Während sich die UK-Journaille in Rangeleien an den Zapfsäulen und von Dieben aufgebohrten Tanks ergeht und deren kontinentaleuropäische collegae selbstzufrieden und à la Sowas kommt von sowas berichten (“Brexit”), bietet – der hier besprochene – Antonio Turiel mit La Crisis del Gas eine interessante Einschätzung der sich anbahnenden Misere. T. ist a) “Naturwissenschaftler”, der sein Fach ge- und nicht mehr verlernt hat (wie z.B. die deutsche Mutti), b) ein Veteran der Peak Oil bzw. Peak Dense Energy-Debatten und c) ein Westeuropäer, der, anders als einige deutsche Expertinnen und “Experten”, auch mal Erdgas aus Algerien oder LNG aus den USA im Auge hat.
Turiels Ausgangspunkt ist ein Blog-Eintrag, den er vor elf Jahren, im Sommer 2010, verfasst und Pico del Gas, “Peak Erdgas” genannt hat.
Auf Grundlage eines damals neu erschienenen (“fremden”) Charts hat er den Abschwung der europäischen Gas-Versorgung ab 2015 prophezeit (was sich als falsch herausgestellt hat)
- wobei der übernommene Chart ein anhaltendes Hoch-Plateau bis 2019/2020 offen gelassen hat, was, wie er heute meint, genau das Szenario zeige, das eingetreten sei.
Den Unterschied machen in der Grafik verzeichnete zusätzliche Importe von Flüssiggas (LNG) aus. Diese, sagt T.,
hätten tatsächlich statt gefunden, was die “Verzögerung” um vier bzw. fünf Jahre erkläre
(Basis seiner damaligen Ausführungen war ein soeben erschienener Bericht der Energy Watch Group).
Danach geht der Blogger auf die Produktionsprofile der größten (europäischen) Lieferanten-Länder Russland und Algerien ein – was (nur) aus spanischer Sicht halbwegs stimmt (Norwegen “findet nicht statt”)
- und erläutert, dass sowohl die Russen als auch die Algerier 2018/19 eine Art “Scheinblüte” vor dem vergangenes Jahr beginnenden Produktionsabsturz erlebt hätten
(wobei die Algerier im Zweifel eher bereit seien, Erdgas aus innenpolitischen Gründen zurück zu halten, bisher wenigstens).
Diese Phase sei jetzt freilich zu Ende.
Beide Länder hätten inzwischen ihren Peak Erdgas überschritten – mit entsprechenden Folgen für die Abnehmerländer aus Festland-Europa:
¿Y qué viene? Viene una situación de debilidad extrema y estructural, con el riesgo de hacer colapsar las economías e inclusive las sociedades europeas.”
Im Prinzip sei das Ganze ein weltweites Phänomen, wie in UK und Asien (und natürlich Lateinamerika) exponenziell in die Höhe schießende LNG-Preise zeigten (nur die USA nehmen noch eine Sonderstellung ein).
Die bisher unterdurchschnittliche Wieder-Auffüllung der kontinentaleuropäischen Kavernen sowie die Versiebenfachung des (LNG-)Preises gegenüber 2020 lasse Schlimmes befürchten
- speziell, wenn der Winter hart & kalt werden sollte,
nicht nur für die Haushalte, sondern auch für regionale industrielle Verbraucher.
Turiel bringt das Beispiel einer südspanischen Düngemittelfabrik, die wegen der hohen Gaspreise ähnlich wie die “britischen Kollegen” (vorübergehend) geschlossen habe (was in der EU-Journaille krass unterschiedlich publiziert wurde).
Letztlich hinke Kontinentaleuropa nur Wochen oder Monate der Insel hinterher, wo die Probleme heute zwar akuter, aber keineswegs anderer Natur seien:
El Brexit amplifica todos estos problemas en las islas, pero que se va extendiendo al resto de Europa y a los EE.UU.
La combinación entre el pico del petróleo/pico del gas (particularmente en Europa, el pico del suministro de gas) garantiza que el proceso de desestabilización económica se acelerará.”
Europa dürfe jetzt nicht mehr zögern, am wenigsten Zeit habe es für weitere Fehler.
Es hora de abandonar grandilocuentes y megalomaníacos planes de transición que están abocados al fracaso y a causar más destrucción y penalidades. Llegó el otoño y se acerca el invierno. Construyamos ya el refugio, si queremos sobrevivir.”
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