Dieser Blogger war bis Samstagabend überzeugt, dass es sich bei der Söldner-Erhebung in Russland um einen authentischen Vorgang handle, wurde darüber aber immer unsicherer. Etliches spricht mittlerweile dafür, dass es sich um eine Inszenierung mit noch unverstandenem Zweck gehandelt hat. Dass der “zentristische Putin” durch sein wenig entschlossenes Agieren sozusagen politisch beschädigt worden sei, ist fraglich und wird über dessen künftige Umfragewerte (die laufend erhoben werden) zu klären sein.
Erstens ist es nicht glaubwürdig, dass die zentrale Macht in Moskau – das “MoD” ebensowenig – nichts über die monatelangen “Putsch-Vorbereitungen” erfahren hätte.
Nicht nur, dass die “NATO” (angeblich) gewarnt haben soll
- man müsste in diesem Fall auch annehmen dass FSB und GRU auf ihren Ohren geschlafen haben und “nachhaltig” taub und blind waren.
Zweitens ist “Putins Koch” in Weltrekordzeit vom Vaterlandsverräter zum großzügig Verschonten muitiert und im Nu von der Bildfläche verschwunden - Letzteres ein Trick, den nicht nur die US-Geheimdienste gut beherrschen.
Das G’schichterl vom heldenhaften Kampf der Wagners in Bachmut, Begründung für den vermeintlichen Großmut des Siegers, dürfte nicht einmal eine Babuschka in Ostsibirien glauben.
Drittens war die Übernahme von ein paar marginalen Militäreinrichtungen in Rostow und der folgende “Marsch auf Moskau” eine Aktion, die eines Fürsten Potjomkin würdig war.
Die paar Panzer und gepanzerten Fahrzeuge wären mit den Mitteln des “MoD” wohl leicht zu stoppen gewesen.
Die einzige – freilich gravierende – Einschränkung, die an dieser Stelle gemacht werden muss, ist:
Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass Prigoschin vom “Westen gekauft worden ist” – immerhin kämpfen Söldner seit Jahrhunderten für den “Höchstbieter”;
und dass im Westen und der Ukraine kurzfristig die verwzeifelte Hoffnung bestand, dass während des Wagner-Aufmarschs das Militär von “Putin” abfallen und/oder dass es zu einem Volksaufstand gegen diesen kommen würde.
Seine Kraft bezieht das Narrativ von der letztlich niedergeschlagenen Prigoschin-Meuterei aus dem Umstand, dass – endlich einmal –
die Erzähl-Bedürfnisse der Moskauer Zentralgewalt und der westlichen Journaille ineins fallen
- aus völlig unterschiedlichen Motivationen:
- “Putin” und die Silowiki können/konnten mit dem G’schichterl gegen angebliche oder wirkliche Verräter in den eigenen Reihen mobilisieren und
- der Westen kann eine weitere Runde auf seinem Mantra vom schwachen Putin herumreiten.
Die Samstag sichtbar gewordene Wahrheit ist aber,
- dass auch die herrschende Clique in Russland nicht monolithisch ist und die einzelnen Fraktionen aufeinander angewiesen sind und
- die mit der hier ausgebreiteten These erschlossene Wahrheit, dass mit der gefakten Söldner-Meuterei alle russischen Macht-Fraktionen womöglich an einem Strang gezogen haben.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.