Energiewende & Stromautobahnen – Zitat des Tages

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Screenshot orf.at

“Weg von Öl und Gas, hin zu Sonne, Wind und Wasser – bis 2040 will Österreich klimaneutral sein. Bis 2030 soll nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen durch die heimischen Leitungen fließen. Ein Ziel, das mit der jetzigen Infrastruktur nicht zu erreichen sein wird, sagen Fachleute. ‘Österreichs Stromnetz ist derzeit nicht ausreichend dimensioniert, um die Energiewende bis dahin zu schaffen’, sagt der technische Vorstand der Austrian Power Grid (APG), Gerhard Christiner. Das Stromnetz könnte zur ‘Achillesferse’ werden, warnt der Experte.”  orf.at, Stromnetz könnte zur Achillesferse werden, 26.6.2023

Krawuzikapuzi, wer hätte das gedacht! Zu wenige/schwache Stromleitungen gefährden die Energiewende!

Ministerin Lorchen und Werner Williamsbirne

- bestünde hier nicht die Möglichkeit einer weiteren Neupositionierung eurer Partei,

jetzt, wo eure “Bewegung” von der Friedens- auf die Kriegs-, die Anti-EU- auf die Pro-EU- und die Naturheil- auf Zwangsimpf-Linie umgeschwenkt ist? Hm, wär das nix?

Aber jetzt einmal im Ernst

-  natürlich ist Christiner kein Grüner und ein “Experte”, aber er ist halt der managende Experte einer Firma, deren Lebensinteressen darin bestehen, Übertragungsnetze zu betreiben und neu zu bauen.

Könnte es sein, dass von der Interessensposition seiner Firma da was auf die Expertise abgefärbt hat?

Und natürlich lassen sich “Energiewende” und “Stromautobahn” in einen argumentativen Zusammenhang bringen – indem man z.B. behauptet,

dass die General-Krux der Ersteren, die nach wie vor bestehende weitgehende Unmöglichkeit, schnell abrufbare Stromlast zu speichern, durch den Bau laaanger Leitungen kompensiert werden könne,

Leitungen von A, wo  gerade kein Wind weht, nach B, wo’s jetzt sehr wohl weht und von A, wo gerade Nacht ist, nach B, wo aktuell die Sonne herunter heizt

(es gibt zu diesem G’schichterl noch ein “Addendum”, das <auch> mit Pumpspeicher-Kraftwerken in den Alpen zu tun hat, der aktuell tatsächlich einzigen technischen Möglichkeit in größerem Umfang Strom zu speichern – eine etwas kompliziertere Geschichte, die hier nicht thematisiert werden kann).

Wenn überhaupt, macht dieses Narrativ heute aber nur in Deutschland Sinn, wo überschüssige Elektrizität von den Windmühlen an und in der Nordsee in die Verbrauchszentren in die Mitte und den Süden des Landes gebracht werden muss – oder eben in die Pumpspeicher-KWs in den Alpen.

lm speziellen Fall Österreich kann nach Einschätzung dieses Bloggers so nur schwer argumentiert werden.

Das hat mit mehreren Faktoren zu tun. u.a.

  • dass der Großteil des in Österreich entstehenden Stroms in der Regelzone Ost produziert wird, wo auch die Verbrauchszentren liegen oder
  • dass z.B. die Parndorfer Platte näher an Wien als an Innsbruck liegt (der Beitrag von Solar-PV ist in unseren Breiten sowieso vernachlässigbar).

Darüber hinaus besteht seit Jahrzehnten ein europäisches Netz der Stromverbunde

- was der Herr APG-Vorstand natürlich weiß (aber vielleicht nicht gesagt hat) – und was dazu führt, dass sich Ausfälle “an den Rändern” in Nullkommanichts bis in die andere Ecke des Kontinents ausbreiten.

Wenn man also mit Netzstabilität und dem dafür notwendigen Ausbau der Übertragungsnetze argumentiert, sollte man der Ehrlichkeit halber dazu sagen, dass es hier um die  Stabilität des europäischen Netzes geht

-  und nicht – wie es der Bericht erstattende Journo tut – in den Raum stellen, dass wg. der hiesigen “Erneuerbaren” und ohne LeitungsAusbau die Netzstabilität in Österreich auf dem Spiel stehe.

Dieser Blogger weiß nicht, auf wessen Mist dieser Unsinn gewachsen ist,

aber die (implizite) Behauptung des Artikels, dass in Österreich verbaute Solarpaneele und Windmühlen stärkere Leitungen z.B. in Salzburg erforderten, ist wenig überzeugend bis hirnrissig.

Um zu diesem Urteil zu gelangen,

reicht ein Blick auf den hier schon einmal gebrachten österreichischen Produktions-Split (Zahlen 2021; bin gerade zu “faul” den Zahlen 2022 nachzugehen):

Der hierzulande bereits weitgehend ausgebaute Wind machte damals 10% der lokalen Stromproduktion aus und Solar schätzometrisch ein bis zwei Prozent. Da würde eine Verdreifachung des Sonnenstroms das Kraut auch nicht wirklich fett machen.

Unabhängiger Journalist

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