Wenn ein Quasi-Staatssender und die vormalige Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie ihre Kräfte bündeln, kommt nicht zwingend Wissen und schon gar nicht Aktualität heraus. Das war schon länger zu ahnen, wissen kann man das aber seit gestern, Dienstag. Da zogen am frühen Nachmittag ein Radio-Journo und eine “Wissenschaftlerin” von der GeoSphere Austria (wer denkt sich solche Namen aus und was kostet das?) einen derartigen Hofrat Beschwichtel ab, dass die E-Control neidisch werden könnte. Ein “Faktencheck”.
Natürlich muss alles ein wenig Seriosität haben, man ist ja schließlich nicht die “Krone” oder Jörg Kachelmann.
Deshalb stützte man sich auf unbezweifelbare Daten, die unbezweifelbar auf irgendeinem Papier oder in einer Internet-Seite stehen. Und damit’s für den Ö1-Pöbel nicht zu technisch wird, lässt man zuerst ein paar relevante Fakten weg, wird schon niemand drauf kommen.
Zum Beispiel den Preis des Rohöls, der 2023 im Durchschnitt noch etwa 80 Dollar pro Barrel betrug, derzeit aber nur 60 – 65. Das ist insofern relevant, als selbst nach der reinen Lehre (also nach der “verbesserten Statistik”) die verbuchten Reserven auf Basis einer eher weltfremden Überlegung mit dem Ölpreis korrelieren (ein höherer Ölpreis bedeutet höhere Reserven).
Dieses Konstrukt ist aber sowieso unrealistisch, wie jeder der Realität ausgesetzte Ölingenieur z.B. der ENI sofort versteht.
Aus einer solchen, von keinem Statistik-Schwindel getrübten “Froschperspektive” wird ein Ölkonzern selbst bei einem möglichen Erlös von 80 Dollar pro Fass
nicht in den venezolanischen Dschungel gehen, um dort feststofflichen Naturasphalt abzubauen, der nur mit einem hohen finanziellen Aufwand an die Küste transportiert und verschifft werden kann
(“könnte”, um das Thema US-Sanktionen wenigstens in einem Nebensatz anzutönen).
Trotzdem werden diese “sicheren Reserven” Caracas zugerechnet, das seit den Zeiten des seligen Hugo Chávez am Papier über pervers hohe Reserven verfügt,
mehr als Saudi-Arabien oder der Iran, die auch kein Mensch überprüfen kann.
Dass diese Reserven durch Wiederholung nicht “wirklicher” werden, geht fast allen ein,
vielleicht mit Ausnahme der ORF-Journaille und irgendwelchen Expert(inn)en im “staatlichen Bereich”. Die glauben unerschütterlich an die Reservezahlen, die in den Jahrbüchern der ENI oder sonstwem stehen.
Die werden nur kritisch und schreien “Fake News!”, wenn der Donald wieder was rausschiebt, was ihnen ideologisch nicht passt.
Die eigenen Fake Statistics interessieren derlei Pseudowissenschaftler und ihre journalistischen Stichwortgeber weniger.
Ähnliches wie bei Reserven ließe sich auch bei der Produktion”durchdeklinieren”, was im Detail freilich nicht einmal hier, in diesem nicht Platz-beschränkten Blog ausgebreitet werden kann. Der wichtigste Punkt ist wohl, dass die statistisch ausgewiesenen Mengensteigerungen jene von heutigem “definitorischen Öl” sind, das nicht mehr mit dem früher bekannten Öl identisch ist.
- Zum “neuen Öl” werden nämlich auch NGLs gezählt, die aus der Gas-Industrie kommen und natürlich
- Schieferöl, das zwar echtes Öl, aber gewissermaßen dessen “letztes Aufgebot” ist und das weder den Brennwert noch die vielseitige Verwendbarkeit von “C&C” hat.
- Ohne NGLs, Shale oder sonstwie unkonventionellem Öl würde von den groß trompeteten Mengensteigerungen jedenfalls nicht viel übrig bleiben.
- Immerhin – und das soll hier positiv angemerkt werden – scheinen Erweiterungen und Effizienzsteigerungen bisher auch das Absacken der Produktion von “gutem, altem Öl” verhindert haben.
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