Nicht genug damit, dass es in den vergangenen Tagen wirklich zu starkem Regen und Wind u.a. in Niederösterreich gekommen ist, eine unheilige Allianz aus Krisengewinnlern in Politik und Journaille bemüht sich auch noch, die in der “Bevölkerung” zweifellos vorhandene Angst zusätzlich zu schüren. Als Speerspitze fungiert wieder einmal die überregionale Berichterstattung des Quasi-Staatssenders ORF. Eine Zwischenbilanz.
Dieser Blogger hat, wie bereits sein Pseudonym andeutet, eine private Nahebeziehung zum Kamp, einem Fluss in der niederösterreichischen Böhmischen Masse, der wenigstens bis gestern im Fokus des wirklichen und angeblichen Krisengeschehens stand
- was ihn ebendort wg Regionalkenntnis und Hochwasser-Erfahrung vor 22 Jahren wohl zusätzlich zu einem einigermaßen kompetenten Urteil befähigt.
Wie der Zufall so spielt, hat er auch persönliche Erfahrung in und mit der Journaille,
was es ihm erlaubt, die Performance der im Kamptal eingesetzten Ex-Kollegen und -innen zu beurteilen.
Vorab: die scheint recherchemäßig eher lausig und gut nur insofern, als die Journos fehlerfrei (oder -arm) wiederholen, was ihnen zuvor von interessierter Seite eingeflüstert worden war.
(Offenlegung: Ich war vor 10 Jahren genauso, derlei gehört zu den “tools of the trade”).
Nun soll hier nicht behauptet werden, dass die reale Situation im Kamptal “normal” sei.
Der Kamp hat sich aus einem trägen Schlammloch zu einem reißenden Fluss verwandelt, der einige “grüne Überschwemmungsgebiete” und Straßen unter Wasser gesetzt hat.
Ein längs des Kamps liegendes Grundstück, zu dem dieser Blogger ein spezielles Naheverhältnis hat, weist Bäume auf, von denen nur mehr die Kronen aus dem Wasser ragen und die früher einmal als “an der Uferböschung stehende Bäume” bekannt waren.
Dennoch.
Dennoch ist die Situation auch hier eine andere als die Leser/Zuseher in den Medien, speziell im ORF vermittelt kriegen.
Auch hier stellt sich die Frage: Wo anfangen?
Vielleicht mit dem Stausee in Ottenstein, der eigentlich drei Stauseen ist.
Von diesem wird befürchtet, dass er unkontrolliert überschwappen oder gar brechen könnte, wie die (teilweise Natur-)Dämme an anderen nö. Nebenflüssen auch.
Nicht gesagt oder in einem unscheinbaren Nebensatz versteckt wird der – an sich lobenswerte – Umstand, dass der Stausee Ottenstein zu den Wassermassen des Kamp substanziell beiträgt.
Wohl deswegen steigen die Pegelstände des Kamp auch wieder.
Ottenstein lässt nämlich präventiv und auf kontrollierte Weise Wasser ab,
seit heute, Montag morgen, überhaupt das Doppelte als bisher.
Die EVN tut das schon seit einer Woche, weil sie vom Hochwasser vor 22 Jahren gelernt hat, weswegen sie einen großen Applaus – aber echt jetzt – verdient.
Ottenstein konnte mit dem Wasserablassen auch noch einmal zulegen, weil die Taffa, die nördlich von Gars einmündet, seit heute Nacht wesentlich weniger in den Kamp abgibt als vorher.
Auch hier kein Wort über Ottenstein und Taffa vom ORF-Korrespondenten in Rosenburg, obwohl der doch sichtlich vor Ort in die Kamera gesprochen hat.
Wie man sieht, tun die Entscheidungsträger in der Ottensteiner Kommandozentrale fast alles, dass die eh erst in den 1950ern gebauten Staumauern halten
- und ein Staudammbruch dort wäre wirklich und wahrhaftig eine Katatrophe, nicht nur (aber nicht einmal primär) für diesen Blogger.
Aber für den Bruch des natürlichen Staudamms im Gscheinzbach können die Entscheidungsträger in Ottenstein nichts, weswegen die Überflutung in Hadersdorf nicht auf ihre Kappe geht
(der Loisbach, der grad Langenlois heimsucht, ist ihnen m.W. auch nicht zuzurechnen).
