Während der US-Dollar seit März 2017 um 12% gefallen ist, ist Finanzgold (in Dollar) um 9% gestiegen und Euro-Gold um 8% gesunken. Das sieht “im Innenverhältnis” nach freiem Markt aus – und speziell die Kritiker unseres vermeintlich allgegenwärtigen neoliberalen Marktradikalismus glauben auch hier an das “freie Spiel der Kräfte”. Dafür muss man postulieren, dass sich die Notenbanken, die nach Belieben eigene Währungseinheiten erzeugen können, nicht in den “FX-Markt” einmischen.
Wobei Währungsinterventionen oft ganz anders aussehen als den Minstream-Journos weis gemacht wird (massive unilaterale Käufe der eigenen Währung), erläutert ein anonym bleiben wollender FX-Kenner:
“Das beginnt bei Auftragsarbeiten von privaten Banken, die bei ihrer Kreditvergabe auf Gedeih und Verderb auf das Wohlwollen ‘ihrer’ Zentralbank angewiesen sind – und endet damit, dass Zentralbanken fast niemals etwas alleine machen.”
“Collective Action” sei der Schlüsselbegriff – abgestimmtes Handeln mit den Kollegen des anderen Handelsblocks und/oder mit Institutionen unserer “internationalen Finanzarchitektur” (gemeint sind wohl BIZ, IMF etc.).
Richtig sei aber, dass aktive Maßnahmen der Notenbanken auf Wendepunkte konzentriert würden, und dass man dazwischen die FX-Händler selbstständig arbeiten ließe und höchstens korrigierend eingreife, hieß es.
Siehe zur Erläuterung die “Aufmacher-Grafik” dieses Eintrags, einem von diesem Blogger beabeiteten USDX-Chart der Querschüsse.
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Es kann kein vernünftiger Zweifel, bestehen, dass die Austauschverhältnisse zwischen den großen Währungen von Fed, EZB & Co. gemanagt – zeitweise mikrogemanagt – werden.
Ermöglicht wird das durch verdecktes Agieren, internationale Arbeitsteilung und die Mystifiktaionen vorgeblich freier, tatsächlich weitgehend kontrollierter Finanzmedien;
Medien, die die Psyops der Zentralbanken umso kritikloser an ihr Publikum weitergeben, je “exklusiver” der Zugang ist, über den sie scheinbar verfügen (man will diesen ja nicht auf’s Spiel setzen ).
Ein zweiter nur schwer egalisierbarer Vorteil ist, dass das Zentralbankkartell über “unermesslich viel Zeit” zu verfügen scheint.
Im Gegensatz zu “normalsterblichen” Sparbuchbesitzern, Finanzjournalisten oder gar FX-Händlern wird auf Sicht von Jahrzehnten und Generationen gehandelt (welche Wurzel dieses Verhalten hat, soll hier nicht erörtert werden).
Was “derzeit” (also, sagen wir: innerhalb der nächsten zehn Jahre) ansteht, ist eine “Lösung” für die aktuelle Weltreservewährung.
Der US-Dollar ist praktisch tot, – ein jähes, für alle sichtbares Ende könnte aber katastrophale Folgen haben.
Deshalb versucht man nun schon seit Jahren, gemeinsam handelnd, Luft aus dem Dollar abzulassen – kontrolliert und ohne eine Kettenreaktion bei FX-Spekulanten oder auch nur einfachen, nicht beschützten Dollarhaltern auszulösen.
Bereits ein oder zwei Mal wurden derlei Versuche abgebrochen – jetzt wird ein neuer Anlauf unternommen.
Wie auch anderswo sind die Interventionen der Notenbanken mehrfach motiviert – und ein Motiv mag in der Bereicherung einzelner Akteure liegen.
Sicheres Vorwissen über die Wendepunkte in den “FX-Märkten” ist viele Milliarden wert.
Es geht aber auch um Ziele, die sich nicht kurzfristig in klingende Münze verwandeln lassen, beispielsweise um die Stabilität des Finanzsystems. Diese erfordert beispielsweise
- die Bestrafung “asozialer Spekulanten”,
- das Andauern der Illusion von der Wertbeständigkeit der Fiat-Währungen (siehe Jumping off the currency airplane) sowie
- das “Management” des Goldpreises, was über Futures (“Papiergold”) und die Kontrolle einstmals großer Bestände physischen Edelmetalls passiert (“Gold und Goldforderungen”).
Graphik: Querschüsse, FBAWI16060490076
Edit, 30.1.2017, 7.40 Uhr: In den letzten Satz “einstmals” eingefügt.
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