Die Schweizerische Nationalbank erklärt in ihrer Bilanz zum ersten Vierteljahr 2015, sie hätte einen Verlust von 29,3 Milliarden Franken gemacht und führt dies (scheinbar) auf Verluste durch die Aufhebung der Eurobindung des Frankens im Jänner zurück. Das ist eine massive Unwahrheit, wie sich aus den gleichzeitig veröffentlichten Bilanzpositionen erkennen lässt. Die naheliegendste Erklärung des Rätsels sind massiv belastende Derivativgeschäfte.
Die Papageien von den Mainstreammedien plappern wie üblich nach, was die Aussendungschreiber von sich geben (bzw. sie übernehmen, was sie glauben, dass die SNB von sich gibt). Offenbar kommt kein Papagei auf die Idee, sich die Zahlen anzuschauen.
Zeitgleich mit der Presseerklärung, die die SNB am Donnerstag abgesondert hat, hat sie auch ihre Bilanzpositionen und Währungsreserven veröffentlicht und die dort angeführte Entwicklung der Aktiva hätte eigentlich zu einem kräftigen Quartalsgewinn führen müssen. Die Quelle ist hier. Die Bilanzpositionen sehen folgendermaßen aus:
Die einzige in der Aussendung erwähnte Verlustquelle, die sich mit diesen Zahlen nachvollziehen lässt, ist die Bewertung des Schweizerischen Währungsgolds (zu 100% garantierter Marktpreis )
Bei den Devisenanlagen hat die SNB laut eigenen Zahlen seit Jahresende 2014 zirka 22 Milliarden Franken gewonnen. Wo also kommen die in der Aussendung behaupteten 41 Milliarden Verlust bei den Anlagewährungen her ?
Doch sehen wir uns genauer an, wo die SNB gewonnen/verloren hat. Sie macht ja geltend, überall verloren zu haben. Die Quelle der Tabelle ist hier.
Die Tabelle mit den Devisenanlagen zeigt, dass die SNB zwar 13 Milliarden bei den Euroanlagen verloren, aber 25 Milliarden bei den Dollaranlagen gewonnen hat. Diese beiden Positionen machen zusammen etwa 74 Prozent aus. Die anderen Währungen sind also eher pipifax.
Des Rätsels Lösung ist möglicherweise im Untertitel angedeutet. Dort steht nämlich:
Aber vielleicht hat die SNB einfach nur kräftig Geld gedruckt.
Nachbemerkung, 30.4., 15.30 Uhr: Also, das Eigenkapital auf der Passivseite zeigt einen starken Rückgang, der mit den genannten Verlustzahlen in etwa kompatibel ist. (Was jeder normalen Firma das Genick brechen würde, ist bei der Zentralbank einer Fiat-Währung aber ohnedies egal – ist eh’ nur funny money.)
Obwohl der Banknotenumlauf etwas gesunken ist, hat die SNB trotzdem massiv neue Liquidität geschaffen. Sie schuldet den Banken in der Schweiz nun 374 Milliarden Franken – 46 Milliarden mehr als vor drei Monaten.
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