.

Beide Seiten wollen den Leonid für die Außenwelt am Leben erhalten – die einen, obwohl sie es besser wissen müssten (weil sie nämlich lange Zeit wirklich Lebende studiert haben) – und natürlich auch, weil sie ihre “Expertise” verkaufen wollen;

und die anderen, weil sie grundsätzlich zwar Gegner sind, aber doch ein vitales Interesse haben die Sache so darzustellen, als hätten sie mit funktioniernden Märkten zu tun.

Keine der beiden Seiten hat jedenfalls etwas von einer realistischen Darstellung (bis jetzt).

Und was tut man als gut abgerichteter Pinscher, wenn der “Marktpreis” nach der welterschütterndsten Ankündigung seit Jahren um 0,7 Prozent “in die Höhe schnellt”, dann um 1,6 Prozent “einbricht” um am Folgetag um drei Prozent zu “explodieren”?

 Exakt: Man projiziert die eigene Ahnungslosigkeit auf einen klinisch Toten und stellt z.B. fest: “Sorge vor (sic) Engpass treibt Ölpreis nach oben.”

Damit kriegen unsere lapdogs immerhin die Hälfte richtig hin – dass nämlich der Ölpreis nach oben getrieben wird.

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Das passiert nicht erst seit der jüngsten Iran-Deal-Ankündigung des “orangenen Jesus”, wie sich dieser Blogger zu ergänzen erlaubt. 

Das passiert seit Monaten und systematisch, wobei großer Wert auf die Marktähnlichkeit des Vorgangs gelegt wird.

Man braucht nur die Preisentwicklung seit Mitte vergangenen Jahres auf sich wirken zu lassen, zu besichtigen z.B. hier.

Zu sehen ist eine seit Juni ’17 wie mit dem Lineal gezogene Trendlinie, auf der die gezackten faktischen Papierpreise     :mrgreen:     von 43 auf 72 Dollar gesurft sind (WTI).

Einsichtsvolle Akteure und Charttechnik, kann man nun interpretieren.

Oder aber: “Da  betreut eine Allianz aus Investmentbankern und echten Ölproduzenten den Preis in die Höhe, wobei auf möglichst realistische Markt-Mimikry Bedacht genommen wird.”

So wie beim Weg nach unten, den die Gegenspieler dieser Gruppe inszeniert haben.

NB, 10.5.2018: Man sollte zwischen Seins- und Sollensaussagen unterscheiden können. Dass „Markt“ der bessere Allokationsmechanismus ist, heißt noch lange nicht, dass er stattfindet.

Unabhängiger Journalist

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