Gegen 25 Jahre graue Migration hilft die höchste Grenzmauer nix

US-Mexico-Nogales-Border
Grenze bei Nogales, Arizona

Der neue US-Präsident wird demnächst mit dem Bau “seiner” Mauer an der Grenze zu Mexiko beginnen, einer Meisterleistung symbolischer Politik. Sie kann höchstens dazu dienen, die illegalen Grenzübertritte um schätzen wir: 50% zu verringern. Die von den Regierungen der vergangenen Jahrzehnte begünstigte graue Einwanderung ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen – bzw. nur mit Gewaltmitteln einer ethnischen Säuberung. Es gibt keine ernst zu nehmenden Anzeichen, dass Trump das anstrebt.

Die symbolische Politik, die er dabei führt, ist ein zweischneidiges Schwert. Für die “Liberalen”, die sich nichts Unmenschlicheres als einen Wall vorstellen können, ist eine Mauer Zeichen für böse, rechte Politik.

Für die andere Seite, immigrationsmüde deplorables diesseits der Grenze, etwa die Minutemen, ist sie Symbol für eine Zukunft ohne kulturell störende Josés.

Beide täuschen sich – die zweite Gruppe insofern als sie annimmt, dass

  • die Hispanisierung des US-Südens damit gestoppt werden kann, sowie dass
  • der neue Präsident junge Arbeitskräfte und frisches Blut zurückweisen will.

Trump ist aber kein Ethnonationalist. Er kann – und wird – nichts dergleichen versuchen.

Indocumentados, die in den Vereinigten Staaten geboren werden, sind automatisch US-Staatsbürger und dieses Faktum könnte nur mit einer Verfassungsmehrheit geändert werden.

Trump wird auch schwer umhin können, den Eltern der kleinen amerikanischen Staatsbürger sowie Latino-Kindern unter 14 ein Bleiberecht einzuräumen.

Die Kriminellen wird er dagegen so rasch wie möglich gen Süden abschieben – sobald nämlich die Mexikaner erkannt haben, dass sie so tief in der Rue de Gack stecken, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt als 2 Millionen delincuentes zurück zu nehmen (mit und ohne Anführungszeichen).

Anders als Hillary, die nur Gewalttätige abschieben wollte, wird Trump wahrscheinlich auch Taschendiebe außer Landes bringen lassen (siehe zur Problematik und Trumps Immigrations-Aussagen Politifact, hier)

Wenn er ganz böse ist, lässt er auch unbescholtene Illegale, die nicht Eltern von amerikanischen Staatsbürgern sind, sowie 14- bis 18-jährige, die nicht in den USA geboren wurden, ausweisen – das ist aber zu bezweifeln.

Der Mann will als smarter Gorilla und nicht als amerikanischer Dschinghis Khan in die Geschichte eingehen.

Sofern es sich um junge, ökonomisch aktive Steuerzahler handelt, ist der neue POTUS Populationist genug um diese Leute nicht von der Bettkante zu stoßen – auch wenn sie noch immer nur Spanisch sprechen (eine “rassistische Politik” der ethnischen Säuberung wäre auch nicht besonders populär)

Das heißt: Trump kann auf die Bremse treten, indem er die illegale Einwanderung von geschätzt 1,2 Millionen pro Jahr z.B. halbiert – und er kann eventuell sogar die legale Immigration von 1 Million p.a. zurückschrauben (ein guter Teil davon sind “Umbuchungen” bisheriger Illegaler).

Aber er kann (und will wohl) den demographischen Weltenlauf nicht aufhalten. Der ist schon so, wie das auf einem Chicano-Transparent formuliert wird:

Aquí estamos! Aquí nos quedamos! No nos vamos!”

Gegen diese Realität verblasst alles, was hierzulande sonst noch in Sachen Migration bzw. Reise-Freizügigkeit von Trump zu hören ist, beispielsweise die Nichtaufnahme von Syrern oder die verstärkte Kontrolle von Moslems aus sieben Staaten bei der Einreise.

Derlei mag marginale sicherheitspolitische Verbesserungen bringen, ist eigentlich aber auch nur eine Politik der Symbole, die die einen auf die Palme bringt und die anderen zu Lob, Preis & Hudel motiviert.

Ob null oder 10.000 syrische Umsiedler (Trump im Wahlkampf) – oder gar 60.000 (HRC) ist ziemlich egal.

60.000 “Syrer” sind grade mal das Häppchen, das einem mitteleuropäischen Kleinstaat pro Jahr zugemutet wird.

Es ist jedenfalls für eine Person, die tatkräftig mitgeholfen hat, diese Fluchtbewegung auszulösen, nicht viel.

Bild: Darkros  [Public domain], via Wikimedia Commons

Unabhängiger Journalist

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