Während das milde Winter-Wetter der vergangenen Woche in Mittel- und Westeuropa geradezu sensationelle Verbesserungen bei den “relativen Speicherständen” gebracht hat, verschwinden nach wie vor Abertausende Kubikmeter Erdgas aus unterirdischen Speichern in Mitteleuropa. Werden sie benutzt, um öffentlichkeitswirksame Kriegsgründe für einen “heißen Konflikt” mit Russland zu konstruieren?
Fast sieht es so aus, als würden soeben die (dis)informationellen Grundlagen dafür gelegt, um “Putin” Schuld daran zu geben, wenn Hunderttausende in österreichischen und ungarischen Ballungszentren zur Schlachtbank geführt werden.
Die Causa scheint ein bislang für unmöglich gehaltenes Ausmaß von “Eliten-Korruption” speziell im vorgeblich neutralen Österreich zu dokumentieren (Politicos, Regulatoren, Journaille).
Doch der Reihe nach.
“Im großen Bild” scheinen die Speicherstände in West(mittel)-AGSI-Europa die Realitäten der bisher günstigen Witterung widerzuspiegeln.
Die (von mir so genannten) “relativen Speicherstände” haben sich wegen der geringeren Abflüsse vergangene Woche z.B. in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich um enorme 8 – 10 Prozentpunkte verbessert und AGSI-Europa gesamt konnte in dieser Metrik um fast drei pp zulegen.
Zur Erläuterung: Die Einführung von “relativen Speicherständen” ist deswegen angebracht, weil die Aktivitäten um die Speicher saisonal stark “verzerrt” sind:
In den Sommermonaten wurde in den vergangenen Jahrzehnten Storage-Volumen auf- und im Winterhalbjahr laufend abgebaut.
Es ist daher nur bedingt sinnvoll, z.B. den Speicherstand vom letzten Oktober-Tag mit jenem des letzten April-Tags zu vergleichen. Während das erste Datum typischerweise einen hohen Füllstand zeigt, sind, saisonal bedingt, die europäischen Vorräte Ende April weitgehend erschöpft.
Daher empfiehlt es sich, den aktuellen Speicherstand auf den Stichtag vergangenes Jahr oder noch besser auf den Tages-Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre zu beziehen
(wie bekannt variieren in den Wintern Außentemperaturen und Gasbedarf stark.)
Die hier vorgenommene Bezugnahme auf den gleichen Tag des vergangenen Jahres hat zwar ihre eigenen Probleme, ist aber weitaus aussagekräftiger als z.B. der Vergleich von Jahres-Mittelwerten.
Dieser Blogger ermittelt seit ca. Weihnachten 2021 aus den Daten des AGSI einen “relativen Speicherstand”, und dokumentiert ca. im Wochenabstand dessen Veränderungen.
Wer die aktuelle Tabelle mit den Werten von 6. Februar vergleichen möchte, sehe sich dieses Posting an
(vorbehaltlich immer wieder vorkommender Rechenfehler – so wurde vergangene Woche der neu aufgenommene SK-Wert um glatte zehn Prozentpunkte unterschätzt).
Was für Westeuropa gilt, müsste mutatits mutandis auch für Mitteleuropa gelten – tut das gemäß den sofort sichtbaren Storage-Daten aber nicht, was ziemlich mysteriös ist;
so mysteriös, wie das Ergebnis meiner Analyse vergangene Woche, die zeigt, dass auf Basis der “Injections” (dzt. praktisch null) sowie der “Withdrawals”
Speicherstand eigentlich auf- und nicht abgebaut hätte werden müssen (die Analyse bezog sich auf auf fast drei Monate der laufenden “Heizsaison”).
Der nach Adam Riese zu erwartende Effekt höherer Außentemperaturen scheint nun zwar in kontinentaleuropäischen Kernländern der NATO in Mittel- und Westeuropa eingetreten zu sein
- nicht aber in “Österreich-Ungarn”.
Im neutralen Österreich und im NATO-Land Ungarn ging die die Talfahrt der “relativen Speicherstände” munter weiter, obwohl eigentlich frühlinghaftes Wetter herrschte (wie dieser in Wien lebende Blogger weiß).
Um etwaige Erinnerungsfehler ausschließen zu können, habe ich mir die Flussbilanz des AGSI für vergangene Woche angesehen (nur Ungarn und Österreich)
und bin auf das selbe Phänomen gestoßen wie für den Zeitraum 1. November 2021 bis 25. Jänner 2022.
In Östereich wurden (“!netto”, also Abflüsse minus Zuflüsse) um ca. 2,9 und in Ungarn um 0,7 TWh weniger Gas entnommen, deren “relative Speicherstände” verschlechterten sich ggü dem VJ aber trotzdem.
Hier eine auf AGSI-Daten beruhende selbst gemachte Tabelle:
Relativer Speicherstand 6. Februar ’22 | Relativer Speicherstand 13. Februar. | Zu-/Abflüsse, δ ggü. VJ (GWh) | Storage-Verlust (GWh) | |
A | - 54,2% | - 56,8% | + 2864,5 | - 1700 |
H | - 52,6% | - 54,3% | + 708 | - 1900 |
***
Diese Diskrepanz wäre nur dann zu erklären, wenn entweder die Storage- oder die Withdrawal-Daten falsch kalkuliert sind.
Ich glaube in diesem Fall aber nicht an einen Rechenfehler
und noch weniger daran, dass das geschilderte Phänomen den Regulatoren unbekannt ist.
Die einfachste Erklärung ist in meinen Augen, dass (kumuliert) etliche Millionen Kubikmeter irgendwohin verschoben werden, dass dies den Regulatoren aber nicht gemeldet wird (werden muss).
Habituell misstrauische Menschen wie dieser Blogger könnten spekulieren, dass das geschilderte Phänomen mit der aktuellen Kriegstrommelei in der Ukraine zu tun haben kann und dass es geeignet ist, den Ober-Russen als besonders brutal zu framen
- als jemanden, der Hunderttausende, im mehrgeschoßigen städtischen Wohnbau lebende Mitteleuropäer gezielt erfrieren lässt, “weil er den Gashahn zu dreht”.
Das hat insofern ein Fünkchen Wahrheit für sich, als die Russen bis zum Beginn der Heizsaison weniger als bisher üblich geliefert haben und die EU-Kavernen daher von Beginn an nicht ganz voll waren (siehe weitere Erklärungen vor einer Woche).
Obwohl die Russen in diesem Fall “nur den Auktionen fern geblieben sind”, ließe sich das u.U. als Verschulden des Kreml interpretieren.
Bei den seit drei Monaten größer werdenden relativen Speicherverlusten ist das aber kaum möglich, denn
- die Russen haben während der Heizsaison schon in den vergangenen Jahren kaum etwas geliefert
- und tragen an den unerklärlichen Storage-Verlusten seit Beginn der Heizsaison schon überhaupt keine Schuld.
Dieses Bild ist zwar leicht und unter Zuhilfenahme von lediglich Grundrechenarten erkennbar,
wie sich in den vergangenen beiden Jahren erwiesen hat, sollte man diesbezüglich aber nicht mit den MSM oder sg. Experten rechnen.
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