Die Mainstream-Medien, die sich in den vergangenen Tagen eine fragwürdige Sensations-Coverage über den Hurrikan Irma leisteten, haben damit einen weiteren Nagel in den Sarg ihrer Glaubwürdigkeit geschlagen. Es scheint, als wäre die Lügenpresse geradezu erpicht, der Fehlberichterstattung überführt zu werden. Eine Gegenüberstellung der Opfer und Schäden, die Irma in Florida angerichtet hat und Vergleiche zu früheren Stürmen. NB: Angstporno auf österreichisch.
Ziel folgender Ausführungen ist der Versuch, die durch die krass verzerrte Coverage aus dem Lot geratene Perspektive zurecht zu rücken.
Einige “angelsächsische” Medien haben die Scharte ihrer Eiferei während der vergangenen Tage inzwischen ausgewetzt – was bei ihren kontinentaleuropäischen Kollegen bisher ausgeblieben ist.
Der hierorts vermittelte Eindruck, es habe sich um einen Vorgang von beispiellosen Ausmaßen und noch nie dagewesenen Härten gehandelt, ist irrig, wie eine nüchterne Nachberichterstattung zu Irma zeigt.
Die Gründe, warum “Irma” vergleichsweise wenig menschliches Leid und materielle Schäden angerichtet hat, sind, kurz gesagt, folgende:
- In der Karibik sind die großen, dicht bevölkerten Inseln Hispaniola und Kuba weitgehend verschont geblieben. Wirklich “schlimm dran gekommen” sind dagegen ca. zwei Dutzend kleine Eilande in der östlichen und südlichen Karibik, die unbewohnbar wurden (Barbuda) und wo zusammen 27 Menschen umkamen.
- Aber auch Florida hatte mehr Glück als Verstand - was hauptsächlich dem “Pfad” des Wirbelsturms geschuldet ist: hart an der Westküste der Halbinsel entlang nach Norden. Sowohl Miami als auch die Großregion Tampa waren nur am Rand betroffen.
Der Hurrikan Harvey, der 14 Tage zuvor Houston heimsuchte, hat jedenfalls unvergleichlich Schlimmeres angerichtet. Harvey hat massive Schäden in der texanischen Öl- und petrochemischen Industrie verursacht und 200.000 Häuser beschädigt (und dabei 13.000 ganz zerstört).
Welche Beweggründe die Medien hatten, danach völlig disproportional über Irma zu berichten – darüber lässt sich nur spekulieren.
Eine mögliche Ursache liegt wohl in vorab getroffenen redaktionellen Entscheidungen, die die Berichterstattung mit üppigen Ressourcen ausstatteten. Das dafür ausgegebene Geld musste irgendwie gerechtferigt werden.
Ein zweiter Erklärungsansatz ist, dass aus Irma ein Vorzeigestück für die katastrophischen Auswirkungen der “menschengemachten Erderwärmung” gemacht hätte werden sollen.
Faktum ist jedenfalls, dass in Florida als Folge des Sturms “nur” vier Menschen starben (wobei sich darüber streiten lässt, ob die gezählten Unglücksfälle nicht auch ohne Irma stattgefunden hätten).
Kleine bis mittlere US-Hurrikans verursachen heute – je nach “Pfad” – i.d.R. ein bis drei Dutzend Todesopfer. Zum Vergleich: das Jahrhundert-Desaster Katrina kostete 2005 noch mehr als 1.800 US-Bürger des Leben.
Versicherungs-Aktionäre feierten “geringen” Schaden
Bei den von Irma angerichteten Sachschäden durften sich die Versicherungsgesellschaften am Montag freuen, weil sie die zuvor befürchteten “Verluste” drastisch herunterkorrigieren konnten.
Wäre Miami direkt getroffen worden, hätten sie sich auf bis zu 300 Milliarden Dollar Aufwand einstellen müssen (eine andere Schätzung belief sich auf “nur” 100 Milliarden).
