2 Gas-G’schichtln – Zwischenstand

salisbury
Forensik-Zelt in Salisbury

Ein Kampfstoff-Anschlag auf einen Überläufer aus Russland in Salisbury (GB) sowie die (angebliche) Giftgasattacke auf Zivilisten bei Damaskus (Syrien) sind aktuelle stories, die den Leuten das Thema Chemiewaffen wieder ins Bewusstsein gerufen haben. In beiden Fällen ist das letzte Wort noch nicht gesprochen – aber weder hie noch da sieht es für die vom Westen gepushten “Narrative” besonders gut aus.

Im Fall Skripal sind speziell für die britische Regierung sowie für die westlichen Staaten und ihre Schoßhündchen-Presse im allgemeinen die Russen die Täter.

Und in Syrien soll die Regierung Assad (“Damaskus”) die Tat begangen haben, natürlich mit den Russen als Beitragstätern.

Eigentlich haben beide Fälle viele Eigenschaften, die sich voneinander unterscheiden und eigentlich müsste man über jede dieser beiden Geschichten mehrere Seiten schreiben.

Interessieren soll hier aber nur ein eher abstrakter “vorläufiger Zwischenstand”.

Sergej Wiktorowitsch Skripal und seine 33-jährige Tochter wurden schon am 4. März Opfer eines Anschlags mit einem chemischen Kampfstoff (was ziemlich eindeutig ist).

Wer den verübt hat, ist schon weniger eindeutig.

Ein in der Sowjetunion, in einem seit langem aufgelassenen “Nowitschuk-Labor”, entwickelter Kampfstoff hat offenbar eine wichtige Rolle gespielt – was freilich nicht automatisch bedeutet, dass der Täter einem “russischen Geheimdienst” entstammt (trotzdem verhängten die USA und die EU zahlreiche Sanktionen).

Das Nervengift war in einschlägigen Kreisen aber auch “im Westen” bekannt, und zuletzt konnten sogar die Iraner im Labor das mittlerweile historische Agens synthetisieren.

Nach den bisherigen Erkenntnissen eines Schweizer Dienstleisters der OPCW (“Labor Spiez”) war auch ein zweiter Kampfstoff beigemengt, BZ, das “moderner” und – soweit bekannt – nur im Westen hergestellt worden ist.

Das alles ist freilich noch ungeklärt und im Fluss.

Angeblich untersucht das Labor Spiez gerade eine Gegenprobe zur ersten Probe. Mysteriös ist jedenfalls, dass

  • Skripal & Tochter nach dem Kontakt mit dem Gift noch shoppen und essen gehen konnten, ehe sie bewusstlos zusammenbrachen und dass
  • zumindest Julia S. und ein ermittelnder englischer Polizist den Anschlag überlebt haben und schon vor einiger Zeit aus dem Spital entlassen wurden (möglicherweise auch Skripal selbst). Trüge das sowjetische Nowitschuk-Gift die Hauptschuld, wären die Skripals wohl sofort getötet worden.

Die Russen gehen von einer Verbindung zwischen Salisbury und Ost-Ghouta aus, die über einen britischen Schlapphut laufen soll.

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Was den Giftgas-Angriff in Ost-Ghouta Anfang April betrifft, ist sich dieser Blogger mittlerweile nicht mehr so sicher, ob dieser überhaupt stattgefunden hat.

Dort soll das Assad-Regime, das 2013/14 offiziell alle Giftgasbestände vernichten musste, 100 bzw. 40 Zivilisten mit einem chemischen Kampfstoff getötet haben.

Diese angebliche Aktion wurde als Begründung für den Raketenschlag des Westens von Samstagfrüh verwendet.

Damaskus übt sich zwar auch in fake news , indem es z.B. versucht, Jahrzehnte alte Kartuschen für die Behandlung von Swimmming-Pool-Wasser als von den Islamisten verschossene Giftgas-Granaten auszugeben – aber das ist kein Schuldbeweis.

Mittlerweile sitzt eine Delegation der OPCW in Damaskus und wartet darauf den Tatort inspizieren zu dürfen (Mittwoch soll es so weit sein).

Die Russen behaupten schon die ganze Zeit, dass bisher keiner ihrer Spezialisten auf Spuren von Giftgas gestoßen sei – und westliche Journos sollen im Vorfeld der OPCW-Delegation inzwischen “draufkommen”, dass da “gar nichts war”, siehe z.B. hier und hier.

Verdächtig ist jedenfalls ein mögliches Muster solcher Anschläge – das Muster, dass es immer (meistens) dann zu solchen Verbrechen (mit oder ohne Anführungszeichen) gekommen ist, sobald die “salafistischen Widerstandskämpfer” (militärisch) mit dem Rücken zur Wand stehen.

Bild: Peter Curbishley via Wikimedia Commons, [CC BY 2.0].

Unabhängiger Journalist

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