Bei der früheren Hypo Kärnten ist am Wochenende das erste “reguläre” Bail-in Europas offiziell gemacht worden – die Beteiligung der Gläubiger an der Abwicklung einer kaputten Bank. Aber auch Kontobesitzer wie du & ich sind Bankengläubiger. Das ist im Fall der HETA kein Thema. “Reingebailt” wurden nur Anleihegläubiger und die machen bei Wahlen “das Kraut nicht fett”. Künftig sind auch die Einleger in der Ziehung.
Das ist eine echte Chance für alle, die schon immer davon geträumt haben, eine Bank zu besitzen !
Der Fall Hypo Alpe Adria ist neben den fehlenden Depositen noch aus einem zweiten Grund “untypisch”. Der besteht darin, dass die Bail-ins eigentlich dafür gemacht wurden, die Steuerzahler vom Haken zu lassen.
Davon kann im konkreten Fall nicht wirklich die Rede sein. Der österreichische Steuerzahler hat bereits 5 bis 6 Milliarden geblecht und wird beim Settlement der 6,4 Milliarden-Forderungen gegen Kärnten wohl noch die eine oder andere Milliarde locker machen müssen.
Wenn das freilich das einzige Lehrgeld für die Erkenntnis wäre, dass das Geld- und Finanzsystem, auf dem wir sitzen, nur Finanzverbrechern und ihren politischen Zureichern nutzt, könnte man das als sinnvolle, pädagogisch wertvolle Ausgabe ansehen.
Das ist aber nicht der Fall. Das von Unbekannten am Firmengebäude der Hypo angebrachte Plakat “Danke Jörg” deutet es an. Es sollte bedeuten: Die Verantwortung für das Debakel trägt der 2008 verunglückte Kärntner Landeshauptmann (und die von ihm bestellten Bankmanager).
Eine solche Behauptung wäre formal zwar nicht ganz falsch, aber auf so krasse Weise unvollständig, dass sie praktisch falsch ist. Alle unsere Politiker & Finanzer zocken in einem Casino namens fractional reserve banking – aber sie haben bisher keinen Offenbarungseid leisten müssen.
Jörgs Karantanische bankster boys trieben es vor 2008 besonders bunt und sind deswegen dem Rest ein paar Jahre voraus. Ja, Haider hat Kulterer & Co. freie Hand gelassen, aber er hat den Laden 2007 auch verkauft, “rechtzeitig” und um eine Stange Geld (und im Landtag haben bei den Haftungen alle, aber wirklich alle Fraktionen mitgespielt).
Dass die faktische Hypo-Pleite etwas mit Haiders Bösartigkeit & Populistentum oder der Korruption in Kärnten zu tun hat, ist Schmonzes, der von der ehrenwerten Gesellschaft in Umlauf gesetzt wird, die sich im Besitz der Republik wähnt (hoffentlich nicht mehr lange).
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Aber ich wollte mich ja eigentlich am Zukunftsmodell Bali-in abarbeiten.
Den improvisierten Probelauf dazu gab’s 2013 in Zypern und das neue, EU-gesetzlich verankerte Bail in © wird jetzt heile heile Gänschen machen, verspricht man (tut man offen natürlich nicht, weil darüber nicht geredet werden darf, wg. Verunsicherung der Bankkunden).
Das zentrale Problem besteht darin, dass unser Finanzsystem inzwischen viel zu hohe Schulden/Guthaben geschaffen hat, die erst ausgebucht werden müssen, bevor es wieder weiter gehen kann. Das soll möglichst geräuschlos geschehen, damit unsere Politicos weiter agieren können, als sei eh nix passiert.
Diesem Kalkül entspricht die neue Bail-in-Regelung der Union. Der Plan A der Eurozone besteht darin, marode Banken abzuwickeln, indem man zuerst die höherrangigen Geldgeber/Anleihenzeichner zur Kasse bittet – also alles, was auf der Passivseite der Bilanz unterhalb der Einlagen steht (ich glaube, mit Ausnahme der Derivate). Das sind Vermögen.
Das müsste reichen, glaubt man. Alles, was weiter runter (hinauf) in den echten Geldbereich geht, wird gemeint, würde einen deflationären Megaschock auslösen. Und KMU und der gemeine Mann wären mit dem obigen Modell aus dem Schneider, weil sich die im Regelfall ohnedies keine Bankanleihen angeschafft hätten.
Das ist natürlich insofern ein “Denkfehler”, als Private und Kleinunternehmer über diverse Fonds und Versicherungen sehr wohl drin hängen würden, und zwar ziemlich tief. Die echten Pluto-, die man nach Meinung der Demokraten zu Recht schneiden würde, sind unter den Bondhaltern sowieso nicht mehr so zahlreich vertreten (die sind schon alle in Gold & Immobilien).
Trotzdem hätte die Lösung was für sich – nämlich, dass die (engere) Geldmenge nicht verringert würde und z.B. Firmenkonten, aus denen die Gehaltszahlungen erfolgen, nicht angegriffen würden. Dann könnte das Schlimmste vermieden werden.
Das würde vielleicht funktionieren, wenn die Anleihen ausreichen (bei der HETA ist das der Fall, weil das Institut sowieso kaum Einlagen hatte).
Ob das allerdings überall der Fall ist, ist anybody’s guess. Die Notenbanken haben sich sicherlich schon ein Bild drüber gemacht und ihre Planspiele gespielt.
Der Laie kann das in der Tiefe nicht verlässlich beurteilen, weil man sich dazu zuerst ein realistisches Bild über die Werthaltigkeit der Banken-Assets machen müsste. Und das ist heute praktisch nicht mehr möglich.
Edit, 11.4.2016: Im 8. Absatz folgenden Halbsatz hinzugefügt: “(und im Landtag haben bei den Haftungen alle, aber wirklich alle Fraktionen mitgespielt).
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