Wie Shale Oil die Profite der Supermajors zerstört

Steve St. Angelo, der seit 2013 immer wieder erklärt, dass die US-amerikanische Schieferöl-Revolution ein Ponzi scheme ist, macht deutlich, in welchem Ausmaß dieses Phänomen die Gewinne (auch) der Supermajors zerstört hat und sagt voraus, dass große Investoren auch Exxon, Chevron & Conoco dazu zwingen werden aus diesem Wahnsinn auszusteigen. NB zum Ölpreis.

Ausgangspunkt des auf srsroccoreport.com verlinkten neuesten Videos (nur 15 Minuten lang) ist das Elend der kleineren und mittleren shale oil-Gesellschaften, die mittlerweile hoffnungslos überschuldet sind und jetzt reihenweise pleite gehen.

Angesichts der andauernd schlechten Ölpreise kriegen sie weder am Kapitalmarkt noch von private equity Geld um noch ein paar Quartale ausharren zu können,

Meist wird dann gesagt, dass es die “Kleinen” aus unterschiedlichen Gründen “halt nicht könnten” und dass die heutige Situation eine günstige Kaufgelegenheit für die großén Konzerne sei.

Diese müssten für die insolventen Firmen-Wracks heute nur mehr cents on the dollar zahlen und könnten danach “den Laden auf Vordermann bringen”.

Börseregeln emöglichen langjährigen Vergleich

Steve St. Angelo hält das für blanken Unsinn und er verwendet die restlichen 10 Minuten seines Videos um zu erklären, warum:

Die shale oil revolution hat während der vergangenen Jahre auch die Bilanzen der Supermajors in einem schier unglaublichen Ausmaß verwüstet.

Dabei kommt St. Angelo – einem “wahren Experten” – zugute, dass ExxonMobile, Chevron & ConocoPhilips schon seit langem börsenotiert sind und dass sie deshalb bereits vor dem Ausbruch der Schieferöl-Manie detaillierte Zahlen vorlegen mussten.

Die lassen sich mit den heutigen Werten vergleichen

(eine “Umwegrentabilität” ist übrigens, dass Steve bei seiner Rechnerei drauf stößt, dass die Großen Drei im ersten HJ 2019 knapp 5 Mio. Barrel täglich gefördert haben, was schätzometrisch fünf bis sieben Prozent der Welterzeugung ausmacht; wohl wahr, da fehlt noch einiges, was üblicherweise unter “Big Oil” läuft – so viel aber auch wieder nicht. Das wirkliche Upstream-Geschäft machen heute die staatlichen Konzerne, von Saudi Aramco abwärts).

Das historische Zahlenwerk der Großen Drei ist so tiefenscharf, dass es möglich ist, Gewinne und CAPEX (“upstream”) auch für das Jahr 2005 zu isolieren und diese Zahlen mit jenen des 1. Halbjahres 2019 zu vergleichen (der Ölpreis war damals ungefähr gleich hoch wie heute).

Und zwar getrennt zwischen den (lower 48) USA, wo die shale revolution stattgefunden hat, und dem internationalen Geschäft (wo es keine Schieferöl-Revolution gab).

Bilanzkatatsrophe dank Shale

Das Ergebnis ist so frappierend, dass einem die Äuglein aus dem Kopf quellen.

Die Kapitalausgaben sind in den USA im Lauf der Shale-Revolution explodiert (um etwa das Drei- bis Fünffache), während die Gewinne (after tax) i.d.R. gesunken sind. Die Folge davon ist, dass in den Staaten heute drei bis vier Mal mehr CAPEX-Ausgaben anfallen als Gewinn gemacht wird.

Im internationalen Geschäft ist die Situation ein bisschen weniger verrückt. Dort wird im Regelfall gleich viel ausgegeben (CAPEX) wie Gewinn gemacht (manchmal ist der Gewinn sogar noch ein bisschen höher).

Das ist nicht wirklich gut und viel schlechter als 2005, aber Lichtjahre von der Situation in den USA entfernt, wo drei bis vier Mal mehr CAPEX anfällt als Gewinn gemacht wird – courtesy of the shale revoluution.

Abschließend vermutet St. Angelo, dass bei den Öl-Majors, die immer stärker in shale oil eingestiegen sind, passieren wird, was vor zwei Jahren schon bei BHP Billiton stattgefunden hat:

Milliardenverluste verheißende Desinvestments.

Große Aktionäre würden das sich verkalkuliert habende Management dazu zwingen, shale assets “um jeden Preis” abzustoßen.

Nachbemerkung, 23.8.2019, 16.00 Uhr: Natürlich ist diese katastrophale Bilanz direkte Folge des niedrigen Ölpreises. Wäre dieser doppelt so hoch, wären die Gewinne der Ölfirmen um ein Vielfaches höher und niemand würde sich groß um CAPEX scheren.

Gail Tverberg würde dazu erläutern, dass die Ölpreise so niedrig sind, weil die Konsumenten sich keine höheren leisten könnten – dass eben diese Preise für die Produzenten aber zu niedrig seien, weswegen “Peak Oil” bei niedrigen Ölpreisen kommen werde, so unglaublich das klingt.

Vielleicht hat sie recht damit, vielleicht nicht.

Unabhängiger Journalist

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