In Österreich fallen alle, die in der Öffentlichkeit wenigstens ein Stimmchen haben, über den noch vor kurzem “Investor” genannten René Benko her, dessen pleite gegangene SIGNA geradezu der Inbegriff unseres dysfunktionalen Finanzsystems ist. Dieselbe Mischpoke, die sich über Spiegelfechtereien aller möglichen Rechtspolitiker alteriert, kultiviert nun anhand von Benko eigene – durchaus “diverse” – Populismen. Edit.
Deren Liste scheint kein Ende zu haben: B., der “Politico-Einkäufer”, der mutmaßliche Steuerverkürzer, Förderabgreifer und Staatsschädiger oder der mutmaßliche russische Agent, sind nur ein paar der kursierenden Meme.
Während an ein paar von diesen “was dran sein mag”, scheint sich niemand am Atem beraubenden Missverhältnis von realer Insolvenz und Diskutiertem zu stoßen: Allein die Holding ist aktuell mit fünf Milliarden überschuldet, belabert werden aber die – vorerst bestrittenen – Gagen-Forderungen eines Ex-Bundeskanzlers, die sich auf etwa ein Hundertstel dieser Summe belaufen.
Ein anderes Gelaber betrifft einen eher späten und kleinen Fortführungskredit einer kleineren Bank, deren Anwalt nun behauptet, man sei vom Kreditwerber getäuscht worden (was bestritten wird).
Niemand von den heutigen Kritikern mit ihren unterschiedlichen Anliegen scheint aber das “große Bild” sehen zu wollen: Ohne das Kreditgeldsystem, an dem geschätzt 90 Prozent der heutigen Kritiker “mit genascht haben”, hätte es keinen Benko und wohl auch keinen anderen Immo-Developer gegeben, nicht in Österreich und nicht in den USA.
Ohne ständig neue Kredite vom Kapitalmarkt bzw. den Banken wäre auch beim Immo-Entwickeln nix los gewesen.
Dass dieses Spiel ein Ende haben würde, war klar - aber nur dass, nicht wann.
Komischerweise scheint das nicht einmal in die Schädel jener Banker gegangen zu sein, die (in besseren Zeiten) dem René bzw. dessen Firmen Milliarden geborgt haben.
Einige von denen scheinen außerdem an Dyslexie gelitten haben, der krankhaften Unfähigkeit Texte zu verstehen.
Besagte Verrückte haben Fiat in Milliardenhöhe verborgt, obwohl der Kreditwerber schwarz auf weiß erklärt hat, dass die Verleiher dieses womöglich nie wieder sehen würden.
Was soll man danach noch über die Journos an der Basis sagen, die dem Selbstverständnis nach ja sowieso Generaldilettanten sind?
Sofern nicht wirklich bestochen, sollten diese eigentlich keinerlei finanzielles Interesse an Benko gehabt haben, höchstens Angst vor dessen Anwälten.
Das unterscheidet sie von den Bankern, deren Arbeit gebende Institute Zins- und Tilgungszahlungen erwartet haben mögen.
Auch deshalb darf man davon ausgehen, dass die Journaille prinzipiell Bescheid wusste, aber lieber nicht am “Boot gerüttelt hat”;
desgleichen die vielen “Lieferanten-Gläubiger” von Benko-Firmen, für die ein Ausfall von ein paar tausend oder zehntausend Euro sehr wohl einen existenziellen Unterschied machen kann.
Die haben wohl gehofft, dass die Chose wenigstens noch so lang gut geht, bis man selbst eine Möglichkeit gefunden hat auszusteigen.
Wenig wahrscheinlich, dass sich diese “Klein-Gläubiger”, die in ihrem Berufsleben schon Dutzende, ja Hunderte Firmen-Leichen vorbei treiben gesehen haben, Illusionen gemacht haben.
Die hat sich wahrscheinlich nicht einmal die Journaille gemacht, obwohl diese nicht wirklich realitätstüchtig ist.
Die hat den Mund gehalten, mit Ausnahme der – auch vorhandenen – Berührungspunkte mit Geht gar nicht- Personen und -Institutionen (Strache/FPÖ, Kurz/ÖVP etc.)
Aber es gab ja noch die anderen, die “Anständigen”, die “hellen Österreicher”, die mit der “richtigen Mythologie”, dem “richtigen Parteibuch” und den “richtigen Feindbildern”.
Die operierten meist zwar auch nach dem Modell Benko, täuschten, was das Zeug hielt oder griffen eigenhändig Subventionskohle ab
- aber “hey, wo ist hier das Problem?”
Das Problem, mit Verlaub, ist
“euer Populismus”. der ein System mythologisiert,das letztlich immer euer eigenes System war – das des deficit spending für Staaten und protegierte Gruppen, für Einkommensbezieher, die sich mit Konsumkrediten “supplementieren” sowie Funktionäre und Strukturen, die auch auf der “Linken” auf easy money angewiesen sind.
Von all dem lenkt auch der “Nicht-Rechts-Populist” ab, wenn er auf Benko zeigt.
Edit, 17.4.2024, 9.45 Uhr: Vertipper, eine falsche Formulierung verbessert. Satz “Ein anderes Gelaber betrifft einen eher späten und kleinen Fortführungskredit einer kleineren Bank, deren Anwalt nun behauptet, man sei vom Kreditwerber getäuscht worden (was bestritten wird)” hinzugefügt.
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