Erdgas/Ö: Ein juristischer Vorwand & d. angeblich sichere ‘Nachschub’

Die teilstaatliche OMV versucht, wie zu erwarten, mittels “Kündigung” aus langfristigen Lieferverträgen mit dem russischen Staatskonzern Gazprom herauszukommen (eine Rechtsposition, die sich vor Gericht erst bewähren muss). Die Beschwichtel-Fraktion der (quasi- und pro-)staatlichen (bzw. quasi-und pro-Regierungs-)Journaille verzapft, unterstützt von angeblichen Experten, die Weisheit, dass auch die österreichischen Konsumenten sich den Bruch mit Russland leisten könnten, weil der europäische Markt mit Erdgas ja “gut versorgt” sei. Das ist “auf der physischen Ebene” nur insofern korrekt, als der westlichste Teil der eurasischen Landmasse auch für das zu Ende gehende Jahr 2024 genügend Methan hat um sich bei einem weiteren “milden Winter” durch die kommende Heizsaison zu wursteln. Alles Sonstige ist Raterei. Kommenden Sonntag wird in diesem Blog eine kritische Würdigung der Hypothese von Journaille und Experterln veröffentlicht.

So viel kann freilich jetzt schon verraten werden:

Die Versorgung der EU mit physischem Gas ist seit 2023 rückläufig, was wohl auch für das Gesamtjahr 2024 gelten wird. Sie kann pro futuro nur aufrecht erhalten werden, als US-Exporteure weiter eine große Menge Flüssiggas liefern

(diese scheinen sich gerade aus “dem Markt” zurückzuziehen).

Zusammen mit den beträchtlichen und weiter leicht wachsenden Exporten Norwegens erscheint es möglich, auch im Jahr 2025 knapp die Hälfte der durch den (weitgehenden) Abgang Russlands gerissenen Lücke von 100 bis 120 Mrd. Kubikmetern zu füllen

- aber kaum mehr.

Am frappierendsten ist die Blauäugigkeit von angeblichen oder wirklichen Auskennern und ehemals kritischen Journalisten, was das lediglich auf geduldigem Papier existierende Erdgas-Angebot betrifft. Selbst kundige Leute wie ein früherer Energie-Regulator oder der Interview-Honcho eines quasistaatlichen Mediums sind der – wohl irrigen – Ansicht,

  • dass die Forward-Futures auf Erdgas ganz oder weitgehend in physische Gasflüsse umgewandelt werden könnten,
  • dass die Derivativpreise des Dutch TTF durch “Angebot und Nachfrage” (von echtem Gas) bestimmte Marktpreise seien, die noch immer relativen Überfluss anzeigten, oder
  • dass es politisch-moralisch verwerflich sei, mit einem angeblich oder wirklich brutalen Anbieter von physischem Erdgas langfristige Lieferverträge abzuschließen.

Unabhängiger Journalist

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