Irreführen statt offen lügen – Die Manipulationstrategie der Medien

Wer frisch heraus behauptet, dass zwei und zwei fünf oder weiß eigentlich schwarz sei, hat augenblicklich ein Glaubwürdigkeitsproblem. Besser ist es da, dubiose oder gar falsche Aussagen so zu formulieren, dass im Publikum der gewünschte Eindruck entsteht – ohne sich selbst über augenfällige Falschheiten angreifbar zu machen. Das ist die Generalstrategie der Lügenmedien, der seriösen unter ihnen. Oft reichen das Ausblenden des Kontexts oder fehlende oder tendenziöse Vergleiche.

Es ist klar, dass Pauschalaussagen immer problematisch sind. Es liegt in ihrer Natur, dass sie auch die Falschen treffen. Des weiteren ist Lügen & Manipulieren eigentlich ein intentionaler, bewusster Akt – viele der hier aufgegriffenen journalistischen Fehlleistungen gehen aber “nur” auf Zeitdruck, Konformismus oder Fahrlässigkeit zurück. Ich habe trotzdem kein größeres Problem, den Begriff Lüge zu gebrauchen.

Viele Medien befleißigen sich jener von Grund auf unehrlichen Kommunikation, die beispielsweise in der Politik und bei Firmen gang und gäbe ist. Eine ganze “Industrie”, die PR-Branche, lebt davon. Weder Politik noch Unternehmen trauen sich allerdings zu behaupten, distanziert, ausgewogen und gewissermaßen objektiv zu informieren.

Die meisten Zeitungen erheben aber genau diesen Anspuch. Sie insinuieren, dass die Lektüre ihres Käseblatts Voraussetzung dafür ist um z.B. als Wähler wohl informierte Entscheidungen treffen zu können (“Lesen. Denken. Wählen”).

Bei vielen Themen spielt ein inhaltliches/ideologisches Anliegen der Schreiberlinge eine Rolle – manchmal auch nur eines ihrer Kommunikationspartner – der privilegierten Absender einer kommerziellen oder politischen “Botschaft”.

In der aktuellen causa prima, der Füchtlingskrise, geht es den Journalisten primär darum zu barmen. Es gibt dabei offenbar ein zentral vorgegebenes wording: Begriffe wie Asylwerber oder Migranten werden praktisch nicht mehr gebraucht und – wo immer das möglich ist – durch Flüchtlinge oder Schutzsuchende ersetzt.

Damit wird der Eindruck gepflegt, dass es sich bei den nach Europas strömenden Menschen nicht um wirtschaftlich motivierte Zuwanderer (und Dschihadis) handelt, sondern um gerade erst Vertriebene eines (Bürger)Kriegs; um Leute, die von den Asyl gebenden Staaten in Mitteleuropa aus einer lebensbedrohlichen Situation errettet werden müssen (nachdem sie – etwa im Fall von Syrien – ein Dutzend Grenzen passiert haben).

Zu dieser Medienlegende gehört auch, dass sich die Masse der Flüchtlinge auch aus einer große Zahl von Frauen und Kindern bestehen (andernfalls würde der gezielt beschworene Archetypus von der Herbergssuche der Heiligen Familie auf der Stelle fadenscheinig).

Das Problem ist nur, dass vier Fünftel der Antragsteller Männer sind – in der Mehrzahl junge und sportliche. Die folgenden Youtube-Clips zeigen etwas, das der realen Realität viel näher kommt als die ständig beschworene Heilige Familie.

Das erste Video zeigt jungen Männer in Calais, die versuchen, auf die Ladefläche langsam rollender LkWs (und damit nach England) zu kommen. Das zweite zeigt Jugendliche, die an der Grenze zu Ungarn energisch Einlass begehren. ;-) 


Die Sender zeigen (in unseren Breiten) solche Szenen natürlich nicht, weil das die Stimmung nur noch anheizen würde. Stattdessen suchen sie, wie ein Kritiker spöttelt, unter “zehntausend kampfstarken jungen Männern (das) einzige(s) Mädchen heraus(…) und (bezahlen) dieses dafür, damit man es weinend ablichten und ins Fernsehen bringen kann.”

Bei der Behübschung der Tatsachen arbeiten unsere Journos und Politicos jedenfalls Hand in Hand. Beide glauben, sich ein paar kräftige Scheiben von der selbst geschaffenen, künstlichen Realität abschneiden zu können, nach dem Motto: Wer da draußen weiß schon, dass unbegleitete Flüchtlingskinder nicht einmal ein Prozent der Asylanten ausmachen ?

Die Flüchtlingskinder  gelten jedenfalls als eine Erscheinung, die potenziell viel Zuspruch von gerührten Wählern und Lesern bringt.

Weil das im Zeitalter von Youtube aber trotzdem nicht mehr so recht funzt, muss die Rosstäuscherei ständig nachgebessert werden. Da kommt der oberste Euro-Grenzschützer gerade recht, der in einer Pressekonferenz mehr Geld und Leute verlangt und die Erwartung äußert, dass vor dem Winter noch viele Frauen und Kinder nachkommen könnten.

Das ist für die Tränendrücker-Kolonne eine ideale Gelegenheit

  • erstens ganz viele Flüchtlings-Kids ins Bild zu rücken,
  • zweitens den oberflächlichen Lesern zu suggerieren, dass sich so viele Kinder wie noch nie auf der Flucht befiinden und
  • den etwas genaueren Lesern, drittens, eine Erklärung anzubieten, warum bisher noch nicht gar so viele unter 14-Jährige Asylanträge gestellt haben – weil sie halt noch nicht gekommen sind.

Unabhängiger Journalist

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