Steven E. Koonin, ein US-amerikanischer Physiker, der sich durch Hekatomben klimawissenschaftlicher papers gegraben hat, hat in Wien zu seiner Sicht des Klima-Energie-Nexus gesprochen. Obwohl er zentrale Elemente des herrschenden Konsenus übernimmt, wird er von Teilen der academia emotionell abgelehnt. Dabei rückt er bloß Hyperbeln zurecht.
Koonin sprach im prächtigen Festsaal der österreichischen Akademie der Wissenschaften vor hoch qualifiziertem, aber schütterem Publikum in überwiegend vorgerücktem Alter (Anton Zeilinger inklusive).
Eine Gruppe junger Zuhörer suchte während des Vortrags das Weite.
Das lag kaum an der Langatmigkeit des Redners – Koonin fasst sich branchenunüblich kurz -, sondern wahrscheinlich daran, dass sich der Vortragende vor politisierter Zuspitzung hütet.
Weder findet für ihn ein kontinuierlicher Klimawandel statt, noch sind dessen angeblichen Folgen (Meeresspiegel, Hurrikans) hinreichend klar auf Kohlendioxid zurückzuführen (der Temperaturanstieg der vergangenen 100 Jahre sehr wohl).
Selbst bei Nullemissionen, die politisch kaum umsetzbar seien, bestünde keine realistische Aussicht auf ein Sinken des CO2-Levels (und damit der globalen Temperaturen).
Daher sollten die Politiker den Akzent auf Anpassung (adaptation) statt auf Abmilderung (mitigation) setzen, meinte der Redner.
Grundsätzlich ist der Mann ein CO2-Warmist, der pro Verdoppelung der Konzentration in der Atmopshäre mit einem Temperaturanstieg um ca. 2,5 Grad Celsius rechnet (“Klima-Sensitiivität”).
Zwar lässt er offen, ob natürliche Variabilität nicht auch eine Rolle spielt, er geht aber davon aus, dass anthropogenes CO2 in der Atmopshäre der Hauptverursacher ist (wirkliche “Skeptiker” wollen lediglich eine Korrelation mit den Temperaturen sehen bzw. identifizieren steigende Temperaturen als Treiber des CO2).
Auch die Meeresspiegel, sagt Koonin, stiegen derzeit weiter (freilich nur ein bisschen, kontinuierlich und seit Jahrhunderten).
Der Amerikaner agiert als Störenfried beliebterMedien-Mythen - indem er z.B. darauf hinweist, dass der bei weitem größte Anstieg der Meeresspiegel schon beim Ende der letzten Eiszeit erfolgt sei oder auch, dass der arktische Eispanzer extrem variabel sei, je nach Jahreszeit.
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Symbolisch schlimm wird die Sache aber durch den Umstand, dass sich diese öffentliche Figur einer schnellen Zuordnung zum ideologischen Feind entzieht, als lanjgähriger Caltech-Professor und kurzfristiger Unterstaatssekretär von Barack Obama.
Wirklich schlimm ist die Tatsache, dass man diesem theoretischen Physiker zwar vorwerfen kann, er sei kein studierter Klimawissenschafter – nicht aber, dass er nicht imstande sei, Grafiken zu lesen oder dass er z.B. ständig Giga- und Tera- verwechsle.
Dumm auch, dass man diesem Professor für computational physics schlecht vorhalten kann, er habe keine Ahnung von Computermodellen (die, wie bekannt, auch die Klimawissenschaft dominieren).
Unverzeihlich aber, dass Donald Trumps Umwelt-Leute nach einem Koonin-Vorschlag die gegenwärtige Klimawissenschaft auf Herz und Nieren prüfen und zu diesem Zweck Gruppen von besonders qualifizierten Teufels-Advokaten (“red teams”) zusammen trommeln möchten.
An diesem Punkt hört sich der Spaß endgültig auf, weil Dinge wieder in Frage gestellt werden, von denen Al Gore schon vor zehn Jahren erklärt hatte, sie stünden außer Streit (“the science is settled”).
Früher sagte man Wissenschaftliche Methode zu so einem Vorgehen.
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