Ein übergelaufener Greenpeace-Gründer, ein alter, weißer Mann, hat eine junge US-Abgeordnete mit hispanischen Wurzeln einen “pompösen kleinen Dummkopf” genannt, weil diese in der Manier radikaler CO2-Warmisten das Verbot fossiler Treibstoffe fordert (mehr oder minder). Das schadenfroh-zustimmende Lachen über die Invektive ist diesem Blogger aber im Hals stecken geblieben, als er zur Kenntnis nehmen musste, dass der Beleidiger meint, die Menschheit könne noch Jahrhunderte auf fossile Treibstoffe bauen.
Die g’schmackige Twitter-Kontroverse zwischen Patrick Moore und Alexandria Ocasio-Cortez (AOC) kann hier, bei Zerohedge, in aller Ausführlichkeit nachgelesen werden.
Der Auslöser des Streits ist ein von der linken Demokratin veröffentlichtes Programm, das “Green New Deal” heißt und das “die Elimination aller fossilen Energien, der Kernenergie, des Flugverkehrs und von 99 Prozent aller Autos” fordert (ZH).
“New Deal” kommt bei Progressivisten immer gut rüber, weil ein Säulenheiliger von denen mit so einem Programm angeblich Amerika gerettet hat und “green” – nun, das ist selbsterklärend.
Bobos lieben derlei PC-Unsinn und die AOC wird bei diesen Leuten noch große Erfolge feiern (wenn die US-Demokraten bloß eine kleine Zielgruppenpartei wären!).
Was die sciences hinter CO2-Warmismus und Energiewende betrifft, scheint AOC keine Ahnung zu haben – weiß aber, dass die Mehrheit aller irgendwie klimaaffinen Naturwissenschafter das Konzept der menschengemachten Erderwärmung (AGW) bejaht – während der Rest aus Angst vor Repressalien und beruflichen Nachteilen schweigt;
In Sachen Energiewende hat ihr schließlich ein freundlicher Verbündeter eine Modellrechnung zur Verfügung gestellt, wonach ihr Grüner New Deal viele neue Jobs und Investitionen bringen würde.
So weit so schlimm –
und so weit sind Zorn und Frust des Patrick Moore gut nachvollziehbar: AOC macht in Klima-Populismus für ihre politische Zielgruppe.
Ohne dies offen auszusprechen, erweckt Ocasio-Cortez den Eindruck, die US-Amerikaner könnten den Klimawandel stoppen, wenn sie nur darauf verzichteten, flüssige Transporttreibstoffe zu verwenden.
Das ist ein aufgelegter Blödsinn – schon deswegen, weil die USA heute nur mehr 14 Prozent aller Treibhausgase emittieren und nur 28 Prozent davon aus dem Verkehr kommen, siehe z.B. hier.
Moore, der sehr wohl “ein paar Dinge” über die Naturwissenschaft hinter der Diskussion weiß, hält der AOC eine Torten-Grafik entgegen, die zeigt, dass Kohlendioxid nur 3,6 Prozent aller atmosphärischen Treibhausgase ausmacht und erklärt weiter, dass die Forderung der Politikerin die Treibhausgase aus der Atmosphäre zu entfernen, alles irdische Leben töten würde (was “technisch” korrekt ist, und ein “billiger Punkt” in der Diskussion).
Moore hat zweifellos auch mit folgender Mutmaßung recht, die eigentlich ein Argument ist:
You don’t have a plan to grow food for 8 billion people without fossil fuels, or get the food into the cities? Horses? If fossil fuels were banned every tree in the world would be cut down for fuel for cooking and heating. You would bring about mass death.”
Und ein paar Stunden später setzt er nach:
You are delusional if you think fossil fuels will end any time soon, maybe in 500 yrs.”
Derlei würde – ist zu befürchten – wohl nicht einmal dann zutreffen, wenn es irgendwie gelänge, die am Meeresboden reichlich vorhandenen Methanhydrate energiepositiv zu fördern und zu konzentrierten Brennstoffen zu verarbeiten.
Insoferne ist Moore selbst “delusional”. Er macht in Energie-Populismus für seine Zielgruppe.
Aber es ist zugegebermaßen schwierig einzuräumen, dess es (derzeit) für gewisse Menschheitsprobleme “keine Lösung gibt” – keine hundertprozentige und nicht einmal eine weitgehende.
Bild:Friends of Europe, US House of Representatives via Wikimedia Commons
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