Der frisch gebackene Ex-Neffe der alten Tante hat ein neues Buch über das in Deutschland herrschende Migrations-Chaos und die Möglichkeiten seiner Beseitigung vorgelegt. Der frühere Berliner Kommunalpolitiker plädiert dabei a) für eine selektive Einwanderungspolitik zugunsten von “high potential-Immigranten” und b) für das Ende der Massen-Immigration kulturfremder und bildungsferner Pseudo-Flüchtlinge.
Sarrazin ist ein “Klassen-Verräter”, wie die Marxisterln sagen täten,
aber dummerweise einer, der seine “ursprüngliche Familie” nicht an eine kommunistische Kader-Partei, sondern an die Rechts-Popos verrät – angeblich.
Als gstudiertes früheres Mitglied der politischen Funktionselite hat er z.B. gelent
- sich der Grundrechenarten zu bedienen,
- mehr oder weniger wissenschaftliche Texte in englischer Sprache zu lesen und
- sich auf systematische Weise mit Themen auseinanderzusetzen -
“Künste”, die vielen Journos nicht mehr geläufig zu sein scheinen.
Zumindest macht sich besagte Berufsgruppe idR gar nicht erst die Mühe die Basisfakten dessen zu rapportieren,
worüber sie berichtet (vielleicht, weil sie glaubt, dass das “unjournalistisch” sei).
Drum braucht’s Leute wie Sarrazin, die ohne Herumgeschwurbel schreiben,
- dass sich in Deutschland (offiziell) 1,8 Mio. sg. Schutzsuchende aufhalten,
- von denen knapp 80 Prozent keiner sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgehen
- und dass 90 Prozent der abgelehnten Asylbewerber einfach nicht abgeschoben ( = “geduldet”) werden.
Natürlich könnten Otto & Grete Normalverbraucher das auch anderswo, womöglich “frischer” erfahren und einsinken lassen,
wenn sie sich nur die Mühe machten, kunstvoll gedrechselte Sätze oder raffiniert behübschte Statistiken zu entschlüsseln.
Sarrazin ist freilich definitiv “zeitsparender”.
Der “verrät” üblicherweise auch niemanden,
sondern versucht bloß “darzustellen, was ist”.
So schreibt dieser angebliche Hetzer u.a. auch,
- wer für das Flüchtlings-Gehampel der vergangenen Jahre letztlich (und in einem umfassenden Sinn) aufkommen muss (dreimal raten!);
- dass es seit dem Einfall der “Indogermanen” vor 5.000 Jahren keine mit heute vergleichbare “Migration” von außerhalb Europas mehr gegeben hat; oder
- dass es 2015 letztlich die Ungarn waren, die noch Schlimmeres verhindert haben, indem sie nämlich die Balkan-Route unterbrochen haben – und nicht etwa unsere Mastdarm-Akrobaten im Jahr danach.
“Von der Papierform” sieht’s dessenungeachtet nicht besonders gut aus für die europäischen Völker, speziell die Deutschen.
Pro Jahr sterben “regulär” ca. 1,2 Prozent der dortigen Wohnbevölkerung – eine knappe Million –
und (netto) 60.000 gut ausgebildete Junge wandern aus.
Deutschen Eltern mit und ohne MigraHiGru werden neue 800.000 Staatsbürger geboren, 200.000 p.a. kommen aus der EU dazu und 260.000 aus dem außereuropäischen Ausland, hauptsächlich “Fluchtmigranten”.
Damit, sagt Sarrazin, hat sich das Tempo, in dem “Deutschland sich abschafft” seit Erscheinen seines ersten Buchs (2010) vervierfacht.
S. ist zweifellos kein Deutschnationaler im engeren Sinn, sondern ein eher gefühlskalter Pragmatiker, den ungeregeltes und korruptes Chaos am allermeisten stört.
Er hat auch nicht viel mit der Bewahrung von germanischer Gensubstanz oder wenigstens historischem Ethnos am Hut – und drum ist er für die Einwanderung
- aber eine von Intelligenteren, Umtriebigeren & Fleißigeren etc. als der durchschnittliche Deutsche ist. Das sei die einzige Möglichkeit (mit Immigration) den Wohlstand zu steigern.
Die Ethnogenese ist in Sarrazins Augen ein letztlich nicht aufzuhaltender, extrem langfristiger Prozess, der immer schon zum Verschwinden alter Völker bzw. zu neuen “Mischungen” geführt hat. Grenzen können das freilich verzögern.
Immigration & Arbeitsproduktivität
Nun kann es durchaus sein, dass ein preussischer Kurfürst oder König die hugenottischen Vorfahren unseres Autors einst holen ließ,
z.B. weil dessen Populationistik-Experte das aus ökonomischen Motiven empfohlen hat (und nicht aus konfessionellen – zur Populationistik siehe Enzyklopädie der Neuzeit, Band 10).