Wie am Gscheinzbach sind auch andere Dämme. z.B. in der Perschling oder der Traisen gebrochen, wodurch Teile der Landeshauptstadt bildwirksam unter Wasser gesetzt wurden
- aber von einem Dammbruch in Ybbs-Persenbeug, Wien-Freudenau oder wenigstens Ottenstein ist bisher nichts zu sehen
(was auch so bleiben möge!)
Dafür hat es im Großraum um das Kamptal weitgehend zu regnen aufgehört
- was kaum zu glauben ist, wenn man etwa aus dem ORF gebetsmühlenartig vorgebrachte Versicherungen hört, dass sich “die Lage zuspitze” und “keine Entspannung in Sicht” sei.
Kein Regen würde Entwarnung für das Kamptal bedeuten, oder genauer formuliert:
Wenn es in den Einzugsgebieten der Kamp-Zubringer nicht oder nur mehr wenig regnet, werden die Pegelstände des Flusses bald deutlich sinken,
speziell dann, wenn Ottenstein aufhört, Wasser abzulassen.
Wenn man den Medien glaubt, spitzt sich die Lage ständig und überall zu –
man sollte aber dazu sagen, wo!
Aktuelles Faktum ist, dass sich die Regenfälle schon am Sonntag gen (Süd-)Osten, in den Raum Tulln/St. Pölten verlagert haben, weswegen auch die Wien derartig angeschwollen ist, dass sie in die U4 eindringen konnte.
Vom (bisherigen) Hochwasser und den Pegelständen an der Donau will ich hier gar nicht erst anfangen,
weil Besuch kommt und ich keine Zeit mehr habe.
Immerhin sei pro futuro zugestanden, dass es an der Donau noch einmal einen Zacken schwieriger werden könnte, wenn tatsächlich aus Salzburg/Oberösterreich neuer Regen kommt
und als Schnee bisher liegen gebliebener Niederschlag in die Donau abfließt.
Dann könnte sich die Lage in Wien tatsächlich “noch einmal zuspitzen”.
Immerhin sieht es so aus, als wäre von neuem Regen eher das Voralpengebiet-Donauland betroffen, abgesehen davon, dass es auf der Böhmischen Masse sowieso keine Berge gibt, von denen Schnee abschmelzen könnte
(aber ich kann mich bez. Regen täuschen oder schlecht informiert sein; vielleicht regnet es auch im Einzugsgebiet der Kamp-Zubringer stark).
Wie dem auch sei
- es sieht ganz ganz so aus, als gäbe es ein Kartell von Krisengewinnlern, denen es mithilfe unseres Quasi-Staatsfunks gelungen ist, sich auf echtes Schlechtwetter “drauf zu pfropfen” und einen PR-Stunt nach dem anderen vom Stapel zu lassen.
Dieses Kartell besteht aus
- Bundespolitikern wie Bundescharlie und dem grünen Bello von nebenan
- Landespolitikern speziell eines bestimmten Bundeslandes, also: der Landeshauptfrau und deren Stellvertreter. Koalitionspartner Udo ist nicht dabei, aber der kriegt ja eh gebührend Sendezeit für den Felssturz in Aggsbach und die Brücke bei Mautern
- Kleinere Rollen haben hier auch unser Black Hawk-Bundesheer mit seinen “Big Packs” und diverse Bürgermeister & “Einsatzkräfte”. Speziell von Letzteren sieht man (überregional) aber Jahr und Tag nichts, weswegen ihnen ihre 15 Minuten Ruhm gegönnt seien.
- Massiv profitiert aber auch die Journaille von der Panikmache – und da wieder speziell der ORF, der neuerdings unter einem zentralen Chefredakteur berichtet, der vor Jahren (damals noch für ein anderes Haus) gesagt hat: “Alle gehen Richtung Boulevard, wir gehen mit.”
- Angestachelt wird die Journaille noch von anderen Medienleuten, die zwar in derselben Echokammer leben, die den ORF-Journos aber aktuell vorwerfen, “zu schönfärberisch zu sein”. Praktisch jeder aus dieser Mischpoke dürfte sowieso der Ansicht sein, dass ein menschengemachter Klimawandel für die Malaise verantwortlich ist - was es definitiv erleichtert, mit gutem Gewissen zu tricksen.
Mehr Alarmismus könnte sich freilich als riesiger Rohrkrepierer entpuppen, wie sich das jetzt schon für das Kamptal abzeichnet
- oder für den Großraum Wien zufällig stimmen (siehe oben).
Mal sehen.
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