Die Wahlkampagne der SPÖ, die schon bisher von einer beispiellosen Pleiten, Pech und Pannen-Serie überschattet war, hat ein weiteres Highlight geliefert, das das Politische Wien amüsiert. Eine angeblich von einem “SP-Insider” stammende, schmerzhaft-treffende Schwächenanalyse des Bundeskanzlers und Spitzenkandidaten Christian Kern hat den Weg in ein SP-nahes Boulevardblatt gefunden und gibt nun die Frage auf: Unvorsichtigkeit und Inkompetenz oder Putschversuch um zu retten, was noch zu retten ist? Bloggerin Alexandra Bader tippt auf Zweiteres.
Bader vermeidet (klagbare) Schuldzuweisungen, deutet aber an, dass
- der vorgebliche Verfasser (und “Verschicker”) der schon aus dem Februar stammenden Analyse im Umfeld der hiesigen Freunde des früheren SP-Beraters Tal Silberstein zu suchen ist, der von Anfang an auf die Demontage Kerns ausgewesen sei sowie dass
- die Figur, die Kern ggf. nachfolgen würde, Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil wäre, der in Sachen Innere Sicherheit und Zuwanderung den tough guy der SPÖ gibt. Damit das Ganze nicht zu einfach wird, darf sich niemand dabei ertappen lassen, das Messer gegen einen amtierenden Parteiobmann zu ziehen, weil überführte bzw. offenkundige Königsmörder automatisch ausscheiden müssen (weshalb für die Bader Doskozil bereits weg vom Fenster ist).
- Und schließlich meint die Bloggerin, die die Partei ziemlich gut kennt, dass das Papier in Tonalität und Analyse eher einem Geheimdienst entspreche als SP-üblicher “solidarischer Kritik im Inneren”.
Eine knifflige Sache also.
Klar scheint nur, dass die der SPÖ vorliegenden Umfragewerte verheerend aussehen müssen. Ob es selbst unter solchen Umständen ratsam ist, mitten im Fluss die Pferde zu wechseln, steht auf einem anderen Blatt. Die Österreicher wählen ihr neues Parlament am 15. Oktober.
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