Kroatien – “Batterie” Deutschlands?

Roger Andrews, Blogger bei Energy Matters, hat mit Google Earth die Welt nach naturräumlichen Schätzen für eine “dekarbonisierte Energiezukunft” durchstöbert und ist am Balkan fündig geworden. Kroatien ist für ihn der “Star der Show”. Mit seinen steil zum Meer abfallenden Küstengebirgen soll es enormes Potenzial für Pumpspeicher-Projekte mit Seewasser haben. Jetzt müssen dort nur noch Hunderte KW und Stromautobahnen nach Oberitalien und Süddeutschland gebaut werden – und schon ist ein wichtiges Problem der Energiewende zu 50 % gelöst!  :mrgreen:    

Das Problem der Glättung des intermittenten Wind- und Sonnenstroms, der, wenn er im Netz nicht gebraucht wird, dazu benutzt werden kann, Meereswasser in höher gelegene natürliche Becken an der Adriaküste zu pumpen, die dann abgelassen werden können, sobald das italienische oder deutsche Netz Grundlast benötigt.

Ganz ähnlich wie hier für Chile beschrieben.

Damit ließe sich auch das Speicherproblem für den Süden Deutschlands lösen (dessen Norden ist dann doch bereits ein Stückchen weg).

Die Kroaten könnten die Pumpspeichermöglichkeiten der österreichischen und schweizerischen Alpen jedenfalls locker übertreffen und unschlagbar günstige Projekte ermöglichen, weil man sich das Ausheben von Becken und Errichten von Staumauern großteils ersparen könnte. Andrews:

The 39 identified upper reservoir sites in Croatia are located at elevations of between 800m and 1,400m and have a combined storage potential of approximately 9 TWh. There are numerous smaller sinkholes that could add to this total. Moreover, over 6 TWh of the potential is in uninhabited and unused areas (…)  There should be no major environmental obstacles to using at least the unpopulated sites for seawater storage.”

Prof. Sinn meint, dass Deutschland 6,6 Terawattstunden Speicherkapazität benötigt, um lediglich die Hälfte seines (künftigen) grünen Zappelstroms puffern zu können – und vielleicht kann Kroatien eine Teilantwort zu diesem kniffligen Problem liefern.

Die Aufrechterhaltung des Netzbetriebs sowie der heute angebotenen Strommengen ohne Kernkraft, Kohle und Gas wäre schon eine echte Errungenschaft (ganz unironisch gesprochen).

Wenn es dann gelänge, z.B. über smart grids und Erziehungsprogramme für Konsumenten die eine oder andere Gigawattstunde einzusparen (“powerdown”), bleibt vielleicht noch in bisschen was für E-Mobilität und in der Produktion zusätzlich benötigter Rechenleistung übrig.

Dann könnte man daran gehen, die Probleme der Raumwärme, des Warmwassers sowie der noch immer benötigten biophysischen Produktion (samt Distribution) zu lösen.

Vorerst.   :mrgreen:    

Unabhängiger Journalist

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