Dieser Blogger, der zwar keine einschlägige “ingenieurmäßige Vorbildung” hat, Spanisch aber lesen und verstehen kann, wagt hier eine super-kurze Zusammenfassung und Interpretation dessen, was in IMO relevanten Ecken der spanischen “Öffentlichkeit” zum Blackout von vergangenem Montag gesagt wurde. Technisch dürfte es bis wenigstens zur nächsten größeren “Wortmeldung” der REE nichts Neues mehr geben (obwohl einer letztlich staatlich kontrollierten Firma auch nicht ganz über den Weg zu trauen ist). Dafür sollen ein paar Worte über Energiepolitik und -politisierung gesagt werden.
Die wichtigsten Punkte, die dieser Blogger glaubt verstanden zu haben, sind folgende:
- Es gab nach Mittag zwei größere Frequenzschwankungen, die das System ins Trudeln brachten und deren Entstehung bisher noch nicht geklärt wurde (wenigstens bei der ersten). Die REE behauptet, Definitives erst zu wissen, nachdem Hunderttausende Datenpunkte von privaten Energieerzeugern übertragen worden sind und die politisch eingesetzte Kommission zur Ursachenerforschung wird wohl heraus fibnden, was politisch opportun ist (notfalls nichts; siehe zur “Politisierung” Text weiter unten).
- Danach folgte der kaskadenartige Zusammenbruch des Netzes, der vom Ablauf her bereits ziemlich gut geklärt ist.
- Eine wichtige Lektion, die dem Vorgang IMO zu entnehmen ist, fasst eine Zeitungs-Headline folgendermaßen zusammen:”Lecciones del apagón: con baja interconexión y muchas renovables, la red eléctrica es más vulnerable.”
- Eine wesentliche Frage, die sich nun stellt, ist, ob eine bessere technische Anbindung das Problem lösen könnte. Konventionell orientierte Kritiker würden wohl meinen: “Nein, weil PV nicht die physische Trägheit (“inertia”) bieten kann wie z.B. Stromerzeugung mit konventionellen (“fossilen”) Energieträgern.” Erneuerbaren-Fans auf der Linken glauben dagegen, dass dieses Problem bei einem entsprechenden (quasi-)staatlichen Vorgehen prinzipiell bewältigt werden könnte.
- Der letzte Punkt wird auch in den Analysen einiger (einst) Podemos-naher Kommentatoren sichtbar, denen dieser Blogger in anderer Hinsicht vertraut. Diese Autoren sind für die Energiepolitiken der PSOE-geführten Regierungen der letzten neun Jahre teilweise mit verantwortlich, inklusive deren unangebrachten Akzents auf eine Art der Stromgewinnung, die nach Meinung dieses Bloggers “nie nachhaltig funktionieren kann”. Für diese Stimmen sind die realen “PV-Plantagen” im Südwesten wie “Autos ohne Bremse” – eben nur wegen der fehlenden Bremse disfunktional.
Womit man bereits beim Thema “Politisierung” angelangt wäre, die in der spanischen Öffentlichkeit inzwischen die “Aufarbeitung des Vorfalls” dominiert.
Kurz gesagt favorisiert die konservative Opposition, die seit 2016 (Rajoy) keinen Regierungschef mehr gestellt hat, die Atomkraft, während die Linke samt deren linkspopulistischen und separatistischen Anhängseln entweder gar kein oder ein technisch durchaus bewältigbares Problem mit der Photovoltaik sieht.
Für Spanisch Lesende mit Vorverständnis sei “Crónica de un Apagón Anunciado” empfohlen.
Bild: NOAA, Public Domain, via Wiki Commons
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