Es sind seit damals freilich ein paar Jahrhunderte vergangen und Sarrazin macht heute geltend,
dass nicht die schiere Menge, sondern die Arbeitsproduktivität der Untertanen/Bürger ausschlaggebend sei – siehe die Argumentation in Sarrazins 2016 erschienem “Wunschdenken”.
Höhere Produktivität wiederum hat entsprechendes “kognitives Kapital” zur Voraussetzung.
Und da, sagt (nicht nur) Sarrazin, seien
- Oberschichtler tendenziell tüchtiger als Unterschichtler und
- Deutsche, Westler, vor allem aber Ostasiaten schnitten um Längen besser ab als Menschen aus dem Nahen Osten oder Afrika.
(Sarrazin bringt das vielfach mit dem Islam in Zusammenhang, worüber man diskutieren kann; vielleicht geht’s ja eher um “Tribalismus”).
Ist derlei nun “rassistisch”?
Wenn es das ist, ist die Faktenbasis dafür ziemlich solid;
jedenfalls handelte es sich um einen “Rassismus”, der nicht mehr allzuviel mit seinen Vorläufern aus dem 19. Jahrhundert oder aus der Nazi-Zeit gemein hat.
Die dazu laufende IQ-Debatte der Fach-Psychologen ist jedenfalls extrem interessant und darf keinesfalls “politisch für beendet erklärt werden”.
“Realistische Asylpolitik”
Wie dem auch sei – ein “weit offen stehendes Scheunentor namens Asylpolitik” verträgt sich absolut nicht mit jener selektiven Einwanderung, wie sie S. vorschwebt.
Dieses “Einfallstor”, meint er, müsse unbedingt geschlossen werden – was bei entsprechendem politischen Willen ohne Weiteres machbar sei,
- und zwar nicht nur an den Grenzen.
- Weiters solle nach innen die Rechtsstellung des Asylwerbers so geändert werden, dass dieser erst nach Erlangen eines legalen Aufentthaltstitels den Rechtsweg beschreiten könne. Vorher habe er/sie als “nicht eingereist” zu gelten
- Unterkunft und Verpflegung gebe nur in solchen Transitzonen, die wenigstens bis zum Vorliegen einer positiven Vorprüfung nicht verlassen werden dürften.
- Essen und Schlafgelegenheiten sollten aber auch nur jenen gewährt werden, die sich ausweisen könnten – also nicht den derzeit 70 Prozent Schutzsuchenden, die ihre Papiere auf der Flucht verloren haben wollen.
- Der ehemalige Bundesbanker möchte das politische Asyl nach Artikel 16a des deutschen Grundgesetzes erhalten, mit dem, wie er selbst ausgerechnet hat, in den vergangenen 10 Jahren nicht einmal ein Prozent der Asylentscheidungen (offenbar nur in erster Instanz) begründet wurden.
- Die Genfer Flüchtlingskonvention, die in den 1950ern und 1960ern in einem ganz anderen Kontext entstanden ist, solle neu verhandelt werden, mit dem Ziel, dass dann noch “eine Pflicht für europäische Staaten bestünde, die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge anderer Kontinente mitzufinanzieren, nicht aber, sie auf dem eigenen Gebiet aufzunehmen.”
- Und schließlich sollten abgelehnte Antragsteller ohne Wenn und Aber in die Staaten zurück geschoben werden, aus denen sie gekommen seien, notfalls mit militärischer Gewalt (was sich Sarrazin möglicherweise zu einfach vorstellt).
Ein solches Vorgehen, meint Sarrazin, könne eine gewisse Homogenität und mit dieser friedfertigere gesellschaftliche Verhältnisse zurück bringen.
Es ist für ein Land ein großes Glück und eine gute Voraussetzung künftiger Stabilität, wenn seine Bevölkerung eine gewisse ethnische und kulturelle Homogenität aufweist und frei von religiösen Spannungen durch islamische Bevölkerungsgruppen ist. Im Europa und im Deutschland der frühen Nachkriegszeit waren diese Bedingungen durchweg gegeben. Durch falsche Einwanderung haben wir sie leichtfertig gefährdet und tun das weiter.”
***
Womit die Zeit für das übliche Ceterum Censeo dieses Bloggers gekommen ist.
Sarrazin hat Peak Oil “nicht am Radarschirm”
und damit auch nicht, was die sinkende Verfügbarkeit von Flüssigtreibstoffen in einer Welt voller Verbrennungsmaschinen bedeutet, beispielsweise für “die Arbeitsproduktivität”.
Und er scheint sich nicht vorstellen zu können, was das Ende des Schneeballsystems unseres Finanzwesens real bedeutet.
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