Die Österreicher denken nicht im Traum daran, freiwillig Abschied von Autos mit Verbrennungsmotoren zu nehmen. Der Propagandasender ORF versucht die Politiker vor sich herzutreiben – ganz offenkundig um die Lasten der anstehenden, “alternativlosen” Emissionskürzungen einseitig dem Individualverkehr umzuhängen. Dies, obwohl heute nur 16 % aller Emissionen aus dem Pkw-Verkehr stammen und diese während des vergangenen Vierteljahrhunderts im Gleichklang mit BIP/cap (und Lkw) um etwa 30% gestiegen sind. NB zur anstehenden krisenhaften energy transition.
Begründet wird die “unabweisbare Notwendigkeit”, die Emissionen aus dem Personenverkehr (“THG – Treibhausgase”) radikal zu senken mit Klimapolitik und mit den daraus erwachsenden Lasten, die die EU-28 Ende 2015 (offenbar ohne Not) auf sich genommen hat.
Dieser Blog hat immer wieder darüber berichtet – unter anderem hier, hier und hier.
Wie wiederholt erläutert wurde, hat in Paris nur eine Handvoll industralisierter Staaten konkrete CO2-Kürzungszusagen gegeben – Staaten, die heute nur mehr zwischen ca. 15 und 25 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verursachen (Letzteres sofern man die USA inkludiert).
Der Rest der Staaten gedenkt mehr oder minder wie gehabt THG zu emittieren – zumindest wurden keine konkreten Emissions(reduktions)ziele vorgelegt (in den jeweiligen INDC/NDC).
Darum soll es hier aber nicht gehen.
Der Rechentrick mit dem Tanktourismus
In diesem Eintrag geht es um das unmöglich zu übersehende Vorhaben einer gewissen “grünen Elite”, die Pkw-Fahrer für “deren Emissionen” unverhältnismäßig hoch zu bestrafen - z.B. über einseitige Steuern oder über das absehbare allgemeine Verbot von Privat-Pkw mit internen Verbrennungsmotoren (andere EU-Staaten haben bereits konkrete “Ausstiegszeitpunkte” angekündigt, beginnend ab 2025).
Um den Boden dafür auch in Österreich aufzubereiten, wird über ahnungslose Journos verbreitet, die Emissionen aus “dem Verkehr” seien in den vergangenen 25 Jahren um 61,5 Prozent gestiegen – was (wie explizit oder implizit deutlich gemacht wird) so nicht weitergehen könne.
Vorweg: Diese Darstellung ist ein exzellentes Beispiel für eine persuasive Strategie, die man als “Irreführen ohne offen zu lügen” bezeichnen kann. Die Zahl stimmt nur dann, wenn der sogenannte Treibstoff-Export v.a. im LkW-Tank den Emissionen des Verkehrssektors zugeschlagen wird. Dadurch wird die echte Steigerungsrate glatt verdoppelt.
Zur genaueren Darstellung sollen die offiziellen Statistiken des österreichischen Umweltbundesamts zu Rate gezogen werden.
Zunächst ist festzuhalten, dass der Personenverkehr (vorwiegend) in privaten Fahrzeugen im Jahr 2015 rund 12,3 Millionen Tonnen CO2eq. betragen hat – gegenüber Gesamtemissionen von 78,9 Millionen Tonnen Treibhausgasen – siehe Klimaschutzbericht 2017, p. 97 und p. 11).
Das entspricht einem Anteil von nicht einmal 16 Prozent (siehe “Aufmachergrafik”).
Es ist also nicht richtig, dass der private Personenverkehr ein überragender Faktor für die “Lösung des Emissionsproblems” wäre. Der private Pkw-Verkehr entspricht einem nennenswerten Stück des Kuchens, macht aber weniger als ein Sechstel aller österreichischen THG-Emissionen aus.
Hat der private Pkw-Verkehr seit 1990 nun so explosionsartig zugelegt, dass “die Politik” dem einen Riegel vorschieben müsste, z.B. um ein Kippen des Systems zu verhindern ?
Auch das muß mit Nein beantwortet werden.
Dazu eine Tabelle, in der für die Jahre 1990 und 2015 die “im Inland” verursachten THG-Emissionen von Pkw und Lkw verglichen und jeweils mit Steigerungsraten versehen werden (selbst angestellte Rechnungen). Die hier erfasste dritte Kategorie ist der zu 92 Prozent mit dem Lkw vorgenommene Treibstoffexport, dessen (implizite) Emissionen um 4,1 Millionen Tonnen zugenommen haben.
