In diesem Text sehen wir uns – ohne in Alarmismus zu verfallen – die unwahrscheinlichen, aber von der möglichen Wirkung her gravierenden Konsequenzen von Naturkatastrophen und technischen Risiken an. Wir wollen exemplarisch vier “Tail-Risks” vorstellen. Auffällig ist jedenfalls, dass aus den Daten der Vergangenheit einige Ereignisse überfällig sind und hoffentlich auch noch lange bleiben werden. Ein Gastbeitrag von Scholarianer (Danke!).
“Some ‘overestimation’ of tail risk is not irrational by any metric, as it is more than required overall for survival.” Nassim Nicholas Taleb
Wir wollen das Thema
Erdbeben
nur kurz beleuchten und konzentrieren uns auf Kalifornien, da dieser US-Bundesstaat eine wesentliche Rolle für die Weltwirtschaft spielt.
Eine Studie der USGS (US Geological Survey) aus dem Jahre 2015 prognostiziert eine 93prozentige Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben der Stärke 7 und höher für den Zeitraum bis 2045 und eine 7prozentige für ein Beben der Stärke > 8.
Kalifornien ist sicherlich eine der am besten vorbereiteten Regionen dieser Erde und die realen Folgen bzw. Auswirkungen solcher Erderschütterungen auf die Börse sind schwer einschätzbar. Hier findet sich eine Grafik dazu:
Vulkanausbruch
In seriösen Zeitschriften rund um den Globus wird in den letzten Jahren das “Erwachen” von Supervulkanen wie Yellowstone in den USA oder “Phlegräische Felder” bei Neapel berichtet.
Meines Wissens ist “Alarmstufe rot” noch nirgendwo ausgerufen worden und sollte einer dieser Vulkane ausbrechen, wird die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Ausbruch erfolgt, von den Experten als gering eingestuft.
Eine hier zu findende Grafik von Science News zeigt die Auswirkungen eines großen Ausbruches des Yellowstone-Vulkans.
Ich möchte ein wenig in die Geschichte zurückblicken.
1816 hatten wir auf der nördlichen Halbkugel ein “Jahr ohne Sommer”, ausgelöst durch den Ausbruch des Vulkan Tambora im April 1815 in Indonesien. Dies führte zu massiven Ernteeinbußen und Hungersnöten und zu einer Abkühlung des Weltklimas bis 1819.
Für mich eines der interessantesten und am wenigsten beachteten Phänomene der Geschichte.
Polsprung
Der magnetische Südpol wird dabei zum Nordpol und umgekehrt. Dies ist zuletzt vor 780.000 Jahren geschehen. Geologen fanden heraus, dass sich das Feld in Zeiträumen von 200.000 bis 300.000 Jahren umkehrt.
Womöglich hat der nächste Polsprung bereits begonnen. Ein Indiz dafür ist, dass sich das Erdmagnetfeld seit Beginn der Messungen vor 175 Jahren bis heute um zehn Prozent abschwächte.
Auswirkungen auf Technik und Mensch wären beträchtlich. Termin: von 1 – x00.000 Jahren.
Blackout
Die sich für 2019/20 abzeichnende Tiefpunkt der Sonnenfleckenaktivität (solares Minimum) könnte sich als Belastung für die weltweiten Stromnetze herausstellen.
Ob damit eine Mini-Eiszeit einhergeht und welche Auswirkungen diese auf den Klimawandel hat, ist umstritten.
Interessant für mich als Nichttechniker ist jedenfalls, dass es hier einen 11-12jährigen Zyklus gibt und das letzte solare Minimum 2008/09 erfolgt ist.
Wegen der “Energiewende” in Ländern wie Deutschland und Österreich wird die Aufrechterhaltung der Netzstabilität auf Grund der schwankenden Stromproduktion aus Solar- und Windanlagen immer schwieriger.
Ein kleines Beispiel aus Österreich: Im Jahr 2017 musste der österreichische Übertragungsnetzbetreiber APG an 301 Tagen in das Stromnetz eingreifen, um das System stabil zu halten. Kosten € 300 Mio. (im Vergleich 2012: € 1,1 Mio.)
Durch den weiteren Ausbau vor allem der Solarenergie und der Neuzulassung von Elektroautos, wird die Situation komplizierter.
Die Situation in Deutschland ist ähnlich, wobei das Thema der Stom-Trassen dort eher ein Nord/Süd-Thema ist, während in Österreich der Ausbau in Richtung West/Ost dringend notwendig wäre.
Gerade für die hier erwähnten Risiken kann ein Nachdenken über einen kleinen Lebensmittelvorrat und ähnliche Produkte nicht schaden.
Die hier angesprochenen Punkte sind auch ein Grund, warum das Halten von Gold, unabhängig vom Zustand des Finanzmarktes, anzuraten ist.
Fazit
Wir haben hier verschiedene Risiken aufgelistet.
Manche von ihnen werden in den nächsten Jahren in der einen oder anderen Form mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten, einige werden uns mit größter Wahrscheinlichkeit nicht heimsuchen.
Die Absicherung über Derivate (Tail-Risk-Hedging) ist eine sich anbietende Strategie, aber nur für Investoren mit entsprechendem Expertenwissen anwendbar.
Als Warnung für die Allgemeinheit folgende Aussage von Mark Spitznagel (wahrscheinlich DER Experte weltweit für Tail-Risk-Heding) in einem Bloomberg-Interview 2/17:
Bloomberg’s Alix Steel finally asks for some advice for her viewers: ‘Is there a magic-hedge that would help you if you owned the S&P 500?’
Spitznagel simplifies things perfectly: ‘own less of it!… it’s a bad idea for the public to be looking at derivatives hedges in general… that was one of the problems of these VIX products. There are people in these things that have no business being in them in the first place (and frankly I would put some professionals in that category too).”
Am Ende des Tages bleibt für den Großteil der Investoren nur die Absicherung über physische Edelmetalle.
(Dieser Text ist ursprünglich für eine Publikation über Gold geschrieben worden.)
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