Sg. Wissenschaftler haben ein paar Begriffe ausgemacht, die sich zum Kampf gegen eine besonders verabscheute Sorte Demokraten eignen: Fake News & Disinformation sollen die Unique Selling Propositions internationaler Rechts-Popos von Canberra bis Washington sein. Die zeitgenössischen Dunkelmänner lügen angeblich so massiv, dass es heute auf “die Wahrheit” gar nicht mehr ankommt. Blöderweise freilich tun das auch nicht-populistische Politicos und klassische Medien andauernd – z.B. durch Auslassungen, selektive Thematisierung und unangebrachtes Framing.
Dass Herrscher falsche Neuigkeiten verbreiten (lassen), ist seit Tausenden Jahren bekannt und mitnichten auf demokratisch an die Macht gelangte Politicos beschränkt
- behauptete doch schon ein ägyptischer Pharao des “Neuen Reichs” wider besseres Wissen, er habe eine Schlacht gegen die Hethiter gewonnen (obwohl er diese verloren hatte).
Zugestanden – mit Internet, Facebook & Twitter hat sich die Verbreitung von Disinformation rasant beschleunigt,
aber eine solche Beschleunigung hat schon immer mit jeder neuen Technologie statt gefunden, etwa nach der Erfindung der Druckerpresse oder mit der Einführung von Telegraphie & Radio.
Uralt ist auch, dass die Empfänger vergleichbarer Nachrichten auch Paradoxes für wahr halten, sofern dies in ihr persönliches Weltbild passt,
schon lange vor Salvini, Trump & social media.
Schon den fahrenden Sängern des Mittelalters wurden nur “Neuigkeiten” abgenommen, die man schon mal gehört und irgendwie als wahr akzeptiert hatte
(derlei “News” konnten alt wie Methusalem sein – man war da nicht so wählerisch).
Russische Cyber-Kobolde
Die vorgeblichen heutigen Fake News-Honchos – Trump, Putin & der “verblichene” ISIS-Kalif – sollen dagegen ganze Armeen von menschlichen und maschinellen Trollen beschäftigen,
um demokratische Institutionen sowie die dazugehörigen Systeme zu untergraben und die sie verteidigenden Journos und “Experten” vorzuführen.
Das ist das Narrativ selbst ernannt echter Demokraten wie beispielsweise von Rick Stengel, einem langjährigen Time-Herausgeber,
der eine von einem früheren US-Präsidenten errichtete Drehtür zwischen “liberalen” Redaktionsstuben und Weißem Haus als Journalist betreten hat
und auf der anderen Seite als Vizeaußenminister für Öffentliche Diplomatie wieder erschienen ist (“Nummer 5 im State”).
Von diesem Ausguckposten sollen die Aktivitäten der von der Trump-Kandidatur gleichermaßen überrumpelten russischen Dienste besonders gut auszunehmen gewesen sein,
z. B. die von schlecht englisch sprechenden Cyber-Trollen St. Petersburg (“Internet Research Agency”), um von jenen “enormen Summen” ganz zu schweigen, mit denen die Ruskis Werbung bei Facebook gekauft haben (ein niedriger sechsstelliger Betrag).
Wie solche Aktivitäten die Präsidentenwahlen 2016 nennenswert beeinflusst haben sollen, erschließt sich diesem Blogger nicht ganz
- und er vermutet, dass die CIA 2012 – ohne größeren Erfolg – die russischen Präsidentenwahlen beeinflussen wollte,
was Moskau vier Jahre später zu einem Revanchefoul animierte, das mangels größerer krimineller Energie unbemerkt geblieben wäre, hätte 2016 nicht der Donald die Wahl gewonnen.
Ein Begriffs-Franchise
Und wo weder Wladi noch der Kalif dahinter dahinter stecken, glauben derlei “Experten”,
waren’s s die Koch-Brüder und andere libertäre (≠ liberale) Milliardäre (“rechtsextreme”), wie man z.B. hier auf Seite 263 informiert wird.
Die Super-Reichen, die Trump zur Macht verholfen haben sollen, sollen mit dem politischen System der USA nämlich schon die ganze Zeit über unzufrieden gewesen sein.
Völlig abstrus wird das Post-Truth-Narrativ etwa in einer Anwendung auf die Europäische Union, wie sie von einem britischen “Experten” z.B. hier dargelegt wird.
Dort figurieren Rechts-Popos wie Boris Johnson (UK) und Matteo Salvini (Italien) als “Gefahr für die Demokratie”,
Politicos, die durch (nationale) Wahlen demokratisch legitimiert sind – im Gegensatz z.B. zur Kommission in Brüssel.
Am besten kommt dieser Blogger noch mit dem misinformation-Ansatz des Justin McBrayer zurecht, der immerhin erklären kann, warum fake news so gerne konsumiert und daher gerne angeboten werden
(obwohl er McBrayer Begriffe wie “Epidemie” nicht abnimmt; das ist in vielerlei Hinsicht eine Übertreibung).
Post Truth-Pandemie
Sollte es heute tatsächlich ein solches exponentielles Wachstum von “von oben aufgepfropfter” falscher Neuigkeiten geben,
kann es sich nur um die aktuelle “Corona-Pandemie” handeln, die – zumindest bis jetzt –
eine Mischung aus statistischen Artefakten und schwer erklärbaren Amokläufen diverser Regierungen ist
- unter eifriger Zuarbeit jener “Vierten Gewalt”, die gemäß grauer Theorie dazu da ist, die ersten drei Gewalten “zu kontrollieren”.
Schwer zu sagen, was speziell unser sich demokratisch nennendes Polit-Gesindel reitet (die für dieses Gesocks günstigste Annahme ist noch eine glaubwürdige Drohung mit einem “echten” Biowaffen-Angriff).
Von dieser vagen Möglichkeit einmal abgesehen, lässt sich für diese Pandemie schwer eine bessere Kennzeichnung als “post truth” finden.
Literatur:
Richard Stengel, Information Wars: How We Lost the Global Battle Against Disinformation and What We Can Do About It.2019
W. Lance Bennett, Steven Livingstone (Hg.), The Disinformation Age: Politics, Technology, and Disruptive Communication in the United States.2021
Paul Rowinski, Post-Truth, Post-Press, Post-Europe: Euroscepticism and the Crisis of Political Communication.2020
Justin P. Mcbrayer, Beyond Fake News: Finding the Truth in a World of Misinformation.2021
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