Die Financial Times konnte nun aber berichten, dass die Kurse der Assekuranzen am Montag kräftig stiegen, weil man “nur mehr” mit einer Schadenssumme von 20 bis 40 Milliarden rechnen musste.
Dabei handelt es sich freilich nur um die versicherten Schäden (der größere Teil ist das üblicherweise nicht).
Das ist zweifellos eine Menge Geld.
Die Reparatur der umfangreichen Zerstörungen an der Elektrizitäts-Infrastruktur, die großflächigen Evakuierungen und die Verwüstungen in den vorgelagerten Keys, wo der Sturm am Sonntagfrüh aufschlug (“landfall”), werden noch viele Milliarden verschlingen.
Doch die Schadenssumme wird relativ niedrig ausfallen, vergleicht man sie mit den echten Desastern der vergangenen Jahrzehnte.
Etwa mit Katrina, die vor zwölf Jahren New Orleans unter Wasser gesetzt hatte und die bis heute die traurige Liste der schlimmsten Hurrikans anführt. Der von ihr angerichtete Schaden betrug 170 Milliarden (in 2017 US-Dollars).
Bei Harvey kamen viel weniger Menschen um als bei Katrina (45), aber der Hurrikan blieb “an den richtigen (falschen) Stellen stehen” und könnte sich als ähnlich kostspielig erweisen wie Katrina.
Die Swiss Re schließlich hat anlässlich des “25-jährigen Jubiläums” noch einmal Hurrikan Andrew aus dem Jahr 1992 untersucht.
Auch damals blieb die größte Stadt Floridas weitgehend verschont und deswegen trägt die vor der heurigen Hurrikan-Saison entstandene Analyse des Rückversicherers den Titel Die 20 Meilen, die Miami gerettet haben.
In US-Dollars des Jahres 1992 nimmt sich die historische Schadenssumme von 26,5 Milliarden klein aus – aber Swiss Re hat mit Andrew “eine Zeitreise unternommen” und ihn zu heutigen Preisen nachmodelliert. Ergebnis:
Die wirtschaftlichen Verluste würden sich in laufenden US-Dollars auf 80 bis 100 Milliarden belaufen, wovon nur 50 bis 60 Milliarden versichert wären.”
Literatur:
Hurricane Irma: Facts, Damage, and Costs
Relief rally for insurance stocks as worst Irma fears avoided
Florida Emerges to Assess Damage After Irma Weakens to Tropical Storm
How Hurricanes Damage the Economy
Houston residents begin ‘massive’ cleanup as Harvey death toll hits 45
Hurricane Andrew:The 20 miles that saved Miami
Bild: NOAA [Public domain], via Wikimedia Commons
Nachbemerkung 1, 12.9.2017, 11.30 Uhr
Ein paar Screenshots von den Internet-Portalen österreichischer Medien, die bebildern sollen,was unter Katastrophenporno zu verstehen ist.
Die Manipulationstechnik der Zeitungen ist auch hier zu täuschen ohne wörtlich zu lügen.
Vielleicht hat jedes einzelne Detail, das die Zeitungen zum Aufmacher gemacht haben, stattgefunden oder ist faktisch richtig - die vermittelte Gesamtschau ist es nicht.
Den Vogel schießt wieder einmal Der Standard ab, der es schafft, unter einer an sich korrekten Headline (“Ex-Hurrikan Irma warf Prognosen über den Haufen”) das genaue Gegenteil davon zu berichten, warum “die Prognosen üer den Haufen geworfen werden mussten”.
All das hat mehr als nur einen Beigeschmack von Orwells 1984.
Hier ist die Webseite des manchmal noch als seriös geltenden öffentlich-rechtlichen orf.at, dessen Berichterstattung eigentlich an strenge Regeln gebunden wäre:
Hier ist sind die Krone und der Kurier:
Die Oberösterreichischen und Salzburger Nachrichten:
Sowie Der Standard:
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