Das entspricht fast genau der wirklichen Zunahme der THG-Emissionen von Pkw und Lkw. Quelle ist hier Austria’s National Inventory Report 2017 (UBA), p. 130/131.
1990 | 2015 | Δ (in%) | |
Pkw | 8432 | 11332 | + 34% |
Lkw (LDV & HDV) | 3552 | 4728 | + 33% |
Treibstoffexport | 1460 | 5586 | + 383% |
Fazit: Die “echte” Emission von Treibhausgasen hat sowohl bei Pkw als auch bei Lkw binnen 25 Jahren um 33 bzw. 34 Prozent zugenommen – was für einen so langen Zeitraum nicht besonders viel ist. Das reale Bruttoinlandsprodukt ist in diesem Zeitraum stärker gestiegen.
Explodiert ist dagegen der “Tanktourismus” (für den die österreichischen Dieselfahrer nichts können und von dem sie auch nichts haben).
Diesel: “Mühle auf, Mühle zu”
Der relativ geringe Zuwachs bei den CO2-Emissionen der Personenkraftwagen ist auch darauf zurückzuführen, dass die Struktur des privaten Fahrzeugbestandes total umgekrempelt wurde – weg von den “Benzinern” hin zum Diesel.
Ein Vergleichsblick auf die Antriebsarten des PkW-Bestandes in den Jahren 1990 und 2017 zeigt es: Waren 1990 erst 14 Prozent der Pkw “Selbstzünder” betrug dieser Anteil 2017 bereits 57 Prozent (Herry-Studie, S. 77, Statistik Austria). Der Anteil der Benziner ging spiegelbildlich zurück.
Dieser “Dieselboom” war politisch gewollt und von einer steuerlichen Besserstellung dieses Kraftstoffs ausgelöst. Begründet wurde dies damit, dass Diesel-Autos “umweltfreundlicher” seien, weil sie weniger CO2 ausstoßen und dadurch sozusagen das Klima entlasten würden.
Das war und ist insoferne richtig, als Diesel-Autos per se tatsächlich weniger CO2 ausstoßen, dass dies zum Teil aber damit erkauft wurde, dass diese Motoren mehr Stickoxide freisetzen (“trade off”).
Aber eben nur “tendenziell”, denn die Motorentechniker konnten hier wirklich viel erreichen. Trotz des “Dieselbooms” bei den Pkw ging der (rechnerische) Ausstoß von Stickstoffoxiden in Österreich um mehr als ein Drittel zurück.
Hier eine kleine Tabelle aus dem vom österreichischen UBA herausgegebenen Annual Air Emission Inventory aus dem Jahr 2017 (Tabelle Seite 7). Es zeigt, dass die NOx-Emissionen von 1990 (“nur”) bis ins Jahr 2014 um 34,4 Prozent gefallen sind (ohne Tanktourismus).
1990 | 2014 | Δ | |
NOx in kt (NEC) | 197,97 | 129,95 | - 34,4 % |
Trotzdem versuchen Politicos, Beamte und “Berufs-Ökos” (Lobbyisten) heute den Österreichern einzureden, dass es wegen der “vielen Stickoxide” jetzt ständig Umweltkrisen gebe (was z.B. eine höhere Besteuerung und Fahrverbote für Diesel-Autos rechtfertigen soll). Das passiert mit Hilfe fast aller Journos aus dem Mainstream, besonders jenen des ORF.
Nachbemerkung, 19.4.2018, 20.45 Uhr: Nein, das Auto mit Verbrennungsmotor halte ich nicht wirklich für ein Zukunftsmodell, v.a. weil das Zeitalter des Erdöls in absehbarer Zeit auszuklingen beginnt (ohne dass sich ein nur annähernd gleichwertiges Substitut anbietet).
Aber das wird sich hoffentlich ein paar Jahrzehnte hinziehen und schon heute eine Art Generalverzicht auf fossile Brennstoffe anzukündigen, halte ich für falsch. Im übrigen ist das Modell des Übergangsmanagements, das unsere sogenannten Eliten gewählt haben, fatal, fatal, fatal.
Die glauben allen Ernstes, sie könnten in einer Gesellschaft, die tlw. in die vorindustrielle Zeit zurückzufallen droht, mit den Rezepten der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst agieren.
Viele junge Menschen mögen auf dem gleichen Trip sein, weil sie in grün-sozialistischen Klassenzimmern groß geworden sind. Aber bei denen besteht wenigstens noch die Hoffnung, dass sie die Kurve kratzen, wenn sie sehen, dass es so wie sie sich das vorstellen, nicht geht.
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