Ressourcenimperialismus? EU, die Ukraine & die Russen aus Moskau

Alle Welt – einschließlich Moskau selbst – tut, als wäre der aktuelle Konflikt um die Ukraine primär eine Angelegenheit zwischen zwei außer- oder halb europäischen “Supermächten”. Wie aber sieht’s mit echten – weil eigennützigen – Kriegsgründen unserer europäischen Vasallenstaaten aus? In Sachen Erdgas und Kohle jedenfalls würden die Impf-Fascho-Regime Westeuropas voll von einer Integration der Ukraine in EU und NATO  profitieren, wie ein Blick auf die BP Statistical Review zeigt.

Vorbemerkung: Auch auf die Gefahr hin, die kognitiven Fähigkeiten die Kommissions-Bürokratie zu überschätzen, geht dieser Blogger doch davon aus, dass” Brüssel” die offiziell vertretene Renewable-Ideologie

selbst nicht glaubt oder sich wenigstens bewusst ist, dass ein Stromnetz ohne grundlastfähige Elektrizitäts-Produktion nicht aufrecht zu erhalten ist

(und auch nicht verlässliche Raumwärme im mehrgeschoßigen Wohnbau im Winter)

Den “Elite-Beamten” im Berlaymont und anderen Gebäuden muss ferner bewusst sein, was aktuell in den Niederlanden und demnächst in Norwegen vor sich geht

und dass “ihre EU-Bürger” in absehbarer Zeit “frisches” Erdgas und/oder Kohle benötigen, über die der (Sub)Kontinent nicht im ausreichenden Maß verfügt.

Schon ein flüchtiger Blick auf z.B. die BP-Daten zeigt, dass die Ukraine potenziell in der Lage ist, die heutige Rolle Norwegens bei Erdgas und jene Polens bei Kohle zu spielen

- sofern es gelingt, diesen Staat aus dem politisch-militärischen Orbit der von Moskau dominierten CIS herauszulösen.

Weder für die RF noch für die USA scheinen die der Ukraine zugeschriebenen Förderpotenziale eine besondere Rolle zu spielen.

Nun sind, zugegeben, die bei BP verzeichneten Reserven nicht besonders verlässlich bzw. sie spiegeln eine bloß theoretische, nicht unbedingt real förderbare Größe wider

- einen Anhaltspunkt stellen sie aber allemal dar.

Kohle

Zum Beispiel die in der Öffentlichkeit verketzerte Kohle, deren Premium-Qualitäten – bis auf Polen – in Kontinentaleuropa schon länger erschöpft sind.

Das gilt auch für Deutschland, das derzeit (2020) vom Brennwert her minderwertige Braunkohle fördert – noch wie gesagt

(das sich demokratisch nennende Polit-Gesindel ist gerade dabei, das auf Druck der Grünen abzuzstellen).

Folgende Tabelle zeigt, dass die Ukraine rein mengenmäßig

über 25% der europäischen Kohlereserven verfügt – mehr als Polen, und hochwertigeres Material als dieses und erst recht viel hochwertigeres als Deutschland.

Die im “neurussischen” Donbass konzentrierten ukrainischen carbon-Reserven bestehen nämlich zu mehr als 90 Prozent aus Anthrazit oder Steinkohle.

Prov. Reserves,
Mrd. Tonnen
Prod. 2020,
Exajoules
 R/P ratio
Ukraine  34,4  0,54 EJ  > 500 y
Europa  137,2  5,5 EJ  299 y

Ähnliches gilt für

Erdgas.

Die Papier-Reserven der Ukraine sind hier zwar um ein Drittel niedriger als jene Norwegens, reichen aber vier mal so lange, weil sie bisher nicht besonders intensiv ausgebeutet worden sind.

Kurz: die Ukraine spielt für Europa potenziell jene Rolle, die Irak für das Erdöl weltweit spielt, siehe hier.

Hier nun die obiger Übersicht entsprechende Tabelle für Erdgas:

Prov. Reserves,
Bill. m3
 Prod. 2020,
Mrd. m3
 R/P ratio
 Ukraine  1,1  19  57,5
 Europa  3,2  218,6  14,5

Wieder finden wir an dieser Stelle den Fachbegriff “total proved(n) reserves”, diesmal in Billionen Kubikmetern.

Die mittlere Spalte bringt die Produktion 2020 in Milliarden Kubikmetern (mehr als die Hälfte des Europa-Werts kommt übrigens aus Norwegen).

Die letzte Spalte zeigt schließlich, wie viele Jahre die Reserven bei aktueller Produktion “halten” (der Wert für Norwegen liegt bei 12,8).

Fazit: Hier wie da liegt in der Ukraine noch jede Menge “gutes Zeug” unter der Erde

(deren Humusschicht übrigens bis heute ein legendärer Ackerboden ist).

Nun kann es theoretisch sein, dass die russischen Reserveangaben total & hoffnungslos überhöht sind und völlig in die Irre führen und dass daher die Bodenschätze der Ukraine ein “Invasionsanreiz” auch für die Russen sind.

Das scheint angesichts der riesigen noch weitgehend “unerschlossenen Landmasse” der Russischen Föderation nicht sonderlich wahrscheinlich.

Eher schon ist Kapitalmangel des Pudels Kern, soll heißen:

bei ausreichend Kapital und Technologie könnte ein baldiger Abschwung oder gar ein steiler Produktionsabsturz in diversen Kategorien der “dense energy” wohl noch eine Weile verhindert werden.

Im Hinblick auf Kapital und Technologie aus dem Westen wäre eine offene Invasion der Ukraine durch die Russen aber ziemlich kontraproduktiv.

Sollte die Russische Föderation tatsächlich in der Ukraine einmarschieren, mag das

  • entweder mit Geschichtspolitik und “innenpolitischem Populismus” zu tun haben. Wie bekannt, beginnt die Geschichte Russlands mit dem Kiewer Rus, 500 Jahre bevor der erste Zar in Moskau die Bühne der Geschichte betrat. Im Westen bekannt ist auch, dass die russische Regierung heute gesetzlich dazu verpflichtet ist, Auslandsrussen zu schützen;
  • oder die Russen wollen sich sozusagen präventiv gegen einen ultimativen Schritt militärischer Umzingelung schützen. Tim Marshall erläutert das Syndrom in seinen “Prisoners of Geography” ja ausführlich: “As it is, Putin has no choice: he must at least attempt to control the flatlands to the west. So it is with all nations, big or small. The landscape imprisons their leaders, giving them fewer choices and less room to manoeuvre than you might think.” Die Ostexpansion der NATO seit 1990 ist jedenfalls unzweideutig und wenn hier jemand die “europäische strategische Ordnung” umstürzt bzw. umgestürzt hat, ist/war es nicht Moskau, gelle Telegraph.

Es darf für diesen Fall jedenfalls fest gehalten werden, dass “der Westen” dem Konzept eines neutralen Puffer-Staats wenig abgewinnen kann

und dass er wenigstens in diesem Fall das volle Spektrum nationaler Souveränität verteidigt – das andernorts als veraltet bekämpft wird (z.B. im Zusammenhang mit “global governance” etc).

Unabhängiger Journalist

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