“Flüchtlinge”: Bevorzugte Zielländer laut OECD, Größenverhältnisse

Die OECD bringt in ihrem jüngsten Migrations-Ausblick eine vergleichende Übersicht der Zahl der Asylwerber, die einerseits aufschlussreich ist, andererseits dem Phänomen der Immigration Versorgungssuchender über das Asylrecht nicht wirklich gerecht wird. “Aufschlussreich” weil klar wird, wo die Hauptlast für diese Bewegung anfällt – Deutschland -, und “verzerrtes Bild” deswegen, weil die Völkerwanderung nach Mitteleuropa ein koordinierter Prozess ist, der sich über mehrere Jahre hinzieht. Hier eine Statista-Grafik. NB über den Unterschied zwischen Migration und Asyl.
Infographic: The Countries Receiving the Most Asylum Applications | Statista You will find more statistics at Statista

Die folgende vereinfachte Tabelle, deren Zahlen dem vergangene Woche publizierten International Migration Outlook 2017  (IMO 2017) entnommen sind, bezieht die Angaben zu den 2016 gestellten Asylanträgen auf die Wohnbevölkerung.

Das ermöglicht eine ungefähre Vorstellung davon, wie groß der Druck der verdeckten Immigration via internationalem Asylrecht auf die jeweiligen Steuerbürger/Transferbezieher ist.

Es handelt sich um eine von diesem Blogger getroffene Auswahl aus den 35 angeführten Mitgliedsstaaten.

Insgesamt wurden 2016 in den OECD-Ländern 1,6 Millionen Neuanträge gestellt, davon 722.000 in Deutschland. Die Tabelle findet sich auf Seite 29.

Zielländer der “Flüchtlinge” 2016
Land Neuanträge ’16 Asywerber/Mio. Ew.
Deutschl.  722.360  8.952
Öst.  39.950  4.673
Schweiz  25.870  3.117
Schweden  22.410  2.291
Italien  122.120  2.042
Frankreich  77.890  1.209
UK  38.380  593
Spanien  16.270  353
USA  261.970  814

Was diese Tabelle nicht zeigt, ist, dass die in Mitteleuropa stattfindende Immigration via Asylrecht ein Prozess ist, der erst Mitte 2014 eine dramatische Wende genommen hat –

der sich aber trotzdem über mehrere Jahre erstreckt, in denen die statistisch sichtbaren Lasten unter den “solidarischen” mitteleuropäischen Ländern aufgeteilt werden.

Der Hintergrund dafür ist, dass das Einwanderungsland Nummer 1 erst 2016 den Großteil der Ansuchen jener Leute entgegen nehmen konnte, die schon 2015 ins Land gekommen sind – während die “Nachbarländer” Schweden oder Österreich bereits 2015 “ihr Soll erfüllt” haben und im vergangenen Jahr aus politischen Gründen (“Rechtspopulisten”) die Grenzbalken heruntergelassen haben.

Das bedeutet, dass

  • es sich wahrscheinlich um einen zwischen den mitteleuropäischen Immigrationsländern abgestimmten Prozess handelt, der es den systemkonformen Medien erlaubt, das Augenmerk auf die jeweils “günstigste” Maßzahl des Prozesses zu lenken, indem z.B. betont wird, dass die “Balkanroute nun ohnedies geschlossen ist” (Österreich 2016) oder dass die Regierung “jetzt sowieso rigorose Maßnahmen ergriffen hat” (Schweden, 2016);
  • dass im IMO 2017 die “Absorptionsleistung” Deutschlands 2016 übertrieben groß erscheint, nämlich im Verhältnis zu den kleineren Sozialstaaten in seiner Nachbarschaft, mit denen es sich “die Lasten teilt”. Um ein realistischeres Bild zu bekommen, müsste das arithmetische Mittel aus den Asylansuchen in Deutschland, Österreich, Schweden, Finnland etc. gebildet werden (aus 2015 und 2016). Die erlangten Maßzahlen wären dann mit den Mittelwerten der anderen OECD-Länder zu vergleichen.

“Verzerrende” OECD-Zahlen

Eine analoge Tabelle mit den Werten von 2015 sieht für ausgewählte mitteleuropäische Länder folgendermaßen aus (Quelle: IMO 2016, S. 32):

Zielländer der “Flüchtlinge” 2015
Land Neuanträge ’15 Asylwerber/Mio.Ew
Schweden  156.460  16.052
Österreich  85.620  9.973
Norwegen  30.520  5.908
Finnland  32.270  5.897
Deutschl.  441.900  5.471

Man sieht, dass z.B. die Asylanträge in Schweden im vergangenen Jahr um 86 und in Österreich um 53 Prozent zurückgeführt wurden, während in Deutschland die gestellten Anträge um 63 Prozent gestiegen sind ( = das BAMF hat den Rückstau aus der Einwanderungswelle 2015 aufgearbeitet).

Dabei handelt es sich um unterschiedliche Entwicklungen, die aber zum selben Prozess gehören.

Die Rechenübung ist nur sinnvoll, wenn man die Größe der Beiträge bewertet, die von den jeweiligen mitteleuropäischen Ländern bzw. deren Völkern für das gemeinsame Anliegen Immigration erbracht werden.

Im Vergleich mit den “umstehenden” Ländern in Europa und Übersee (USA, Japan, Australien) fallen die Zyklen in Mitteleuropa nicht wirklich ins Gewicht.

Großbritannien, Spanien, aber auch Frankreich, sowie die USA und Japan sind von den mitteleuropäischen Antragszahlen nämlich Lichtjahre entfernt.

So weit, dass man unmöglich auf die Idee kommen könnte, dass das internationale Gesetz, das sie umsetzen, dasselbe ist – siehe folgende Karte von Wikipedia zur Genfer Flüchtligskonvention:

1024px-Refugeeconvention(Die grün und gelb eingefärbten Länder agieren auf derselben “relevanten völkerrechtlichen Basis” wie Deutschland & Co.)

Bild/Grafik: No machine-readable author provided. IdiotSavant assumed [Public domain], via Wikimedia Commons

PS: Dank an Dimi, den Foristen im Gelben Forum.

Nachbemerkung, 2.7.2017, 17.00 Uhr: Freilich ist Migration nicht mit wirklicher oder vorgeschobener Asylsuche oder gar Gewährung von Asyl gleichzusetzen – und klarerweise umfasst der Migrations-Begriff der OECD viel mehr als Asylwesen.

Natürlich.

Es ist aber nicht einzusehen, warum nur seriös sein kann, wer sich in den Halden weitgehend irrelevanter Daten über Studentenaustausch, reguläre Wanderung oder Familiennachzug bei produktiven Arbeitsmigranten innerhalb der OECD verliert.

Solche Themen locken keinen sprichwörtlichen Hund hinter dem Ofen hervor.

All das ist gesellschaftlich unumstrittenen und/oder wird als wirtschaftlich nützlich angesehen. All das beinhaltet auch keine oder nur geringfügige Zumutungen für die Kultur- und Sozialsysteme der aufnehmenden Gesellschaften.

Das ist bei der sogenannten humanitär begründeten Migration in ausgewählte mitteleuropäische Sozialstaaten anders.

Die ist auf die Länder mit den besten Sozialleistungen konzentriert und in den Aufnahmeländern extrem umstritten (aus gutem Grund). Warum also sollten sich Medien und Politiker in besagten Ländern nicht solcher Armutsimmigration widmen, die unter dem Deckmantel des internationalen Rechts erfolgt?

Unabhängiger Journalist

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