Lügenpresse und “Wahrheit”

Die Lügenpresse, die ein ständiges Rosinenpicken von Worten und Taten betreibt, hat kein Verständnis dafür, wenn der Anwalt eines Verdächtigten diesen vor einer Aussage warnt, weil ihm diese “im Mund umgedreht werden könnte”. Um nichts anderes geht es im jüngsten Medien-Scharmützel um ein Interview mit dem persönlichen Anwalt des amerikanischen Präsidenten.

Hier ist die NBC-Sendung (YT), in der Trumps Anwalt gefragt wird, ob bzw. wann der Präsident bereit sei, vor dem Sonderermittler über ein Vieraugengespräch mit dem später geschassten FBI-Chef auszusagen (Beginnzeit eingestellt):

Giuliani antwortet (ab 0:14):

Look, i am not going to be rushed into having him testify, so he gets trapped in a perjury. And when you tell me, he should testify, because if he is going to tell the truth, he shouldn’t worry – thats so silly, because it’s somebodys version of the truth – not the truth (…)”

Der Interviewer lacht und sagt:

“Truth is truth…”

Giuliani:

“No, the truth isn’t the truth (…)”

Der Interviewer lacht noch mehr und vergräbt sein Gesicht in den Händen.

Die New York Times, die von Trump fast täglich beschuldigt wird, fake news zu verbreiten, greift diese Passage auf und befragt dazu James Comey, den sie für einen Spezialisten in Sachen Wahrheit zu halten scheint.

In ihrem Text vermengt die Zeitung sodann den eineinhalb Jahre alten, umstrittenen O-Ton einer Trump-Sprecherin, der in einem ganz anderem Zusammenhang zustandegekommen ist (man nennt das übrigens conflation).

Die üble Mixtur aus Fakten, Halbwahrheiten und Meinung wird schließlich über internationale Agenturen verbreitet, die in Zeitungen und Online-Medien tausendfach abgedruckt werden.

Perjury, ein Damokles-Schwert

In Meet the Press erläutert Giuliani übrigens, warum er glaubt, dass hier zwischen der Wahrheit und ihrer Darstellung unterschieden werden müsse und und wie alles davon abhänge, wem im Konfliktfall Glauben geschenkt werde.

Würde der Präsident befragt, ob er im Vieraugengespräch mit Comey seinen ehemaligen Sicherheitsberater Michael Flynn erwähnt habe, werde er das bestreiten. Comey werde dagegen ja sagen.

Es hänge unter diesen Umständen davon ab, wem Sonderermittler Mueller Glauben schenke:

You got to select one or the other. Who do you think, Mueller is going to select: One of his best friends, Comey, or the president, who he has been carrying on (!) a completely, wild, crazy, unorthodox investigation.”

Der Trump-Anwalt hat offenbar Angst, dass eine Aussage seines Klienten zu einer Perjury-Anklage führen könnte.

Dieser Tatbestand, den es im deutschen Sprachraum nicht 1:1 gibt, reiht (quasi)eidliche Falschaussagen unter die Kapitalverbrechen, mit einem Strafrahmen bis zu fünf Jahren.

Dabei kann so ziemlich jede Falschaussage als Verbrechen gewertet werden – was übrigens das Motiv vieler Verdächtiger ist, einen Deal mit den Staatsanwälten einzugehen.

Das ist auch der Hintergrund des plea bargains, den der frühere Trump-Sicherheitsberater Michael Flynn akzeptiert hat:

Offenbar unter dem Druck einer Tonaufzeichnung eines Telefonats mit dem russischen Botschafter gab Flynn Anfang 2018 zu, er habe das FBI  über das Gespräch belogen (bzw. diesem verschwiegen, dass er den Botschafter aufgefordert habe, deeskalierend auf neue US-Sanktionen zu reagieren.)

Das ist der Stoff aus dem gegnerische Anwälte und Medienpinscher Skandale fabrizieren.

Derlei ist bestenfalls Advokaten-Gedribbel.

Es sind “Verbrechen”, die mit den ursprünglich den Verdächtigen zur Last gelegten tatsächlichen Staatsverbrechen praktisch nichts mehr zu tun haben.

Unabhängiger Journalist

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.