Dumm, strunzdumm, Mainstream: Die selbst ernannte liberale Öffentlichkeit, die dem neuen US-Präsidenten so gerne einen saftigen Skandal umhängen würde, ist in den Besitz einer historischen ESt-Erklärung des früheren Immobilien-Tycoons gekommen, die zeigt, dass Trump 25 Prozent Einkommenssteuer abgedrückt hat. Das ist ein Scoop bzw. eine belastende Information. Geht’s noch blöder? NB zu Spitzen- und Durchschnittssteuersatz.
Herausgefunden hat das ein offenbar sachkundiger Herr, der von einer offenbar nicht sachkundigen Dame in ihrer Show befragt wurde.
Trotz (branchenbedingt) hoher Abschreibungen hat der Donald im Jahr 2005 ein Einkommen von 150 Millionen Dollar gemacht und 36 bzw 38 (“alternative” Berechnung Trumps) Millionen Einkommenssteuer dafür bezahlt.
Die hohe Steuerleistung war offenbar Folge einer Mindestbesteuerung (minimum tax) im US-Steuersystem.
Der gezeigte Durchschnitts-Steuersatz von rund 25 Prozent ist im Vergleich etwa mit Österreich nicht besonders hoch, für die USA aber ziemlich happig – auch und gerade für Unternehmer in Trumps Einkommensklasse.
Ahem.
Hatte Trump 2005 so schlechte Steuerberater oder sind die zwei geleakten Seiten gar eine Fälschung?
Nicht doch, gibt der sachkundige Blogger in der Rachel Maddow-Show zu Protokoll – das alles sei zweifellos echt und passe auch ins Bild, das man aus öffentlich zugänglichem Material von Trumps Finanzen gewinnen könne
Post von Donald
Die Steuererklärung des heutigen Präsidenten habe er eines Morgens im Postkasten gefunden – weswegen die Beschaffung des Materials auch keineswegs illegal sei (wie vom Präsidentensprecher behauptet).
Wo das Zeug hergekommen sei?
David Cay Johnston lässt hier durchblicken, dass er sehr wohl einen Verdacht hat, möchte Rachels Feierstunde zum Scoop des Tages aber nicht stören:
Es ist sehr gut möglich, dass Donald mir das geschickt hat (…) Donald hat eine lange Geschichte des Durchsickernlassens von Material, wenn er glaubt, dass das in seinem Interesse ist.”
Nachbemerkung, 15.3.2017, 14.00 Uhr: Weiß nicht, wo man anfangen soll, weil hier die Ignoranz selbst bei einfachen Zusammenhängen so groß ist.
Vielleicht damit: Spitzensteuersatz ist ungleich Durchschnittssteuersatz und wenn Trump durchschnittlich 25 Prozent Einkommenssteuer gezahlt hat, ist das unglaublich viel, auch wenn der Spitzensteuersatz in Europa bei 50 Prozent und darüber liegt.
Als Faustregel könnte man für die USA und Europa sagen: Geringverdiener zahlen 0 Prozent ESt. Der reale Steuersatz wirklicher Großverdiener hingegen geht in Europa auf die 50, in den USA auf die 0 Prozent zu. Zum Ausgleich gibt es in den USA eine Mindeststeuer.
Kurz: Es ist ziemlich kompliziert, und wenn das Zahlenwerk auf dem geleakten Formular ein wahres Abbild der wahren Finanzströme wäre, wäre Trump ein armer Hund, weil er einen Satz wie ein etwas überdurchschnittlicher Verdiener in Europa hätte.
Das ist mit ziemlicher Sicherheit aber pure Fiktion, wie fast alles, was in einem Steuerformular steht, das mit Hilfe eines Steuerberaters ausgefüllt wurde.
Das ist freilich wieder eine andere Geschichte.
Sichtbar bleibt, dass Trump 2005 durchschnittlich 25 Prozent Einkommenssteuer gezahlt hat und dass die ahnungslosen Medien das als Skandal verkaufen wollen.
Dass das nicht skandalös wenig, sondern unglaubwürdig viel ist, merkt das Publikum selbst dann, wenn es mit Steuerdingen sonst nichts am Hut hat.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.