Grazer Amok: Österreicher mit Wurzeln, Kommentar überflüssig

Bei der Berichterstattung über den Amoklauf in Graz am Samstag gab es subtile Unterschiede. Der Boulevard bezeichnete den Täter als “Österreicher mit bosnischen Wurzeln”, die Qualitätspresse verzichtete auf die Wurzeln. Immerhin konnte man erfahren, dass die Tat mit einem Van der Marke Infiniti begangen wurde. Oberpolizist Klamminger konnte noch nicht sagen, ob das Tatmotiv mit der Wegweisung von der in Trennung lebenden Ehefrau des Täters zu tun hatte, aber bereits “absolut ausschließen, dass es einen extremistischen oder politischen oder religiösen Hintergrund gibt”. Die Kommentarfunktionen der österreichischen Zeitungen waren mit zwei Ausnahmen deaktiviert.

Die eine Ausnahme war der Standard, dessen Poster exzellent über oft nur Minuten alte Tweets rund um FPÖ-Politiker Strache informiert waren. Sie warfen “HC” vor, die Bluttat für seine Fremdenfeindlichkeit zu nutzen. Strache hatte einen Zeitungsartikel getweetet, in dem der Täter als Bosnier bezeichnet wurde.

Die zweite Ausnahme in Sachen Sperre der Kommentarfunktion scheint die Kronen Zeitung gewesen zu sein.

Alle anderen in Augenschein genommenen Tageszeitungen hatten die Kommentare zu den entsprechenden Artikeln deaktiviert. Manche begründeten das offen – wie z.B. der Kurier, der “Rücksicht auf die Angehörigen der Opfer und des Täters” ins Treffen führte. Bei anderen geschah das stillschweigend.

Zu den Texten erschienen keine Kommentare und Postingformulare, die ansonsten defaultmäßig vorgegeben sind. Dieses Verhalten spiegelt Sicherheitsbewusstsein der Marke Gürtel & Hosenträger wider. Die Foren sind nämlich moderiert und die Postings werden – aus rechtlichen Gründen – praktisch ausnahmslos von Hand freigeschasltet.

Unabhängiger Journalist

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