Naturbezwinger, Umweltschützer und Chemtrail-Ingenieure

cover_meyerEin amerikanischer Professor glaubt, dass “die Rechten” die glaubwürdigeren Umweltschützer sein müssten, ginge es nach der Tradition der vergangenen zwei Jahrhunderte. Deren Feinde, die sogenannten Promethianer, gibt es heute nur mehr selten – jedenfalls in der Öffentlichkeit. Erkennbar sind diese höchstens noch als Verfechter Solaren Strahlungsmanagements via Sprayen aus der Stratosphäre. Eine Rezension.

William B. Meyer, ein Professor der New Yorker Colgate-Universität, hat sich gefragt, warum die heutige Grünbewegung auf der Linken angesiedelt ist, während die Rechte von der Rettung des Klimas nichts wissen will. Und ob es für diese Rollenverteilung eine überzeitliche ideologische Begründung gibt.

Er hat die Ergebnisse seiner Nachforschung hier gesammelt.

In The Progressive Environmental Prometheans: Left-Wing Heralds of a “Good Anthropocene” scheidet er die politischen Denker in environmental promethians, die auf die Bezwingung und Formung der Natur nach dem Wunsch des Menschen setzen, sowie in Umweltideologen, die

einigen (= folgenden) zentralen Glaubenssätzen verpflichtet sind: der Unersetzlichkeit der natürlichen Welt (…) als Heimstätte des Menschen und dem Bewusstsein der Gefahr, dass übermäßiger menschlicher Druck wesentliche Funktionen von dieser zerstört,” (p.3, eigene Übersetzung)

Von der französischen Revolution bis in die 1960er-Jahre war die Idee von der Unterwerfung der Natur eng mit der Linken verbunden, der Natur-pur-Gedanke dagegen mit Rechts, resümiert Meyer.

Sein Parade-Promethianer ist der englische romantische Dichter Percy Bisshe Shelley, der

nach jeder der gängigen Definitionen auf der Linken der politischen Debatten seiner Zeit stand”.

Dessen frühes Gedicht, Königin Mab etwa handelt von einem politischen und ökologischen Utopia, das parallel zur Reform der Gesellschaft entstehen soll. Mit dieser, heißt es in dem Gedicht, würden Wüsten in bewässerte, fruchtbare Landstriche verwandelt, das Eis der Pole werde schmelzen und die Unwetter zu Land und See würden beruhigt,

Hier und an Dutzenden anderen Stellen formuliert Shelley, was unter progressiven Intellektuellen, Büro- und Technokraten seiner Zeit selbstverständliches Gemeingut war.

Dies stellte sich als Tradition heraus, die in so verschiedene Gegenden wie Eugenik und nationalsozialistische Rassenkunde sowie zu Maos Kampf gegen die Natur führte (die überwältigende Mehrzahl der Umwelt-Promethianer hatte weder mit dem einen noch dem anderen etwas zu tun).

Der andere, freilich nicht besonders gut überlieferte Strang, bestand beispielsweise aus deutschen Naturmystikern, die der adeligen Oberschicht des 19. Jahrhunderts zuzurechnen waren.

Öko-Ideologie biegt nach links ab

In den 1960-Jahren, sagt Meyer, habe bei den politischen Affiliationen von Promethianern dann der Positionswechsel begonnen, der heute praktisch abgeschlossen sei:

Trotz sozusagen logischer Unvereinbarkeiten habe sich die Linke mit einem (zunehmend ökozentrischen) Umweltaktivismus verbunden, während das Credo der Naturbeherrschung in die Rechte eingewandert sei.

Diese Neupositionierung ist für Meyer etwas Kontingentes, Zufälliges.

Sie habe mit der Sache selbst nichts zu tun, sondern mit der Position; die die beiden großen weltanschaulichen Formationen und ihre Adepten gegenüber dem (Super-)Staat einnähmen.

Kaum jemand verfügt über autoritatives Wissen zu einem Bereich der Interaktion zwischen Natur und Gesellschaft. Die meisten Leute haben gar nichts davon, sodass ihre Fragen zu welchen nach der Autorität werden, der Autorität, die jemandem auf Basis von Vertrauen und Gefolgschaft in anderen Dingen zugesprochen wird.

Jene, die anderswo Furcht und Misstrauen gegenüber der Regulierung durch den Staat hegen, werden gerne hören, dass diese (auch in Sachen Umwelt) nicht notwendig ist (…).

Es ist unwahrscheinlich, dass die Aversion moderner Rechter gegen ‘big government’ in absehbarer Zeit vergeht (…) Wenn eine Veränderung vorstellbar scheint, dann auf der Linken, sobald sich diese bewusst wird, wie schwierig es z.B. ist, den Klimawandel zu verhindern.” (p. 209/210)

Das, glaubt Meyer, kann zur Stunde eines neuen linken Promethianismus werden. Von diesem gebe es heute bereits Ansätze – zum Beispiel beim Sammeln von Ideen für ein gutes Anthropozän, siehe z.B. hier, hier oder hier  (das ist die Bewegung, die die pedalgetriebene Karottenwaschmaschine propagiert).

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Das ist spinnert und tragisch zugleich, weil darin eine reale Ahnung von der Energiemalaise der kommenden zwei Generationen zum Vorschein kommt.

Aber auch jene Genossen, die Mammuts klonen möchten um die Biodiversität zu stärken, sehen eher kooky als spooky aus,

Die Typen, die die wahren Erben der historischen Promethianer sind, leben und arbeiten ganz woanders – in den Unternehmen und Instituten, in denen – angeblich auf Basis der konventionellen Klimatheorie – über Wege nachgedacht wird die Sonneneinstrahlung  zu reduzieren – durch Ausbringung von Aerosolen durch hoch fliegende Flugzeuge.

Die Rede ist von den modernen Geo-Ingenieuren, die glauben, den Zustand der Erde und ihrer Atmosphäre technisch managen zu können.

Darüber gibt es eine Debatte in der Fachöffentlichkeit, die immer mal wieder in die allgemeine Öffentlichkeit schwappt. Diese trifft sich, zufällig oder nicht, mit angeblichen oder wirklichen Verschwörungstheorien über Chemtrails.

In diesen wird vermuetet, dass die Leute mit allen möglichen Substanzen besprüht werden, letztlich um sie unter Kontrolle zu halten.

Dieser Blog hat zuletzt hier darüber geschrieben. Er hält diese Theorien, kurz gesprochen, für Legenden, die sich um einen realen Kern ranken: nämlich bereits stattfindende, verdeckte Sprühaktionen, mutmaßlich durch den militärisch-induistriellen Komplex der USA und ihrer Verbündeten.

Eine indirekte Bestätigung des Nexus von CO2 und Klima ist das nicht. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass der Versuch, einen “Schild” gegen die Sonneinstrahlung einzuziehen, der Erderwärmung Vorschub leistet.

Earthmasters: The Dawn of the Age of Climate Engineering von Clive Hamilton widmet sich kritisch dem menschlichen Wunsch “Gott zu spielen”. Wie zahlreiche andere Verfechter der CO2-These – z. B. Al Gore – wehrt sich Hamilton gegen einen “climate fix” dieses Zuschnitts. 

Seiner Darstellung nach entstand das Geoengineering direkt in den Atombomben-Labors des US-amerikanischen Rüstungsindustrie (siehe Kapitel 5, “Livermore Taint”).

Unabhängiger Journalist

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