Der Aufsichtsrat des österreichischen Energiekonzerns OMV hat sich gegen eine Entlastung des vor kurzem ausgeschiedenen OMV-Chefs Rainer Seele ausgesprochen (womit diese in der aktuellen HV auch nicht wie geplant stattfinden wird). Der Vorgang markiert einerseits einen Etappensieg sg. Umweltschützer, mit denen Seele seit einer Greenpeace-Aktion im Clinch gelegen war und bietet andererseits einen willkommenen Sündenbock für die jüngste Zweimilliarden-Abschreibung von OMV-Assets mit Russlandbezug.

AR und HV werden zwar NICHT von Öko-Lobbyisten direkt dominiert, sondern von der staatlichen Beteiligungsholding ÖBAG,

die von unseren angeblich machtlosen Klettermaxis meist vor sich hergetrieben wird

(wobei deren “Machtlosigkeit” ein lächerliches Klischee ist – Seele hatte sich nach seinem Amtsantritt mit einem parteipolitisch fraktionierten, trotzdem relativ homogenen Milieu angelegt, als dessen Galionsfigur Lothar Lockl betrachtet werden kann.

Dieser frühere Wahlkampfleiter des amtierenden Bundespräsidenten und aktuelle Vorsitzende des ORF-Stiftungsrats war vor seiner Tätigkeit für den jetzt erneut kandidierenden “unabhängigen” Van der Bellen viele Jahre lang Klima- und Energieexperte von Greenpeace).

Natürlich ist die Nicht-Entlastung des früheren Wintershall-Managers Seele in der OMV auch ein freudiges Ereignis für hiesige Pro-NATO-Kämpfer, denen Seele schon immer ein Dorn im Auge war.

Die Mischung zwischen dem Marineblau der NATO und dem Grün der Grünen ergibt Türkis, was ja die Parteifarbe de größeren Regierungspartners ist

(dem Lockl letztlich seinen Job als Nummer 1 des Stiftungsrats, eines vorgeblich unabhängigen Aufsichtsgremiums, verdankt;

wie ein, ahem, “Sideletter” zwischen den Koalitionsparteien offenbart hat, haben unsere “Postenschacher” bekämpfenden Grünen aktuell ein Vorschlagsrecht für den Vorsitzenden des Stiftungsrats      ).

Um einen anderen “Sideletter” geht es auch bei der Nichtentlastung von Ex-OMV-Seele, zumindest vordergründig

(S. soll eine Vereinbarung mit dem früheren Chef der Compliance-Abteilung am AR vorbeigeschmuggelt haben; das will der AR jetzt  untersuchen).

Vielleicht ist in diesem Fall ein “Regelbruch” passiert, vielleicht auch nicht.

Klar ist diesem Blogger nur zweierlei:

• Die Geschichte dreht sich mitnichten um irgendwelche sideletters, sondern vor allem um die abzuschreibenden Investitionen Seeles in Nordstream 2 bzw. in ein Erdgasfeld in Russland – Investitionen in Infrastruktur, Exploration und Förderung an einem Ort, wo es möglicherweise noch länger bzw. weiteres Erdgas gibt. Das passt weder der Antifossil-Lobby noch den russophoben NATO-Freunden in den Kram.
• Die Zuordnung jetzt vorgenommener Milliarden-Abschreibungen zu einem abgehalfterten CEO kommt aktuellem Vorstand sowie aktuellen Aktionären und Aktionärsvertretern maximal zupass. Der “Putin-Fanboy” war’s! Wenn Strache auch nur annähernd so gut heucheln hätte können wie die Seele-Jäger, wäre er heute kein Sozialfall.

Bild: (Österreichisches) Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres via Wikimedia Commons,  CC BY 2.0