Die unglaubliche CO2-Story, ein Märchen für blauäugige Europäer

Brüssel und seine Handlanger wollen dem Alten Kontinent einreden, er müsse aufhören fossile Treibstoffe zu verbrennen, um das Weltklima zu retten. Diese Theorie dient der Begründung einer weit reichenden Verzichtspolitik - hält aber nicht einmal primitivsten Plausibilitätschecks stand. Ein Erklärstück.

Ein Blick auf die wichtigsten Fakten zeigt,

  • dass sich mit Ausnahme der Kontinentaleuropäer kein Staat daran macht, die Verbrennung von fossilen Treibstoffen – mit verbindlichen Targets – einzuschränken (die Obama-USA und der Rest der angelsächsischen Welt nehmen eine Mittelposition ein – siehe unten); sowie dass
  • die zugesagte CO2-Reduktion der Europäischen Union real keine Rolle spielt – selbst wenn die europäischen Akteure von den edelsten Motiven beseelt wären.

Hier ein paar Grafiken zum Thema.

Europäischer Sparkurs, globale CO2-Party

Die Union hat den Ausstoß von Treibhausgas seit 1990 um 23 Prozent verringert (Grafik bis 2014):

Liniengraph_EU_EmissionTHG_master_G
Eigene Grafik, Daten Eurostat

Trotzdem ist im gleichen Zeitraum der globale Ausstoß von Treibhausgasen um 54 Prozent gestiegen (Daten nur bis 2011, Trend geht aber ungebrochen weiter. Die Angaben stammen aus dem US-Energieministerium):

master_global_CEuropäischer Ausstoß heute nur mehr bei 11%

Dieses Auseinanderklaffen ist auch kein Wunder.

Der Anteil der Emissionen der EU-Länder an den Weltemissionen beträgt nur mehr elf, in manchen Grafiken nur mehr 10 Prozent. Hier eine Torte mit Daten aus 2013/14, die ich bereits im Dezember veröffentlicht habe.

Anteil_Emissionen_5

1990 hatte die Verteilung noch etwas anders ausgesehen, nämlich so:

grafik_1990_3
Eigene Grafik, Daten EPA

USA bremst seit 2008, aber großer Rückstand

Die USA haben seit der Finanzkrise ihren CO2-Ausstoß merklich gesenkt. Der folgende Chart enthält alle greenhouse gases, die im Register verzeichnet werden, ungeachtet ihres Ursprungs. Die Daten finden sich hier.

THG_Emissionen_USA_master_A

Durch die Krisenverluste hätte die USA heute beinahe schon fast die Hälfte der Wegstrecke zurückgelegt, die sie laut ihrer Absichtserklärung (“INDC”) bis 2030 bewältigen wollen.

Es ist aber mehr als fraglich, ob das Ziel des scheidenden Präsidenten – 26 bis 28 Prozent weniger Emissionen gegenüber 2005 – umgesetzt wird. Die USA haben für Kyoto bereits einmal eine Verpflichtungserklärung abgegeben, die vom Kongress aber nicht ratifiziert wurde, siehe z.B. hier.

Musterknabe zu Lasten der EU-Völker

Doch selbst wenn die Amerikaner ratifizieren und die angekündigte Reduktion bis 2030 erreichen, hinkt diese weit hinter den Targets zurück, denen die europäische Kolonialverwaltung in Brüssel und die Kollaborateure in den Mitgliedsstaaten zugestimmt haben: minus 40 Prozent gegenüber den Emissionen von 1990, siehe hier.

Gestern, am 20. Juli, hat die Kommission den Vorschlag zum sogenannten burden sharing vorgelegt, mit dem sie die international eingegangenen Verpflichtungen auf die einzelnen Mitgliedstaaten herunterbricht.

Die Mitteilung dazu findet sich hier. Hier ein Presse-Bericht dazu.

Damit hält man jeder Nation ein Stöckchen vor, über das deren Emittenten/Energieverbraucher springen müssen.

Die Schweden müssen ihre “Abgsae” z.B. um 40, die Deutschen um 38 Prozent senken. Für Österreich lautet die Vorgabe minus 36 Prozent – jeweils gegenüber dem Stand aus dem Jahr 2005.

Nicht gemeint ist dieses Mal jener Teil der Wirtschaft, der am Emissionshandel teilnimmt, also Energieerzeuger und Schwerindustrie.

Die Emissionshändler bekommen Sonderkonditionen, die weniger drückend sind als die für den Rest.

Die Details zur Zuteilung von ETS-Zertifikaten bis 2030 sind noch nicht beschlossen, sie lassen sich aber grob abschätzen, nämlich so:

Die EU hat angekündigt, die ETS-Allokation um 43 Prozent gegenüber 2005 zu senken. Das klingt nach viel, ist im Vergleich zur aktuellen Ausgangsbasis aber wenig – ein Minus von vielleicht sechs, höchstens sieben Prozent (In einer Durchschnittsrechnung wird die Zuteilung von derzeit 21,1 Millionen Tonnen CO2 auf knapp 20 Mio. gesenkt werden müssen – Durchschnittsrechnung).

Die Industrie steuert damit etwa eine Million Tonnen bei – wenn sie besonders solidarisch sein muss, vielleicht zwei.

Im Unterschied dazu werden Autofahrer, Raumheizer, Bauern und Gewerbetreibende verpflichtet, um 12 bis 13 Millionen Tonnen weniger CO2, minus 25 Prozent, auszustoßen – rechnerisch und quer über alle Non-ETS-Emittenten.

Das wird etwa folgendermaßen aussehen, wobei der 2015er-Wert eine Höchstgrenze darstellt, die im vergangenen Jahr unterschritten worden ist (genaue Werte liegen noch nicht vor).

master_emissionsredkt_D

Wer die österreichische Realverfassung kennt, weiß, dass an dieser Stelle jede Menge Extrawürste gebraten werden und ein paar Sektoren viel mehr als die anderen zahlen werden. Gewerbetreibende und Bauern werden sich in dieser Gruppe eher nicht befinden.

Wo was zu holen ist

Zuerst eine “Torte”, die einen Eindruck vermittelt, wie sich die Emissionen auf die österreichischen non ETS-Bereiche aufteilen. Den bei weitem größten Einzelbereich stellt der Verkehr, gefolgt von der Raumbeheizung.
master_CO2_split_DDas sind auch die beiden Sektoren, die den Löwenanteil der Einsparungen tragen müssen - ganz speziell die private Personenbeförderung.

Die Prognose, dass Frächter und Werkstransporte ungeschoren davonkommen, erfordert dagegen keine hellseherischen Fähigkeiten

Ein gewisses Einsparpotenzial mag auch auch noch in der Raumwärme liegen. Dieser Bereich beherbergt nach wie vor auch ein gewisses Umsatzpotenzial für das Baugewerbe.

Unabhängiger Journalist

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