Eine Wiener Besetzungscouch-Story um das rote Kanzleramt

Die dem Bundeskanzleramt rechenschaftspflichtige Wiener Zeitung hat ihren Chefredakteur fristlos entlassen, weil dieser via Facebook eine Kollegin belästigt hat. Die eingeschaltete Gleichbehandlungsanwältin hat schnell reagiert und schon nach acht Monaten, zeitgleich mit dem Wahlsieg des ÖVP-Kandidaten, den Arbeitgeber des Übeltäters informiert.

Also – entweder hat Kurz, der Android, telepathische Zwangsmittel, mit denen er das Kanzleramt kirre machen kann, oder der rote Kanzleramtsminister Drozda will noch schnell einen anderen, ganz linken Chefredakteur mit größerer vertraglicher Reichweite bestellen.

Die dritte Möglichkeit, meine Lieblingserklärung, läuft darauf hinaus, dass schwarz-rot doch kommt, entgegen allen unseren gut informierten Journos.

In diesem Fall hätte die SPÖ ihrem alten, neuen Koalitionspartner Reinhard “Harvey” Göweils beruflichen Kopf überreicht, als Morgengabe.

Das scheint der Übeltäter, der nicht nur vertrottelte Facebook-Nachrichten schreibt, nicht zu ahnen – weshalb er sich wundert, wieso seine Besetzungscouch-Geschichte, von der er ein halbes Jahr lang nichts mehr gehört hat, unmittelbar nach dem Wahlsonntag aufpoppt (sic).

Wer sich übrigens über die Ereignisse informieren will, kann z.B. die Artikel in der Presse oder im Standard lesen.

Man könnte nun einfach eins und eins zusammenzählen – aber man muss ja nicht gleich bis zum Äußersten gehen. Vielleicht waren’s ja auch der Hofer und der Strache vom Zwanzgerhaus, die schauen so verdächtig aus.

Dabei weiß Göweil ganz genau, wie das läuft in der Wiener Zeitung und der ihr vorgesetzten Behörde. Die haben immer dieselben Regeln, egal ob am Ballhausplatz ein Roter oder ein Schwarzer neu einzieht.

  • Regel Nummer eins besagt, dass der regierende Bundeskanzler einen ideologisch passenden Chefredakteur für die Wiener Zeitung einsetzen darf.
  • Regel zwei schränkt jedoch ein, dass das nicht sofort passieren soll weil es sonst gleich heißen würde, dass die Wiener Zeitung a) gar nicht unabhängig sei und dass b) der ausgewechselte Chefredakteur bei vollen Bezügen spazieren gehen dürfe, wie man hierzulande missbilligend sagt. Der neue Kanzler muss sich also in Geduld üben, bis der Vertrag des alten WZ-Chefredakteurs abgelaufen ist.

Das hätte im konkreten Fall geheißen, dass der türkise Basti den roten Reini bis Ende 2018 aushalten hätte müssen.

Da hat es natürlich gut gepasst, dass der Typ, dessen Posten man benötigt, in aller Öffentlichkeit anzügliche Bemerkungen gemacht und berufliche Gegenleistungen zu (offenkundig) sexuellen Leistungen in den Raum gestellt hat.

Was man damit erreichen kann, ist zwar nicht viel, aber ein Zeichen des guten Willens ist es allemal.

Unabhängiger Journalist

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